Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Klingt unglaublich
Vor 25 Jahren erfanden fränkische Forscher die Musikwelt neu
Schon wieder so ein Jubiläum, das Eltern in Erklärungsnot bringt. Schließlich war es für uns in den 80ern schon eine echte Revolution, als der Walkmann die B-Seite der Kassette automatisch abgespielt hat. Unsere Eltern hörten damals noch Schallplatten und die Musik kam aus Boxen im Format einer Bierkiste. Aus Handschuhfächern – auch so ein Wort, das man Kindern von heute nur schwer begreiflich machen kann – purzelten Berge von Kassetten.
Und natürlich war ausgerechnet von der, die man gerade hören wollte, immer nur die leere Plastikhülle zu finden. Doch irgendwann waren auch die letzten ausgeleierten Tonträger dem Bandsalat erlegen, die letzten Platten zerkratzt – und im fränkischen Erlangen wurde die Musikwelt neu erfunden. Vor 25 Jahren schufen Forscher dort ein Format mit dem wenig klangvollen Kürzel mp3. Tondateien wurden so komprimiert, dass man nicht nur ganz viele Lieder auf ganz wenig Speicherplatz unterbrachte. Wer schon einen Internetzugang hatte, konnte nun seine Lieblingstitel auch einfach im Netz mit anderen tauschen. Ein Segen für Musikfans, der zum Fluch für die Branche wurde. Denn immer mehr Menschen wollten nicht mehr für Lieder bezahlen, die sie auch kostenlos herunterladen konnten. Dass das Ganze eine rechtliche, nun ja, Grauzone war, kümmerte damals kaum jemanden. Plötzlich passte die meterlange Plattensammlung vom Opa auf einen kleinen mp3-Player in der Hosentasche. Klang unglaublich, war aber so. Dass das Wundergerät schon bald wieder von gestern sein würde, konnte damals ja noch keiner ahnen.