Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Internet außer Kontrolle

- VON DANIEL WEBER daniel.weber@augsburger-allgemeine.de

Dass sich jeder auf Youtube ansehen kann, wie Mäuse zu Tode gefoltert werden, ist besorgnise­rregend. Noch besorgnise­rregender ist, dass das nur ein kleiner Teil eines viel größeren Problems ist. Denn das Internet ist allen Appellen der Politiker zum Trotz noch heute ein weitgehend rechtsfrei­er Raum. Was viele Jahre verschlafe­n wurde, wird jetzt reichlich zurückhalt­end auf den Weg gebracht.

Hasskommen­tare und Hetze im Internet können zwar angezeigt werden, aber das führt oft zu nichts. Die Ermittler können in vielen Fällen nicht feststelle­n, wer hinter den Fantasiena­men steckt, unter denen manche Menschen gerne andere mit verbalem Dreck bewerfen. Und wer Tierquäler­ei-Videos verbreitet, müssen die Behörden noch nicht einmal herausfind­en, denn die Videos sind gar nicht strafbar. In der normalen Welt wäre das unvorstell­bar: Ein Kinofilm, in dem Tiere aus reiner Grausamkei­t gequält werden, für alle frei zugänglich.

Das Internet bleibt nach wie vor in weiten Teilen unregulier­t. Dabei müsste der Staat die ganze Arbeit nicht einmal selbst machen: Er müsste nur die Seitenbetr­eiber mehr in die Pflicht nehmen. Sie verdienen Milliarden mit der Online-Welt und zahlen darauf bekanntlic­h sehr überschaub­are Steuern. Sie sollten mehr Geld in Personal und Entwicklun­g stecken müssen, um bedenklich­e Inhalte zu finden, zu löschen und die Ersteller zur Rechenscha­ft zu ziehen. Damit würden sie auch ihrem erhebliche­n Einfluss auf die Gesellscha­ft gerecht. Aber wer kann es Konzernen verdenken, wenn sie das Geld nicht ausgeben, solange sie niemand dazu zwingt?

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