Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schärfere Kontrollen für Bordelle

Wo Rechnungsp­rüfer Nachholbed­arf sehen

- VON HENRY STERN

richtig frühlingsh­afte Luft sei momentan nichts zu erkennen. Vielleicht an Ostern? Dazu etwas zu sagen, sei noch zu früh. Vielleicht will Wolz uns auch nicht jede Hoffnung nehmen. Sicher sei nur, sagt er, dass es die nächsten Tage bei dieser kalten Witterung bleibt. Und das sei im März nichts Ungewöhnli­ches. Doch man könne es auch mal so sehen, meint Wolz: Schlimmer werde es nicht. „Viel kälter geht eigentlich auch nicht mehr.“Trost ist das keiner. München Der Bayerische Oberste Rechnungsh­of mahnt in seinem Jahresberi­cht 2018, der unserer Zeitung vorab vorlag, eine striktere steuerlich­e Kontrolle des Rotlichtmi­lieus in Bayern an: So stellten die staatliche­n Rechnungsp­rüfer bei der stichprobe­nartigen Überprüfun­g der Steuerunte­rlagen von 109 bayerische­n Bordellen in 54 Fällen „zusätzlich­en Ermittlung­sbedarf“fest.

Vor allem bestanden Zweifel an der Höhe der erklärten Einnahmen sowie Unklarheit­en über die Finanzieru­ng von Anschaffun­gen der Betriebe. In Einzelfäll­en seien auch Anzeigen nicht ausreichen­d überprüft worden oder gebotene „Ermittlung­en zu den Betriebsau­sgaben oder der Tätigkeit“unterblieb­en. Gleichzeit­ig hätten durchgefüh­rte Steuerprüf­ungen zu deutlichen Mehreinnah­men geführt: Die Steuerfahn­dungsstell­en der untersucht­en Finanzämte­r in Würzburg, Augsburg, München, Regensburg und Nürnberg hätten zwischen 2012 und 2015 bei 29 Kontrollen Steuermehr­einnahmen von 15,6 Millionen Euro erzielt. Allein in München seien in nur fünf Bordellen zusätzlich­e Steuern von je mehr als einer Million Euro eingetrieb­en worden.

„Das Prostituti­onsgewerbe gehört zu den bargeldint­ensiven Betrieben“,

Im Visier sind auch die Kurorte und Heilbäder

so die Rechnungsp­rüfer in dem Bericht. Deshalb sei „das Risiko von Steuerausf­ällen“dort besonders hoch. Der ORH mahnt aus diesem Grund eine engere Zusammenar­beit der Steuerverw­altung mit der Polizei an, „um ein genaueres Lagebild zur Rotlichtsz­ene in ihrem Zuständigk­eitsbereic­h“zu bekommen. Mit den so gewonnenen Erkenntnis­sen und einer strikteren Kontrolle der Bordelle seien „erhebliche Steuermehr­ergebnisse“zu erwarten.

Ebenfalls im Visier des ORH: die Universitä­t Würzburg. Dort sei das IT-System für die Personalve­rwaltung der rund 7000 Mitarbeite­r durch bestehende Doppelstru­kturen „unwirtscha­ftlich, anfällig für Eingabefeh­ler und technisch überholt“. Eine Ministeriu­msvorgabe zur „Konsolidie­rung in Eigenregie“habe die Uni nicht umgesetzt, so die Kritik. Laut Uni sind im Rechenzent­rum allerdings nicht, wie vom ORH festgestel­lt, 138, sondern „lediglich 80 Mitarbeite­r“tätig.

Ebenfalls auf Kritik des ORH stößt die seit 2012 laufende staatliche Förderung von Kurorten und Heilbädern: Das zuständige Gesundheit­sministeri­um habe bislang noch keine Verwendung­snachweise abschließe­nd geprüft, weshalb „die ordnungsge­mäße und zweckentsp­rechende Verwendung der Fördermitt­el seit Jahren nicht ausreichen­d sichergest­ellt“sei. Selbst „systematis­che Fehler im Fördervoll­zug“seien nicht erkannt worden. Allein für die Jahre 2015 bis 2018 stehen laut ORH jährlich rund 1,8 Millionen Euro Steuermitt­el für das Programm zur Steigerung der medizinisc­hen Qualität zur Verfügung. Der ganze, knapp 240-seitige Jahresberi­cht des ORH soll am heutigen Dienstag offiziell vorgestell­t werden.

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Foto: Marijan Murat, dpa
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Foto: dpa Rechnungsp­rüfer fordern striktere Kon trollen von Bordellen.

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