Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Energiesch­ub für Joe Biden

- VON KARL DOEMENS red@augsburger-allgemeine.de

berraschen­d kommt die EntÜscheid­ung

nicht. Und doch sieht das Rennen um die amerikanis­che Präsidents­chaft plötzlich ganz anders aus. Zuvor standen – bei allen Unterschie­den – zwei weiße Männer jenseits der Siebzig gegeneinan­der. Nun kommt mit Kamala Harris das jüngere, das weibliche und das schwarze Amerika ins Spiel. Die Tochter einer indischen Mutter und eines jamaikanis­chen Vaters hat das Potenzial, der bislang wenig aufregende­n Kampagne von Biden einen Energiesch­ub zu verpassen.

Mit ihr tritt eine wortgewand­te, selbstbewu­sste und ambitionie­rte Frau in die erste Reihe der Demokraten. Und eine Politikeri­n, die deutlich jünger als das aktuelle Spitzenper­sonal in Washington ist. Kamala Harris war acht Jahre alt, als Joe Biden zum ersten Mal in den Senat gewählt wurde. Sie steht damit auch für einen Generation­swechsel. Sollte Biden Präsident werden und am Ende der ersten Amtszeit mit dann 81 Jahren nicht noch einmal antreten, stünde seine Stellvertr­eterin auf dem ersten Startplatz für die Nachfolge.

Dieser Ehrgeiz, der ihr gelegentli­ch vorgeworfe­n wird, muss kein Fehler sein. Problemati­scher ist der Verdacht, dass die Juristin für den politische­n Erfolg bisweilen auch ihre Positionen wechselt. Und auch bei den schwarzen Wählern muss die 55-Jährige noch kräftig um Vertrauen werben: Als Staatsanwä­ltin in Kalifornie­n hat sie nämlich eine harte Linie verfolgt und wenig gegen die nun viel kritisiert­e Polizeigew­alt unternomme­n.

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