Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In der Hitze Tokios

Alexander Zverev spielt gerade manchmal zweimal am Tag. Bei tropischen Temperatur­en fordert das seinen Tribut

- VON ANDREAS KORNES

Tokio Es ist ein straffes Programm, das sich Alexander Zverev in Tokio aufgebürde­t hat. Am vergangene­n Samstag Sieg im Doppel mit JanLennard Struff. Sonntag Sieg im Einzel. Montag Sieg im Einzel, Dienstag Sieg im Doppel. Und am gestrigen Mittwoch erst der Sieg gegen den Georgier Nikoloz Basilashvi­li, ehe kaum eineinhalb Stunden später auch schon das Doppel gegen das US-Duo Austin Krajicek/ Tennys Sandgren anstand.

Mit Blick auf die klimatisch­en Bedingunge­n in Tokio ist das eine Ochsentour. Als Zverev am Mittwochna­chmittag das Spielfeld für sein Drittrunde­nmatch zum ersten Mal betrat, herrschten auf den Tribünen im Schatten über 30 Grad. Unten auf dem Platz, in der prallen Sonne, waren es fast 40 Grad. Gegen Basilashvi­li ließ sich Zverev davon zunächst aber nichts anmerken. Bisher hatte er alle Spiele in Tokio glatt in zwei Sätzen gewonnen. Der Georgier allerdings wollte sich nicht in die Opferrolle fügen und wehrte sich im zweiten Satz beherzt. Beide Spieler waren nach einer Stunde komplett durchgesch­witzt. In den kurzen Pausen holte Zverev ein Handtuch voller Eiswürfel aus einer Thermokist­e und kühlte Kopf und Nacken.

Eine Stunde und 38 Minuten dauerte die Tortur, dann erst hatte Zverev auch den zweiten Satz gewonnen. Völlig ausgepumpt saß er danach minutenlan­g auf dem Boden im Schatten eines kleinen Sonnenschi­rms, das gekühlte Handtuch auf dem Kopf.

Oben auf der Tribüne ballte Teamchef Michael Kohlmann die Faust. „Jetzt müssen wir zusehen, dass wir ihn möglichst schnell wieder fit kriegen.“Wie das passieren könne in der kurzen Zeit vor dem nächsten Auftritt im Doppel, wurde Kohlmann gefragt. „Abkühlen, viel trinken, essen. Irgendwie die Batterien wieder aufladen. Aber die Bedingunge­n sind schon brutal.“Er hoffe, dass Struff genügend Energie habe, um Zverev mitzuziehe­n. Das Viertelfin­ale sei extrem wichtig, „da geht es direkt drum, sich zwei Chancen auf eine Medaille zu erspielen. Das ist für beide das Allerwicht­igste, egal ob im Einzel oder Doppel.“

Die Hoffnung des Teamchefs war vergeblich. In zwei Sätzen unterlagen die Deutschen dem US-Duo. Zverev kam anschließe­nd reichlich gefrustet in die Mixed-Zone. „Ich hatte schon den Traum, zwei Medaillen hier für Deutschlan­d zu gewinnen“, sagte der 24-Jährige. „Ich hoffe, dass ich es jetzt in einem Wettbewerb packen kann. Ich werde versuchen, die Enttäuschu­ng ein bisschen rauszubeko­mmen.“

Viel Zeit bleibt ihm aber erneut nicht, schon an diesem Donnerstag geht es im Einzel weiter. Dann trifft Zverev auf den französisc­hen Außenseite­r Jeremy Chardy, ehe es zum wahrschein­lichen HalbfinalD­uell mit dem serbischen Topstar Novak Djokovic kommen könnte.

Die Organisato­ren reagierten am Mittwoch auf die zahlreiche­n Klagen von den Spielern über die hohen Temperatur­en und änderten den Zeitplan. Von Donnerstag an werden die Partien im Ariake Tennis Park erst ab 15 Uhr Ortszeit beginnen. Damit solle auf die Gesundheit der Spieler Rücksicht genommen werden, hieß es in einer Mitteilung.

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Foto: dpa Alexander Zverev (re.) und Jan‰Lennard Struff sind ausgeschie­den.

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