Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ursache für Legionellen im Krankenhaus gefunden
Im September waren Keime festgestellt worden. Nun liegt das Ergebnis eines Gutachtens vor
Friedberg Sorge herrschte Ende des Jahres unter Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern des Friedberger Krankenhauses. Im September 2019 wurden mehrere mit Legionellen belastete Proben festgestellt, sowohl an Wasserhähnen als auch an Duschen. Die Kliniken an der Paar ließen in Abstimmung mit einer Fachfirma an allen Wasserhähnen und Duschen im Haus Sterilfilter anbringen. So sollte für Patienten, Besucher und Personal der Wasserverbrauch weiterhin ohne Einschränkungen möglich sein. Ob diese Maßnahmen greifen und welche weiteren Schritte das Krankenhaus unternehmen muss, sollte ein Gutachten klären. Dieses liegt nun vor.
Ein externer Gutachter überprüfte die gesamte Wasserversorgung des Krankenhauses. Das sehr detaillierte Gutachten war eigentlich schon für Ende Dezember angekündigt worden. Die wichtigste Erkenntnis daraus teilte Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamtes Aichach-Friedberg als Klinikträger, nun mit: „Die Sofortmaßnahmen haben gegriffen.“Die Filter, die in allen Patientenzimmern weiterhin montiert sind, arbeiten laut Gutachten zuverlässig, dort treten keine Legionellen auf. Trotzdem müssen an einigen Stellen bauliche und organisatorische Maßnahmen getroffen werden.
Bei mehreren Trinkwasseruntersuchungen wurden laut Landratsamt auch nach Abmontieren von Filtern keine Keime mehr gefunden. Nur an einer Stelle habe es einen positiven Befund gegeben. Es handele sich um den KaltwasserEingang zu einem WarmwasserBoiler. Alle Kaltwasser-Stränge seien ebenfalls mit Filtern bestückt.
Im Wesentlichen seien zwei technische Ursachen identifiziert worden: Einerseits lagen die Legionellen im Kaltwasser an einem defekten Ventil in Kombination mit einer zyklischen Temperaturerhöhung. Andererseits hat die Kontamination an den endständigen Stellen ihre Ursache in einer unzureichenden Hydraulik, die sich nun ein Planungsbüro ansehen wird.
Daneben gibt es weitere „kleinere Baustellen“, die nun behoben werden, etwa eine Verbindungsleitung zwischen zwei Bauteilen sowie einige Stagnationsbereiche. Gemeinsam mit der Hochbauverwaltung des Landkreises wird ein Plan erarbeitet, in dem die kurz-, mittel- und langfristigen Sanierungsmaßnahmen koordiniert werden. Außerdem riet der Gutachter, einen weiteren Haustechniker einzustellen, der über eine Berufsausbildung im Bereich Sanitär verfügt. Die Stelle wurde ausgeschrieben.
Legionellen sind Bakterien, die im Wasser leben und bei Menschen Krankheiten auslösen können. Da insbesondere ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem gefährdet sind, gilt der
Befall in einem Krankenhaus als kritisch. Obwohl die Legionellen 2019 bereits im September festgestellt worden waren, versäumten es die Kliniken wegen der Turbulenzen in der Geschäftsführung nach dem Abgang des früheren Klinikchefs, die Öffentlichkeit zu informieren. Nach den ersten Proben wurden zunächst ausschließlich Patienten und, über die Stationsleitungen, Pflegekräfte mündlich informiert, wie es damals hieß. In einem zweiten Schritt erhielten Mitarbeiter eine RundE-Mail. Erst Monate später folgte ein Aushang im Erdgeschoss. Infiziert hatte sich nach damaligen Stand niemand.
Auch das Klinikum Günzburg hatte vor einem Jahr mit Legionellen zu kämpfen. Dort wurden ebenfalls Filter eingesetzt. Nach Aussagen des Klinikums lag die Ursache für die erhöhte Keimkonzentration an Warmwasserbereitungsgeräten. Legionellen werden bei einer Wassertemperatur von mehr als 60 Grad abgetötet. Daher verfügen Gebäude über ein Leitungssystem, in dem heißes Wasser regelmäßig zirkuliert. Gerade in älteren Gebäuden kann es aber zu Problemen mit der Technik kommen. Wenn ein Teil des Wassers länger nicht erhitzt wird, können sich Legionellen dort ungehindert vermehren.