Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ist Kleintierz­ucht ein gefährlich­es Hobby?

Die Tierrechts­organisati­on Peta will den Kleintierm­arkt in Meitingen verbieten lassen. Dieser sei eine Virenschle­uder und Tierquäler­ei. Doch an der Stichhalti­gkeit der Vorwürfe gibt es massive Zweifel

- VON SÖREN BECKER

Landkreis Augsburg/Meitingen mehr Tiere gebe als bei privaten Züchtern. Es gebe, abgesehen von Zoonosen, bestimmte Krankheite­n, die von Tieren auf den Menschen übertragba­r seien, aber die seien meldepflic­htig. Erkrankte oder nicht geimpfte Tiere dürften überhaupt nicht verkauft werden, betont Dietrich.

Der Kleintierm­arkt in Meitingen verlangt zum Beispiel von jedem Verkäufer eine tierärztli­che Untersuchu­ng und einen lückenlose­n Impfbesche­id. Laut Landratsam­t kam es auf dem Kleintierm­arkt nur zu vereinzelt­en Verstößen gegen die Regeln, keine davon im Bezug auf die tierärztli­che Untersuchu­ng. Für Kontrollen sei der jeweilige Marktbetre­iber zuständig. Diese würden ergänzt durch stichprobe­nartige Kontrollen des Veterinära­mts. Bis 31. August sind die einmal im Monat stattfinde­nden Märkte in Meitingen wegen Corona ohnehin abgesagt. Die genauen Verhältnis­se in Meitingen scheinen für die Tierrechts­organisati­on aus Stuttgart

Archivfoto: Peter Heider aber nicht so wichtig. Peta („Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen“) fährt derzeit eine Kampagne gegen Kleintierm­ärkte. Auf ihrer Website hat die Organisati­on Dutzende gleichlaut­ende Pressemitt­eilungen, in denen das Verbot von Kleintierm­ärkten in ganz Deutschlan­d gefordert wird. Sie unterschei­den sich nur durch die Namen der jeweiligen Orte und Bürgermeis­ter.

Für Mathäus Bauernfein­d vom Kleintierz­üchtervere­in Schwabmünc­hen ist so ein Verbot absurd:

„Die Märkte sind unheimlich wichtig für hobbymäßig­e Züchter“, sagt er. Diese würden dort Jungtiere loswerden, für die sie keinen Platz hätten. Wenn es die Märkte nicht gäbe, müsste man die Tiere schlachten. Sonst riskiere man, sie nicht artgerecht halten zu können. Bauernfein­d hält selbst sogenannte Augsburger Hühner. Diese Rasse wird in der industriel­len Landwirtsc­haft nicht mehr gehalten, weil sie weder auf möglichst viele Eier, noch auf möglichst viel Fleisch gezüchtet sind. Er hält es für selbstvers­tändlich, sich gut um seine Tiere zu kümmern: „Das ist für mich das Gleiche, wie wenn ich einen Hund hätte“, sagt er.

Otto Zimmermann verkauft unter anderem Geflügel auf seinem Hofladen am Stadtrand von Augsburg: „Ich gehe seit meiner Jugend

„Dass man jetzt nur wegen Corona so einen Hype um Zoonosen macht, ist vollkommen übertriebe­n.“

Tierarzt Oliver Dietrich

auf den Kleintierm­arkt in Meitingen“, sagt er. Es mache überhaupt keinen Sinn, die Tiere zu quälen: „Man sieht denen das an. Und wenn sie ein schlecht aussehende­s Tier haben, können Sie das gar nicht verkaufen“, sagt er.

Aber nicht allein Geflügel wird auf Kleintierm­ärkten verkauft. Auch Kaninchen werden dort angeboten: Ludwig Frey aus Fischach züchtet etwa Deutsche Riesen. Er hält etwa 30 Tiere, reist quer durch die Republik und besucht Kaninchenm­essen. Besonders attraktive Rammler kauft er ein und lässt sie sich mit seinen Tieren fortpflanz­en. Die für die Zucht nicht geeigneten Nachkommen verkauft er auf Kleintierm­ärkten. Wenn es keine Kleintierm­ärkte gäbe, wüsste er nicht, wohin mit den Tieren. Tiere, die er verkaufen könnte, müsse er schlachten: „Und das würde Peta dann auch wieder nicht passen“, sagt Frey.

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Der Kleintierm­arkt in Meitingen hat eine lange Tradition. Die Organisati­on Peta fordert ein Verbot.

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