Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Geiseldrama: Täter ist schizophren
Prozess gegen 26-Jährigen gestartet
Bamberg Nach einer Geiselnahme mit drei Verletzten im unterfränkischen Haßfurt hat gegen einen 26-Jährigen am Landgericht Bamberg ein sogenanntes Sicherungsverfahren begonnen. Der Mann habe während der Tat unter Wahnvorstellungen und Halluzination gelitten und sei deshalb nicht schuldfähig, erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag zum Prozessauftakt. Sie will erreichen, dass der Mann wegen der von ihm ausgehenden Gefahr für die Allgemeinheit dauerhaft in eine psychiatrische Einrichtung kommt.
Dem Mann wird vorgeworfen, im Januar seine Mutter, deren Lebensgefährten, seinen Bruder, seine Schwester und eine weitere Frau bedroht zu haben: Wenn sie die Wohnung verlassen sollten, werde er sie mit einer Schere erstechen. Der Anklage zufolge schaffte es eine Geisel, die Polizei zu alarmieren. Als zwei Polizisten eintrafen, konnten die vier Familienmitglieder fliehen. Die fünfte Geisel, die nicht zur Familie gehörte, soll der Angeklagte von hinten gepackt und mit einer Hand ihren Hals umklammert haben. Mit der anderen Hand hielt er die Schere abwechselnd an den Hals und Kopf und drohte die Frau umzubringen, falls sich die Polizisten nähern würden. Damit habe er erreicht, dass einer der Beamten seine gezückte Pistole wieder einsteckte. Nach 45 Minuten soll der Angeklagte zu einer Stichbewegung mit der Schere in Richtung Kopf der Frau ausgeholt haben. Zwei Polizisten gelang es rechtzeitig, den Mann zu ergreifen.
Laut Anklage leidet der Beschuldigte unter einer paranoiden Schizophrenie und hatte Halluzinationen. Der Staatsanwaltschaft zufolge sei er daher nicht in der Lage gewesen, das Unrecht seiner Tat zu sehen. Der Angeklagte ist seit der Tat im Bezirkskrankenhaus Bayreuth.