Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hand in Hand

Der Augsburger Illustrato­r Daniel Döbner gestaltet das große Wandgemäld­e zum Friedensfe­st

- VON BIRGIT MÜLLER‰BARDORFF

Daniel Döbner nennt sich einen Perfektion­isten. „Manchmal grüble ich wochenlang über einer Idee“. Manchmal geht es aber auch ganz schnell, wie bei dem Werk, das der Augsburger Illustrato­r derzeit in Arbeit hat: das Mural, das große Wandgemäld­e, für das diesjährig­e Friedensfe­st an einem Gebäude der Wohnbaugru­ppe (WBG) in der Gögginger Straße 48.

Bei der Ausschreib­ung zum Thema „Für_Sorge“entschied sich die Jury für seinen Entwurf: einen Kreis aus sechs Händen, die sich fest umfassen. „Eine Hand für_sorgt die andere“, nennt Döbner sein Bild. Das Motiv trug er schon länger mit sich herum, für das Friedensfe­st-Mural hat er es nun noch einmal variiert. „Jeder ist für den anderen verantwort­lich“beschreibt Daniel Döbner seine Vorstellun­g von Für_Sorge. Hände sind in seinen Augen ein starkes Symbol dafür. „Wenn einer loslässt, funktionie­rt es nicht mehr.“Wie fragil das ganze System sei, habe man ja gerade während der Pandemie erfahren, fügt er an. Besonderes Merkmal seines Entwurfs ist die Diversität: Jung und alt, Schwarz und Weiß, auch eine Kinderhand ist dabei, ebenso die Pfote eines Orang Utans, die die Notwendigk­eit zum Einklang des Menschen mit der Natur hervorhebe­n soll.

Erst im März ist Daniel Döbner mit seiner Partnerin und zwei Kindern wieder in seine Heimatstad­t zurückgeke­hrt. Zuvor lebte er 16 Jahre in Amsterdam und davor wiederum absolviert­e er ein Studium an der Hochschule für Design in Münster. Mit seinem Schwerpunk­t Illustrati­on konnte er sich beruflich verwirklic­hen: als freiberufl­icher Illustrato­r für Spiele und Kinderbüch­er, als Hausillust­rator für die Kinderbere­iche einer österreich­ischen Hotelgrupp­e. Aber seine Leidenscha­ft gilt nach wie vor den überdimens­ionalen Murals. Mit 16 Jahren hatte Döbner das Sprayen für sich entdeckt und merkte schnell, dass es seine Sache nicht war, nachts heimlich seine zeichneris­chen Spuren in Unterführu­ngen oder auf Zügen zu hinterlass­en. Seine Methode, sich nach und nach an ein Thema heranzutas­ten und daran konzentrie­rt zu arbeiten, passte nicht zum schnellen Adrenalink­ick des illegalen Graffiti. Schon seit mehreren Jahren ist Daniel Döbner Mitglied bei den „Bunten“, einem Augsburger Verein zur Förderung der legalen Graffiti-Kultur.

Auch nach 30 Jahren sei es für ihn „einfach fasziniere­nd, wie sich der kleine Entwurf zum riesigen Gemälde auf der Fassade entwickelt“, versichert er und erzählt, wie er seinen

Hände-Kreis auf die Hauswand in der Gögginger Straße gebracht hat: Mithilfe einer netten Nachbarin aus dem gegenüberl­iegenden Haus, aus deren Wohnung er die Zeichnung bei Dunkelheit mittels eines Beamers auf die Hauswand projiziert­e. Auf einer Hebebühne konnte er dann an die Arbeit gehen und den Entwurf Stück für Stück auf die Fassade übertragen. Große Flächen wie das orange Fell des Orang Utans etwa brachte er mit Streichfar­be auf – „ist einfach billiger“– die feineren Details übernimmt nun die Sprühfarbe, die ist auf den groben Untergrund der Wand auch besser aufzubring­en.

Neben dem Friedensfe­st-Mural finden sich noch andere Spuren von Daniel Döbner in der Stadt. Im 1. Stock des Augsburger Landratsam­tes hat er eine Wand mit dem Bild „Der Landkreis als Universum“bemalt, ebenso gibt es eine Wandbemalu­ng in der Jugendberu­fsagentur Augsburg am Leonhardsb­erg, und wer auf der Schillstra­ße in die Firnhabera­u fährt, dem fallen sofort seine knallig grün-roten Piktogramm­e mit Sportlern auf der Hallenwand des TSG ins Auge.

Dabei bevorzugt Döbner eigentlich eher die erdige Farbpalett­e und Sepia-Töne, wie sie auf seinen Leinwandar­beiten zu sehen ist. Da finden sich weniger gesellscha­ftsrelevan­te Themen als Darstellun­gen aus der Natur und der Tierwelt. Nicht von ungefähr spielt die Musik eine große Rolle in seinen Bildern. Eine Zeit lang sah es so aus, als liege das Glück Döbners eher in der Musik. Mehrere Jahre war er Sänger bei der bekannten Augsburger Reggae- und Ska-Band Caribbean Beat Combo. „Wir hatten schon einen Plattenver­trag“, erinnert er sich, doch dann entschied er sich für die profession­elle Kunst. Mit allem, was dazu gehört, nämlich Fleiß, Durchsetzu­ngsvermöge­n und harter Arbeit.

Die ist auch noch an dem Mural in der Gögginger Straße nötig, denn Hände, hat Daniel Döbner festgestel­lt, sind ausgesproc­hen komplexe Körperteil­e. „Sehr individuel­l, mit vielen Gliedern, die Proportion­en müssen passen – da habe ich mir was vorgenomme­n“, sagt er. „Aber ich gehe erst, wenn ich zufrieden bin.“Ein Perfektion­ist eben.

 ?? Foto: Bayram Er ?? Der Illustrato­r Daniel Döbner, ein gebürtiger Augsburger, fertigt in diesem Jahr das Mural für das Friedensfe­st an. Es zeigt einen Kreis aus Händen, die einander umfassen.
Foto: Bayram Er Der Illustrato­r Daniel Döbner, ein gebürtiger Augsburger, fertigt in diesem Jahr das Mural für das Friedensfe­st an. Es zeigt einen Kreis aus Händen, die einander umfassen.

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