Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt reagiert auf Kritik an Gelber Tonne
Die neuen Abfallbehälter sorgen in der Bevölkerung für Ärger. Nach einem Protestschreiben des Senioren- und Behindertenbeirats bewegt sich die Stadt und macht den Bürgern ein Angebot
Die neu eingeführte Gelbe Tonne ist für einen Teil der Menschen, die im Osten des Stadtgebiets leben, zu einem großen Ärgernis geworden. Es sind in erster Linie Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die Probleme haben, Wertstoffe in der großen Gelben Tonne zu entsorgen. Sie tun sich schwer, den Deckel zu halten. Jetzt zeigt die Kritik bei der Stadt Wirkung.
Die Tonnen mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern stehen in großen Wohnanlagen. Der Unmut war so groß, dass sich Senioren- und Behindertenbeirat mit einem Protestschreiben zu Wort meldeten. Diese öffentlich vorgetragene Kritik an der Politik hat Folgen: Die Stadt ist willens, verärgerten Bürgern entgegenzukommen. Dies hat Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt.
Die Unzufriedenheit in großen Wohnanlagen soll umgehend gemildert werden. Große Tonnen könnten getauscht und durch kleinere Behälter ersetzt werden, sofern der Platz dafür vorhanden ist. Die großen Tonnen sind darauf abgestellt,
Hauseigentümer sollen sich an die Stadt wenden
dass eben auch viele Wertstoffe entsorgt werden. Erben sagt, dass eine Änderung der Tonnengröße nicht das größte Problem sei: „Der zuständige Hauseigentümer oder Hausverwalter muss lediglich beim Abfallwirtschaftsbetrieb mit den im Internet verfügbaren Tonnentauschformularen für das jeweilige Anwesen die gewünschten Behälter anfordern.“Tonnen würden dann so bald wie möglich ausgetauscht. Der Wechsel sei auch kostenlos.
Es ist ein Angebot, das der Seniorenund Behindertenbeirat in seiner Erklärung vorgeschlagen hatte. Vorausgegangen war ein Aufschrei wegen des bisherigen Agierens der Politik. Senioren fühlten sich in die Tonnen-Neuanschaffung nicht eingebunden. Die Beiräte hatten sich dafür starkgemacht, dass man in Wohnanlagen kleinere Gefäße wegen der besseren Handlichkeit ebenfalls nutzen sollte. Dazu sagt Erben: „Es besteht jederzeit die Möglichkeit, einen Müllgroßbehälter gegen mehrere kleinere und leichter zu bedienende Tonnen mit zum Beispiel 240 Litern umzutauschen.“Der Abfallwirtschaftsbetrieb prüfe auf Anfrage, ob kleinere Gefäße zusätzlich zu den bereits vorhandenen Containern möglich seien.
Derzeit stehen 1850 Gefäße mit 1100 Litern im östlichen Stadtgebiet. Insgesamt wurden 13500 sonnengelbe Tonnen aufgestellt. Die Neuregelung war nötig geworden, weil in der neuen Gelben Tonne zusätzlich Wertstoffe entsorgt werden sollen. Dazu gehören unter anderem Küchenschüsseln, Kochtöpfe und Kleinwerkzeug aus Metall.
Die von den Senioren und Behinderten vorgebrachte Kritik stoße auf offene Ohren, sagt Erben. Allerdings müsse der Abfallwirtschaftsbetrieb immer abwägen zwischen oft unterschiedlichen Wunschvorstellungen der Bevölkerung, fachlichen Anforderungen und Erfahrungswerten sowie rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dass die neue große Gelbe Tonne auf solch massive Kritik stoßen könnte, hatte kein Verantwortlicher erwartet, sagt der Umweltreferent im Rückblick: „Dass in Anbetracht der bisherigen Beschwerden beziehungsweise Nichtbeschwerden und der Erfahrungen anderer Gemeinden die neue Deckelvariante gerade von Senioren und Menschen mit Behinderung als unpraktischer gegenüber der bisherigen Lösung empfunden wird, war nicht absehbar.“
Rückendeckung erhält Erben mit dieser Einschätzung von den zuständigen Stellen im Kreis Augsburg. Hier kommt die große Gelbe Tonne schon länger zum Einsatz. Große Beschwerden der Bevölkerung habe es nicht gegeben, heißt es dazu aus dem Landratsamt.
Erben betont, dass das Vorgehen der Verwaltung keine Nacht-undNebel-Aktion gewesen sei. Bereits im Vorfeld der Einführung der
Wertstofftonne sei an sämtliche betroffenen Eigentümer und Hausverwaltungen eine Bedarfsanfrage ergangen, in der den jeweiligen Eigentümern Gelegenheit gegeben wurde, Anzahl und Größe der erforderlichen Gefäße selbst zu bestimmen. Seitens der Stadt gebe es keine Vorgaben, welche Behältergrößen vor Ort verwendet werden. Erben: „Dies ergibt sich aus den räumlichen Verhältnissen und Platzbedingungen vor Ort sowie aus den Vorlieben und Praktikabilitätserwägungen der Nutzer.“Falls die einmal gewählten Behältergrößen sich als unpraktikabel oder sonst ungeeignet erweisen sollten, bestehe jederzeit die Möglichkeit, auf andere Behältergrößen umzustellen. Dies gelte für alle Sammelgefäße der Stadt (Grüne Tonne, Braune Tonne, Wertstofftonne) und sei seit vielen Jahren gelebte Praxis.
Die neue Gelbe Tonne wurde zum Jahreswechsel im östlichen
Stadtgebiet eingeführt. Drei Viertel der Augsburger, die links (in Flussrichtung) vom Lech leben, bekommen sie wohl im Frühjahr dieses Jahres. Der Entsorger Remondis betreut das Gebiet.
Das Unternehmen hat bereits einmal aufgelistet, wie viele Tonnen umgetauscht werden: 8500 Behälter mit 120 Litern, 19000 Behälter mit 240 Litern und 1400 Behälter mit 1100 Litern. In der Diskussion über die Akzeptanz der große Behälter hält sich Remondis zurück. Man nimmt dazu trotz mehrfacher Anfrage nicht Stellung. Dass die Bürger wegen der Tonnenumstellung teils irritiert, genervt und verärgert waren, lässt sich auch anhand einer Statistik des Kundencenters im Abfallwirtschaftsbetrieb erkennen. Demnach gab es zum Ende des Jahres allein 345 Beschwerden. Zudem wurden 400 Anfragen zur Wertstofftonne und 285 Änderungswünsche registriert.