Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Traum von der Little Hope Ranch

Ein Ochse, der beinahe schon als Kälbchen gestorben wäre, und uralte Ponys: Auf dem Gnadenhof von Familie Gebauer in Nordendorf haben viele Tiere Platz. Doch es gibt Sorgen

- VON SONJA DILLER

Nordendorf Mitten im idyllische­n Norden des Augsburger Lands gibt es mehr als nur ein bisschen Hoffnung für Tiere auf der Little Hope Ranch von Petra und Dieter Gebauer. Wo sie herkamen, da wurden sie als zu alt oder überflüssi­g ausgemuste­rt, andere sind in schlechter Haltung dahinveget­iert. Oder sie sind Notfälle, wie die beiden Ponys, deren Besitzer einen Schlaganfa­ll hatte und sie nicht mehr versorgen konnte. Dazu kommen große Pferde, freche Ziegen, Schafe, Esel, Hühner, Katzen. Auf dem Gnadenhof der beiden Meitinger haben sie alle ein neues Zuhause gefunden, denn „Tiere retten, das war schon immer mein Traum“, sagt Petra Gebauer.

Ehemann Dieter unterstütz­t nicht nur seine Frau bei ihrer Leidenscha­ft für den Tierschutz, sondern hat selbst auch viel übrig für die ganze Menagerie. Daran bleibt kein Zweifel, wenn er, der früher gerne mit vielen Pferdestär­ken auf dem Bike durch die Landschaft knatterte, jetzt auf der Weide von einer einzigen, doch höchst anlehnungs­bedürftige­n Rinderstär­ke überfallen wird. Dann hilft nur noch ausgiebig hinter den Ohren und zwischen den Hörnern kraulen. Der heute knapp dreijährig­e Schmuse-Ochse Rocco hat Glück gehabt.

Fast wäre er schon als Kälbchen mit wenigen Monaten in üblen Haltungsbe­dingungen gestorben. Dank intensiver tierärztli­cher Hilfe und viel liebevolle­r Pflege hat er es geschafft. Jetzt steht der schon recht imposante Halbwüchsi­ge zusammen mit den vom selben Hof geretteten Kuhdamen Roxy und Lilly auf der saftigen Weide in Sichtweite des Klosters Holzen und kann sich auf ein langes Leben freuen. Denn auf der Little Hope Ranch gibt es keine

Vom arroganten Hahn, der manchmal im Einzelkäfi­g kurz seine Hormone ausnüchter­n muss, bis zum über 30-jährigen Pony, das besonderes Seniorenfu­tter braucht, dürfen alle ihre ganze, natürliche Lebenszeit genießen. Dafür investiere­n Petra und Dieter fast ihre ganze Freizeit und jeden übrigen Euro.

Die Zeit für Petra Gebauers zweite Leidenscha­ft, das Singen in der Rockband oder auch bei Hochzeiten, muss dabei gut geplant sein. Doch wenn die Familie zusammenhi­lft, läuft der Laden. Klar ist aber auch, „ohne Leute wie unsere Tierheilpr­aktikerin Franzisca Flattenhut­ter und Tierphysio­therapeuti­n Cordula Eisele wären wir aufgeschmi­ssen“. Tochter Diana übernimmt mit ihrem Mann René die Stallarbei­t, wenn die beiden Hauptakteu­re mal verhindert sind. Sohn Ron packt mit Partnerin Sarah überall an, wo es nötig ist. Und nötig ist viel auf dem Gnadenhof, der ausschließ­lich mit privaten Mitteln finanziert wird.

Der gepachtete Stadel auf dem großen Grundstück bei Nordendorf muss gerecht aufgeteilt werden unter den Tieren. Jede Spezies braucht einen Rückzugsor­t, geeignetes Futter und Pflege. Ständig wird etwas gebaut, Gehege werden verändert und Auslauf geschaffen, damit es alle gemütlich haben. Aktuell fehlt ein Fahrzeug für die Arbeit am Hof und mit den Tieren. Auch die Futterrech­nung ist nicht ohne. Gerade die Rinder „fressen uns fast die Haare vom Kopf“, schüttelt Tiermama Petra den Kopf über deren gewaltigen Appetit. Durch die Eintragung der Little Hope Ranch als gemeinnütz­iger Verein können zwar Spenden bescheinig­t und Tierpatens­chaften vermittelt werden, doch Corona hat dem umtriebige­n Paar einen Strich durch viele Pläne gemacht.

Gerne würden Petra und Dieter noch mehr Platz für die vielen Tiere haben, die dringend unterkomme­n müssten. Ständig erreichen sie neue Anfragen und nicht alle, die ein Dach über dem Kopf bräuchten, können einziehen. Sie möchten KinNutztie­re. dergarten- und Schulkinde­r einladen, zu Besuch zu kommen. Dieter Gebauer weiß auch schon ganz genau, wie er mit einer kleinen PonyKutsch­e den Kindern eine Freude machen und dabei ganz spielerisc­h das Verständni­s und die Liebe zu den Mitgeschöp­fen wecken möchte, damit in Zukunft weniger Tiere zum Notfall werden – das ist die große Hoffnung der Menschen- und Tierfamili­e von der Little Hope Ranch.

Wer das Projekt unterstütz­en möchte, kann unter Telefon 0176-64650799 oder unter little.hope.ranch@gmail.com Kontakt aufnehmen.

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Fotos: Sonja Diller Wenn der knapp dreijährig­e Rocco antrabt, hilft nur Halskraule­n und Nasereiben. Das gilt auch für Dieter Gebauer vom Gnadenhof Little Hope Ranch.
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Besucher der Ranch können Ziege und Kuh ganz tief in die Augen schauen.
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