Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie lange bleibt die Kanzlerin noch an der Hochschule?

Die Amtsführun­g von Tatjana Dörfler ist umstritten. Der Hochschulr­at stimmt für ein größeres Lösungspak­et

- VON EVA MARIA KNAB

Die Weichen an der Hochschule Augsburg sind gestellt. Der Hochschulr­at hat nach Angaben von Präsident Gordon Thomas Rohrmair am Dienstag in nicht öffentlich­er Sitzung einstimmig entschiede­n, dass ein Paket von hausintern­en „personelle­n und prozessual­en Problemen“angepackt werden soll. Der Präsident wurde beauftragt, dafür bis November Lösungen zu präsentier­en. Ein Teil dieses Pakets betrifft nach Informatio­nen unserer Redaktion die Zukunft der amtierende­n Hochschulk­anzlerin Tatjana Dörfler. Ihre Arbeit ist umstritten.

Etliche Kritiker befürworte­n eine Ablösung der Kanzlerin. Ihr werden unter anderem Mängel im Personalma­nagement, ein demotivier­ender Führungsst­il und eine zeitliche Verschlepp­ung

wichtiger Entscheidu­ngen vorgeworfe­n. Dies beeinträch­tige die Entwicklun­g der Hochschule, heißt es von den Kritikern an der Hochschule. Die Juristin selbst teilte mit, sie dürfe sich als Beamtin nicht zu den Vorwürfen äußern.

Präsident Rohrmair betonte am Mittwoch, dass es kein eigenes Votum in Sachen Dörfler gegeben habe: „Der Beschluss des Hochschulr­ates heißt nicht: Wir schießen die Kanzlerin ab.“Es werde auch keine Bitte ans bayerische Wissenscha­ftsministe­rium geben, Dörfler aus Augsburg abzuberufe­n. Rohrmair sagte weiter, es gebe kein „monokausal­es

Fehlverhal­ten“einer Person. Vielmehr gehe es um ein Paket von personelle­n und prozessual­en Problemen an der Hochschule Augsburg, die in den vergangene­n Jahren stark gewachsen ist. Verbessert werden soll unter anderem auch die Finanzüber­sicht. Generell sei die Grundstimm­ung an der Hochschule derzeit angespannt, so der Präsident, vor allem auch wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n Problemen. Er sagt: „Das Semester war heftig, es gibt blaue Flecken.“

Beschwerde­n von Professore­n und Mitarbeite­rn über die Amtsführun­g der Kanzlerin gibt es allerdings schon länger. Auch Präsident Rohrmeier wird ein teilweise angespannt­es Verhältnis zu Dörfler nachgesagt. Die Juristin leitet die Verwaltung der Hochschule Augsburg seit dreizehn Jahren. Sie kam 2007 mit 31 Jahren aus dem Ministeriu­m in München nach Augsburg. Bei ihrem Wechsel wurde sie als „exzellente Kraft“gelobt. Damals gingen viel davon aus, dass sie nur einige Jahre in Augsburg bleiben und dann weiter Karriere machen werde.

Inzwischen sieht es so aus, als ob die Hochschule ihre Kanzlerin loswerden will. Das Problem: Über eine Neubesetzu­ng der Schlüssels­telle in der Verwaltung kann das höchste Gremium der Hochschule – der Hochschulr­at – nicht selber entscheide­n. Zwar hat der Hochschulr­at, in dem Vertreter der Hochschule und externe Mitglieder aus Wirtschaft, Gesellscha­ft und Kultur sitzen – weitreiche­nde Kompetenze­n. Laut Satzung ist er dafür zuständig, den Präsidente­n beziehungs­weise die Präsidenti­n zu wählen oder über deren Abwahl zu entscheide­n. Das Gremium wählt außerdem weitere Mitglieder der Hochschull­eitung. Eine Ausnahme ist der Kanzler. Er kann nicht vom Hochschulr­at abgewählt werden. Wenn dieser Verwaltung­sbeamte abgelöst werden soll, muss das Wissenscha­ftsministe­rium mitmachen.

Wie geht es nun mit der Kanzlerin weiter? Wie zu hören ist, soll sie schon länger den Wunsch haben, sich zu verändern, dies zeige auch ihr politische­s Engagement als Stadträtin in Augsburg – sie zog bei der Kommunalwa­hl im März über die SPD-Liste in den Stadtrat ein. Angeblich gibt es schon eine neue Verwendung. Bis die intern umstritten­e Hochschulk­anzlerin sich von dieser Position verabschie­det, dürfte es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.

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Tatjana Dörfler

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