Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie Peter Hummel, der OB-Kandidat der Freien Wähler, in die Politik kam

Peter Hummel ist der OB-Kandidat der Freien Wähler. Der Journalist prangert Fehler bei Staatsthea­ter und Hauptbahnh­of an, sieht in seiner Vita einen Vorteil – und kam durch einen Baupfusch in die Kommunalpo­litik – Serie (9)

- VON JAN KANDZORA

Peter Hummel hat ein Ziel: 1000 Augsburger will er bis zur Wahl des Oberbürger­meisters am 15. März treffen. Im Café oder bei einem Bier im Thing in der Altstadt, das er gerne besucht. 1000 Menschen, die er noch nicht kannte. Natürlich hat der Spitzenkan­didat auf der Stadtratsl­iste der Freien Wähler noch andere Ziele: ein möglichst gutes Ergebnis bei der Wahl zum Beispiel. Aber das eine könnte ja zum anderen führen. Rund 900 Menschen hat er bereits getroffen, sagte Hummel zuletzt. Da sollten die 1000 zu knacken sein. Bei fast allen Gesprächen werde er auf zwei Themen angesproch­en: die Bauarbeite­n am Hauptbahnh­of und die Sanierung des Theaters.

Zwei Großbauste­llen, zwei Millionen-Projekte, zu denen Hummel klare Positionen vertritt. Beim Theater, sagt Hummel, müsse sichergest­ellt werden, dass die Kosten nicht noch weiter steigen, wenn nötig, mit einem „kreativen Blick“. Auch plädiert er dafür, dass die Freilichtb­ühne künftig wieder Produktion­en und Konzerten außerhalb des Staatsthea­ters offenstehe­n soll. Beim Hauptbahnh­of drohe ein Debakel, sagt Hummel. Es entstehe im Tunnel die „teuerste Straßenbah­nhaltestel­le der Welt“, da nach wie vor nicht geklärt ist, wo und wie die Straßenbah­nen auf der Westseite des Tunnels geführt werden. Hummel geht davon aus, dass der Gleisansch­luss im Westen zur geplanten Fertigstel­lung 2023 noch nicht so weit ist, „da wird keine Straßenbah­n durchfahre­n“. Die Situation nerve ihn. Hummel sieht ein Desaster auf Augsburg zukommen, auch in der Außendarst­ellung der Stadt.

Ein früheres Debakel führte Hummel in die Politik: der Pfusch bei der Sanierung des Curt-Frenzel-Stadions. Die Sicht auf die Eisfläche war nach dem Umbau 2010 zunächst miserabel. Die Tribünen mussten schließlic­h noch einmal gebaut werden. Hummel, ein großer AEV-Fan, gründete mit anderen Mitstreite­rn die Initiative „Bürger für das CFS“, prangerte Missstände an, engagierte sich. Er sei auf diesem Wege in der Kommunalpo­litik und bei den Freien Wählern gelandet, sagt Hummel. „Die Einzigen, die für mich in Frage kamen“, da bei den Freien Wählern kein ideologisc­her Mantel dahinterst­ehe, der ihn bei seiner täglichen Arbeit behindere.

Hummel, 51, ist Journalist, er arbeitet als Ressortlei­ter für den Bayard-Verlag in München. Auch aufgrund seines Berufes komme für ihn nur Kommunalpo­litik in Frage, sagt Hummel. Der OB-Kandidat stammt aus dem Allgäu, wo es die Freien Wähler, die traditione­ll aus der Kommunalpo­litik kommen, „in jedem Dorf“gibt. Bereits 2014 stand Hummel auf der Stadtratsl­iste der Freien Wähler, damals auf Platz sechs. Manche Sachen habe er erst lernen müssen, sagt Hummel. Nicht alles an sich ranzulasse­n, was man im politische­n Alltag so erlebe, Beziehungs­geflechte knüpfen.

Hummel ist jemand, der pointiert argumentie­ren kann und viele Ideen für Augsburg hat. So fordern die Freien Wähler, dass Busse und Straßenbah­nen an Samstagen in Augsburg kostenlos sein sollen, um den Einzelhand­el zu stärken. Es könne auch nicht sein, dass es für Familien von außerhalb günstiger sei, mit dem Auto in der City-Galerie zu parken, sagt Hummel. Die jüngst eingeführt­e kostenlose „City-Zone“in der Innenstadt sei ein PR-Gag und unsinnig.

Ein klassische­r Menschenfi­scher aber ist Hummel nicht. Kein Profipolit­iker, der seine Jovialität nach Belieben an- und abstellen kann. Eher jemand, der in Konversati­onen erst einmal warm werden mus, der ein wenig eigenwilli­g ist. Er hat einen Instagram-Kanal, der sich ausschließ­lich um Biere dreht, und betont, er habe „drei Berufe gelernt“: Bürokaufma­nn, Rettungssa­nitäter, Journalist. Hummel sieht in seiner Vita einen Vorteil. Es brauche mehr „gesunden MenPeter schenverst­and“in der Politik, es müssten sich Leute engagieren, die aus der Praxis kommen, die gewöhnlich­e Berufe haben. „Es hilft zu wissen, wie eine ganz normale Firma funktionie­rt.“

Wie man Schlagzeil­en produziere­n kann, weiß Hummel allerdings durchaus. Als Vertreter der AfD zum Parteitag 2018 eine Kirchenfüh­rung durch St. Ulrich und Afra wollten und bei Hummel anfragten, der dort Pfarrgemei­nderat ist, lehnte er ab – und empfahl stattdesse­n, lieber das KZ Dachau zu besichtige­n, was in der Partei wenig überrasche­nd für wütende Reaktionen sorgte. In seiner Freizeit kocht Peter Hummel gerne, geht zum AEV, zum FCA – oder mit seinem Hund spazieren, Bomani, ein Rhodesian Ridgeback. Hummel, der verheirate­t ist und zwei erwachsene Kinder hat, lebt in der Altstadt. „Hier fühlen wir uns wohl.“ Serie 13 Kandidatin­nen und Kandidaten wollen bei der Kommunalwa­hl im März das Amt des Oberbürger­meisters in der Stadt Augsburg erobern - ein Rekord. Wir stellen in einer Serie alle Bewerber vor.

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Foto: Silvio Wyszengrad Peter Hummel an einem seiner Augsburger Lieblingso­rte, der Gaststätte Thing in der Altstadt.
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Foto: Hummel In seiner Freizeit spaziert Peter Hummel gerne mit Familienhu­nd Bomani durch den Siebentisc­hwald oder die Stadt.

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