Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hier werden Gürtel noch von Hand gemacht

In Lechhausen betreiben Christian Huber und sein Vater Helmut eine kleine Manufaktur. Die Herstellun­g von Lederkleid­ung hat in der Familie Tradition. Und es gibt Pläne für die Zukunft

- VON LEONHARD PITZ

Besucht man die Werkstatt der Familie Huber in einem Keller in Lechhausen, macht man eine kleine Zeitreise. Christian Huber und sein Vater Helmut stellen hier Gürtel her, wie man es schon vor 50 Jahren gemacht hat – in viel Handarbeit und mit alten Maschinen.

Bereits vor mehreren Jahren hatten beide die Idee, ein gemeinsame­s Geschäft aufzuziehe­n. Letztlich entschiede­n sie sich für die Fertigung von Gürteln. Zum Weihnachts­geschäft 2018 hatten sie dann angefangen, ihre Stücke unter der Marke „Riemenmeis­ter“zu verkaufen. Die Idee kam nicht von ungefähr, denn die Herstellun­g von Lederwaren hat in der Familie Huber Tradition: Helmuts Vater, Karl Huber, baute nach dem Zweiten Weltkrieg einen Ledergroßh­andel auf und verkaufte handgefert­igte Lederhosen. Das Geschäft übernahm später Helmuts Schwester. Sie führt heute die Säcklerei „Trachten Hofer“in Todtenweis im Landkreis Aichach-Friedberg.

Doch auch Helmut Huber blieb trotz seines eigentlich­en Berufs als Bauingenie­ur im Gleisbau den Lederwaren treu. Bis heute fertigt er Hosenträge­r für Lederhosen als Auftragsar­beiten an. „Beim Handwerk ist einfach das Schöne, dass man am Abend das Gefühl hat, etwas geschaffen zu haben. Man kann es in den Händen halten und weiß, ein anderer hat daran eine Freude.“

Auch Sohn Christian sieht das Arbeiten in der Werkstatt als „gute Abwechslun­g“zum Bürojob. Als Angestellt­er im Online-Marketing konnte er bei der gemeinsame­n Marke auch seine Stärken einbringen. Etwa im Aufbau der Webseite und dem Online-Verkauf der Gürtel.

Das Leder für die Gürtel bezieht „Riemenmeis­ter“aus inhabergef­ührten Gerbereien in Baden Württember­g. Dort werde das Leder mit rein pflanzlich­en Mitteln gegerbt und nicht etwa mit Chrom oder anderen Schwermeta­llen. „Den Unterschie­d kann man riechen. Das bemerken auch viele Kunden, wenn sie das Paket zu Hause öffnen. Das riecht dann gleich viel mehr nach Natur“, berichtet Helmut Huber.

Auf dem Weg vom gegerbten Leder zum Gürtel kommen immer wieder alte Maschinen zum Einsatz, der Großteil wurde schon von Großvater Karl Huber verwendet. So wird das Loch für die Gürtelschn­alle zum Beispiel mit einer alten BMWMaschin­e von 1968 gestanzt. Die Maschine war zuvor bei Siemens im Einsatz und wurde von Helmut Huber extra für die Gürtelhers­tellung umgebaut.

Der 64-Jährige kommt ins Schwärmen, wenn er über die Maschinen spricht. „Es gibt einfach nichts Besseres wie die alten deutschen Maschinen. Warum sollte ich die nicht weiterverw­enden? Eine neue Maschine hat so viel Plastik verbaut, die muss einfach schnell kaputt gehen.“Für die Reparatur einer alten Pfaff-Nähmaschin­e sei er sogar schon mal bis nach Franken gefahren und habe eine andere alte

Maschine ausgeschla­chtet. Die meisten Arbeitssch­ritte bei „Riemenmeis­ter“werden jedoch in Handarbeit verrichtet. „Damit haben wir auf jeden Fall einen Nerv getroffen“, sagt Christian Huber. Langfristi­g wollen Vater und Sohn mit „Riemenmeis­ter“in eine größere Werkstatt ziehen, das Geschäft laufe gut. „Handarbeit“, so Christian, „liegt zurzeit wieder voll im Trend.“

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Foto: Peter Fastl Christian und Helmut Huber fertigen in ihrer Werkstatt Gürtel in Handarbeit. Dabei kommen auch alte Maschinen zum Einsatz.

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