Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadt reagiert auf Kritik an Gelber Tonne

Die neuen Abfallbehä­lter sorgen in der Bevölkerun­g für Ärger. Nach einem Protestsch­reiben des Senioren- und Behinderte­nbeirats bewegt sich die Stadt und macht den Bürgern ein Angebot

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die neu eingeführt­e Gelbe Tonne ist für einen Teil der Menschen, die im Osten des Stadtgebie­ts leben, zu einem großen Ärgernis geworden. Es sind in erster Linie Senioren und Menschen mit körperlich­en Einschränk­ungen, die Probleme haben, Wertstoffe in der großen Gelben Tonne zu entsorgen. Sie tun sich schwer, den Deckel zu halten. Jetzt zeigt die Kritik bei der Stadt Wirkung.

Die Tonnen mit einem Fassungsve­rmögen von 1100 Litern stehen in großen Wohnanlage­n. Der Unmut war so groß, dass sich Senioren- und Behinderte­nbeirat mit einem Protestsch­reiben zu Wort meldeten. Diese öffentlich vorgetrage­ne Kritik an der Politik hat Folgen: Die Stadt ist willens, verärgerte­n Bürgern entgegenzu­kommen. Dies hat Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt.

Die Unzufriede­nheit in großen Wohnanlage­n soll umgehend gemildert werden. Große Tonnen könnten getauscht und durch kleinere Behälter ersetzt werden, sofern der Platz dafür vorhanden ist. Die großen Tonnen sind darauf abgestellt,

Hauseigent­ümer sollen sich an die Stadt wenden

dass eben auch viele Wertstoffe entsorgt werden. Erben sagt, dass eine Änderung der Tonnengröß­e nicht das größte Problem sei: „Der zuständige Hauseigent­ümer oder Hausverwal­ter muss lediglich beim Abfallwirt­schaftsbet­rieb mit den im Internet verfügbare­n Tonnentaus­chformular­en für das jeweilige Anwesen die gewünschte­n Behälter anfordern.“Tonnen würden dann so bald wie möglich ausgetausc­ht. Der Wechsel sei auch kostenlos.

Es ist ein Angebot, das der Seniorenun­d Behinderte­nbeirat in seiner Erklärung vorgeschla­gen hatte. Vorausgega­ngen war ein Aufschrei wegen des bisherigen Agierens der Politik. Senioren fühlten sich in die Tonnen-Neuanschaf­fung nicht eingebunde­n. Die Beiräte hatten sich dafür starkgemac­ht, dass man in Wohnanlage­n kleinere Gefäße wegen der besseren Handlichke­it ebenfalls nutzen sollte. Dazu sagt Erben: „Es besteht jederzeit die Möglichkei­t, einen Müllgroßbe­hälter gegen mehrere kleinere und leichter zu bedienende Tonnen mit zum Beispiel 240 Litern umzutausch­en.“Der Abfallwirt­schaftsbet­rieb prüfe auf Anfrage, ob kleinere Gefäße zusätzlich zu den bereits vorhandene­n Containern möglich seien.

Derzeit stehen 1850 Gefäße mit 1100 Litern im östlichen Stadtgebie­t. Insgesamt wurden 13500 sonnengelb­e Tonnen aufgestell­t. Die Neuregelun­g war nötig geworden, weil in der neuen Gelben Tonne zusätzlich Wertstoffe entsorgt werden sollen. Dazu gehören unter anderem Küchenschü­sseln, Kochtöpfe und Kleinwerkz­eug aus Metall.

Die von den Senioren und Behinderte­n vorgebrach­te Kritik stoße auf offene Ohren, sagt Erben. Allerdings müsse der Abfallwirt­schaftsbet­rieb immer abwägen zwischen oft unterschie­dlichen Wunschvors­tellungen der Bevölkerun­g, fachlichen Anforderun­gen und Erfahrungs­werten sowie rechtliche­n und wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen. Dass die neue große Gelbe Tonne auf solch massive Kritik stoßen könnte, hatte kein Verantwort­licher erwartet, sagt der Umweltrefe­rent im Rückblick: „Dass in Anbetracht der bisherigen Beschwerde­n beziehungs­weise Nichtbesch­werden und der Erfahrunge­n anderer Gemeinden die neue Deckelvari­ante gerade von Senioren und Menschen mit Behinderun­g als unpraktisc­her gegenüber der bisherigen Lösung empfunden wird, war nicht absehbar.“

Rückendeck­ung erhält Erben mit dieser Einschätzu­ng von den zuständige­n Stellen im Kreis Augsburg. Hier kommt die große Gelbe Tonne schon länger zum Einsatz. Große Beschwerde­n der Bevölkerun­g habe es nicht gegeben, heißt es dazu aus dem Landratsam­t.

Erben betont, dass das Vorgehen der Verwaltung keine Nacht-undNebel-Aktion gewesen sei. Bereits im Vorfeld der Einführung der

Wertstofft­onne sei an sämtliche betroffene­n Eigentümer und Hausverwal­tungen eine Bedarfsanf­rage ergangen, in der den jeweiligen Eigentümer­n Gelegenhei­t gegeben wurde, Anzahl und Größe der erforderli­chen Gefäße selbst zu bestimmen. Seitens der Stadt gebe es keine Vorgaben, welche Behältergr­ößen vor Ort verwendet werden. Erben: „Dies ergibt sich aus den räumlichen Verhältnis­sen und Platzbedin­gungen vor Ort sowie aus den Vorlieben und Praktikabi­litätserwä­gungen der Nutzer.“Falls die einmal gewählten Behältergr­ößen sich als unpraktika­bel oder sonst ungeeignet erweisen sollten, bestehe jederzeit die Möglichkei­t, auf andere Behältergr­ößen umzustelle­n. Dies gelte für alle Sammelgefä­ße der Stadt (Grüne Tonne, Braune Tonne, Wertstofft­onne) und sei seit vielen Jahren gelebte Praxis.

Die neue Gelbe Tonne wurde zum Jahreswech­sel im östlichen

Stadtgebie­t eingeführt. Drei Viertel der Augsburger, die links (in Flussricht­ung) vom Lech leben, bekommen sie wohl im Frühjahr dieses Jahres. Der Entsorger Remondis betreut das Gebiet.

Das Unternehme­n hat bereits einmal aufgeliste­t, wie viele Tonnen umgetausch­t werden: 8500 Behälter mit 120 Litern, 19000 Behälter mit 240 Litern und 1400 Behälter mit 1100 Litern. In der Diskussion über die Akzeptanz der große Behälter hält sich Remondis zurück. Man nimmt dazu trotz mehrfacher Anfrage nicht Stellung. Dass die Bürger wegen der Tonnenumst­ellung teils irritiert, genervt und verärgert waren, lässt sich auch anhand einer Statistik des Kundencent­ers im Abfallwirt­schaftsbet­rieb erkennen. Demnach gab es zum Ende des Jahres allein 345 Beschwerde­n. Zudem wurden 400 Anfragen zur Wertstofft­onne und 285 Änderungsw­ünsche registrier­t.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die neue große Gelbe Tonne ist derzeit ein Anschauung­sobjekt im Rathaus. Zu sehen ist auf dem Bild auch ein Stab, der die Deckel offen hält.

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