Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Riegele baut seine eigene „Seilbahn“
Freizeit Die Brauerei will ihren 58 Meter hohen Schornstein kommendes Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Für Wagemutige gibt es einen besonderen Weg nach unten
Die Brauerei Riegele plant kommendes Jahr, ihren 58 Meter hohen Schornstein für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In 50 Metern Höhe soll eine Aussichtsplattform installiert werden, die über eine absturzsichere Leiter mit speziellem Sicherungssystem zugänglich gemacht wird. Der Weg nach unten soll im unteren Bereich über eine Art Seilbahn zurückgelegt werden – Wagemutige können sich mit dem Karabiner in ein schräg nach unten gespanntes Seil einklinken und so direkt in den Biergarten „fliegen“.
„Man sollte schon schwindelfrei sein“, sagt Brauerei-Seniorchef Sebastian Priller, der die Idee hatte. Er kletterte bei Wartungsarbeiten einmal auf den Schornstein, nachdem ihn ein vom Betriebsrat organisierten Ausflug in einen Hochseilgarten begeistert hatte. „50 Meter auf der Leiter sind hoch. Von unten sieht so etwas immer nach weniger aus als von oben. Aber ganz klar: Sobald der TÜV die Anlage kommendes Jahr freigegeben hat, will ich der Erste sein, der sie ausprobiert.“
Zunächst sei das Angebot für Gruppen nach Anmeldung geplant, weil Sicherungspersonal anwesend sein muss. „Aber vielleicht öffnen wir auch an Samstagen für einzelne Kunden.“Man sei noch dabei, den Preis für das luftige Vergnügen zu kalkulieren. Start soll zur Biergartensaison 2018 sein.
Zu den Investitionskosten schweigt Priller sich aus. Allerdings lässt er durchblicken, dass er sich das Projekt anfangs einfacher vorgestellt habe. Aus Gründen der Statik muss der Schornstein innen mit Stahlbetonringen verstärkt werden. „Wir bauen einen Kamin im Kamin.“Das Pferseer Metallbauunternehmen Castro ist für die Plattform zuständig. Der Schornstein mit dem Riegele-Schriftzug ist nicht mehr in Betrieb, weil die Brauerei von Heizöl auf Erdgas umgestellt hat. „Wir wollen ihn aber erhalten und haben uns die neue Nutzung überlegt“, so Priller. Baurechtlich ist die Plattform genehmigt, wie er sagt.
Riegele baut seinen Hauptsitz nahe des Bahnhofs (es gibt noch ein Logistikzentrum in Gersthofen) zum Erlebnis-Zentrum aus. „Man hat uns vor vielen Jahren den Tod als regionale Brauerei vorhergesagt“, so Priller. Also habe man sich dazu entschieden, die Brauerei zu öffnen, um die Herstellung des Biers ins Bewusstsein zu rücken. Parallel baute man das Angebot aus, Sebastian Priller ließ sich zum Biersommelier ausbilden. Inzwischen gibt es einen Biergarten, eine Gastronomie mit Terrasse und direktem Blick auf die Bahngleise, ein Tagungscenter, Brauereiführungen und Braukurse. Vor diesem Hintergrund passe der bekletterbare Schornstein mit Seilbahn gut ins Konzept, sagt Priller.