Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie gehen mit der Tradition in die Zukunft

Wie sich der Gasthof Adler in Mittelneuf­nach entwickelt hat und worauf die Wirtsleute Zott viel Wert legen

- VON ANJA FISCHER

Mittelneuf­nach Wer den Besinnungs­weg Mittelneuf­nach hinter sich hat oder auf dem Schwäbisch­en Kartoffel-Radweg unterwegs ist, der kommt am Goldenen Adler in Mittelneuf­nach vorbei. In der Ortsmitte thront der Gasthof von Frank Zott und seiner Frau Jasmin – der Standort sagt schon viel aus über die Geschichte des Hauses. Es ist nachweisli­ch rund 600 Jahre alt und steht unter Denkmalsch­utz.

Frank Zott entwickelt­e den Goldenen Adler nach seinen Vorstellun­gen weiter. Trotzdem ist den Eheleuten die Vergangenh­eit stets bewusst: „Unser Geschäft ist ein Generation­enbetrieb“, sagt Jasmin Zott. Es sei für sie immer wichtig gewesen, dass es weitergehe­n könne mit dem traditione­llen, regionalen Betrieb, dem Wirtshaus im Dorf. „In vielen Dörfern müssen die Gaststätte­n schließen, deshalb wollten wir den Betrieb so aufstellen, dass wir auf dem Dorf bleiben können – als Wirtschaft von nebenan, aber auch als Speiseloka­l mit traditione­ll bayerisch-schwäbisch­er Kost und saisonalen Spezialitä­ten“, erklärt Jasmin Zott. Es sei sehr schön, wenn man Teil der Gemeinscha­ft sei, bei Taufen, Geburtstag­en aber auch Beerdigung­en dabei sein könne. Ein Wirtshaus im Ort sei auch ein Stück Lebensqual­ität.

Das gilt schon lange: Im Jahr 1403 wurde in alten Schriften erwähnt, dass sich dort ein gemauertes Wirtshaus mit angebautem Bräuhaus und Bachküche, dann ein Kornstadel, Stallung, Holzhütte, Schweinest­älle und eine Spital-Taverne befanden. Dieser Bewirtungs­betrieb wurde bis heute aufrechter­halten, neben dem Tafernrech­t hatte das Wirtshaus auch die Rechte des Bäcker-, Brauerund Metzgerhan­dwerks inne. Bis in die 1960er-Jahre wurde beim Adler zudem eine Landwirtsc­haft im Nebenerwer­b betrieben. Eine Tafel mit dem Wappen des Gasthofes erinnert neben der Eingangstü­r an diese längst vergangene­n Zeiten.

Vor gut zehn Jahren übernahm Küchenmeis­ter Franz Zott den Gasthof von seinen Eltern. Seine Vorfahren hatten den Betrieb bislang am längsten geführt, wie aus den Besitzakte­n hervorgeht.

Von der Vergangenh­eit in die Gegenwart: Jasmin und Frank Zott sehen in den Corona-Zeiten auch eine Chance. „In jeder Krise liegt auch eine Herausford­erung, die man annehmen muss“, sagt Jasmin Zott. Und dieser Herausford­erung möchte man sich beim Adler stellen: mit einem freundlich­en Lächeln, gutem Service, köstlichem Essen und dem Gefühl, willkommen zu sein. Die Besucher sollen sich wohlfühlen, sei es auf der liebevoll im südländisc­hen Stil mit Oleander und Olivenbäum­en ausgeschmü­ckten Terrasse oder im Biergarten, der mit einem großen Spielberei­ch für Kinder lockt. Ein wenig heimeliger ist es in dem gemauerten Eck neben dem Eingangsbe­reich. Und mit warmen Farben lädt der Gastraum im Haus ein. Das alles könnte schon genug sein. Doch so richtig wohl fühlt sich der Gast beim Adler in Mittelneuf­nach vor allem durch die herzliche Aufnahme durch die beiden Wirtsleute. Wer möchte, kann in einem der Pensionszi­mmer oder in einer der angegliede­rten Ferienwohn­ungen auch übernachte­n und am Abend einen Besuch in der Cocktailba­r M 86 im Keller des Gasthofs einplanen, wenn diese wieder geöffnet werden darf.

Die Corona-Zeit haben die Zotts genutzt, um gründlich zu renovieren. Die Baumaßnahm­en waren bereits seit langer Zeit geplant. „Wir haben Anfang März mit der Renovierun­g begonnen und hatten damit das Glück, die Zeit nutzen zu können“, sagt Jasmin Zott. Trotz aller Schwierigk­eiten hatte das Restaurant mit seiner abwechslun­gsreichen Küche keinen Tag zusätzlich geschlosse­n. Küchenmeis­ter Frank Zott kam seine Vielseitig­keit zugute. „Wir haben immer schon Essen zum Mitnehmen angeboten.“Das Angebot wurde ausgebaut. Vor Ort werden die Spezialitä­ten – Radl’-Teller oder Staudenpfa­nne, beliebt sind auch Pizzen und Burger – versüßt: Gerade die Plätze draußen bieten von ihrer erhöhten Lage einen schönen Blick über die Hausdächer Mittelneuf­nachs hinweg auf die Westlichen Wälder.

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Bei Jasmin und Frank Zott in Mittelneuf­nach sind über 600 Jahre Gastwirtst­radition zu Hause.
 ?? Fotos: Anja Fischer ?? Eine Spezialitä­t des Gasthofs Adler in Mittelneuf­nach: der Radl’-Teller. Das Essen wurde schon immer auch zum Mitnehmen angeboten.
Fotos: Anja Fischer Eine Spezialitä­t des Gasthofs Adler in Mittelneuf­nach: der Radl’-Teller. Das Essen wurde schon immer auch zum Mitnehmen angeboten.

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