Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Europameisterin Irmler will mehr
Haunstetterin holte mit dem deutschen Nationalteam den Titel. Der Erfolg ermöglicht Teilnahme an weltweiten Titelkämpfen
Der Urlaub tut gut. Sarah Irmler hat es an den Gardasee gezogen. Sie wirkt entspannt, gut erholt, aber vor allem immer noch hocherfreut, wenn sie von den Tagen Mitte Juli in Warna erzählt. Als Außenseiter fuhr das deutsche Beachhandball-Team nach Bulgarien und holte überraschend durch einen Endspielsieg gegen Dänemark den EM-Titel. Irmler, die für den TSV Haunstetten in der Halle und für den TSV Ismaning auf Sand spielt, war mit dabei. „Ich hätte nie damit gerechnet. Wir sind als Underdog angetreten und haben die Medaille geholt, das fühlt sich immer noch toll an“, sagt die 24-Jährige und lacht.
Die deutschen Beachhandballerinnen überzeugten in der Gruppenphase ohne Satzverlust. Auch in der Hauptrunde blieben sie ungeschlagen. In der K.-o-Phase traf Deutschland auf starke Gegner, im Viertelfinale mussten sie gegen Ungarn zum ersten Mal ins Penaltywerfen. Vor dem Turnier war das Erreichen des Viertelfinales das Ziel. Als es geschafft war, gab das zusätzlichen Schub. „Wir wussten, dass alles andere Bonus ist“, sagt Irmler und lacht wieder.
Hätten sie und ihr Team verloren, hätte maximal Platz fünf herausspringen können. So aber standen sie im Halbfinale gegen die Spanierinnen, die sie bereits in der Vorbereitung geschlagen hatten. Mit dem Einzug ins Finale wuchs das Selbstvertrauen. „Natürlich waren wir aufgeregt und wollten alles geben. Wir wussten aber auch, dass wir mit dem Finaleinzug etwas Besonderes geschafft hatten, das gab es seit 21 Jahren nicht mehr.“
Nur am Rande hat Irmler die Bestrafung für die Norwegerinnen mitbekommen. Vor dem Spiel um den dritten Platz verhängte der Dachverband EHF eine 1 500-EuroStrafe, weil sie Sport- statt Bikinihosen trugen. Inzwischen reagierte der Verband und spendete das Geld an eine Sportstiftung, die sich für die Gleichstellung von Frauen und Mädchen im Sport einsetzt.
Der Sieg in Warna ist für Irmler der Karrierehöhepunkt. „In der Halle stand ich mit der Jugendnationalmannschaft mal in einem WMFinale, aber das ist mein größter Erfolg.“Und dieser ermöglicht weitere Höhepunkte. Mit dem Titelgewinn hat sich Deutschland für die WM und die World Games qualifiziert. Diese sollen im Juli 2022 in Birmingham (Bundesstaat Alabama) stattfinden. Jetzt wartet aber erst die Vorbereitung in Haunstetten auf die Drittliga-Saison.