Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zoff überschattet den Erfolg
Die AfD erobert auch den 14. Landtag
Augsburg 2018 stehen zwei Landtagswahlen an: In Bayern und in Hessen, beide im Herbst, Termin noch unbekannt. Die Landtage in München und Wiesbaden haben eines gemeinsam: Sie sind die einzigen noch ohne AfD-Fraktion. 2013, bei den letzten Wahlen, trat die eben erst von konservativen Euro-Kritikern gegründete Partei in Bayern noch nicht an und scheiterte in Hessen an der Fünf-Prozent-Hürde.
In allen anderen 14 Landtagen – seit Sonntag auch mit neun Abgeordneten in Niedersachsen – ist die AfD inzwischen vertreten, seit dem 24. September auch im Bundestag. Der Einzug ins Parlament in Hannover schlägt schon längst nicht mehr die Wellen wie bei vorangegangenen Wahlen. Dabei ist bemerkenswert: Bei der Bundestagswahl, gewann die AfD noch 9,1 Prozent der Zweitstimmen, drei Wochen später sind es nur noch 6,2 Prozent.
Hat die AfD womöglich ihren Zenit bereits überschritten? Parteichef Jörg Meuthen versucht eine andere Erklärung für das Wahlergebnis von Hannover. Er sieht eine Schwäche der AfD im Norden und führt sie auf die „tendenziell linkere“sowie eher protestantische Prägung der Menschen in der Region zurück. Wobei Fakt ist, dass die Rechtspopulisten auch in den Ländern SchleswigHolstein, Hamburg und Bremen bei der Bundestagswahl zwischen 1,7 und 4,5 Prozentpunkte besser abgeschnitten haben als bei den Landeswahlen.
Wie in anderen Landesverbänden gibt es aber auch in Niedersachsen scharfe parteiinterne persönliche Auseinandersetzungen, die auf Wähler abschreckend gewirkt haben könnten. Der umstrittene Landeschef Armin-Paul Hampel, 60, sagt nach der Listenaufstellung öffentlich über die Spitzenkandidatin Dana Guth, sie sei „nicht unsere Wunschkandidatin“. Was diese wiederum einigermaßen gelassen hinnimmt: Das sei „nicht schön, aber zumindest ehrlich“. Dana Guth berichtet auch, von Parteifreunden aus der Göttinger Kreistagsfraktion geworfen worden zu sein. Gerichtlich musste sie sich wieder zurückklagen. Ihre Reaktion klingt ähnlich: „Unschön, aber nichts, was mich beeindruckt.“
Ein gemeinsamer Auftritt von Hampel und Guth am Wahlsonntag oder dem Tag danach ist nicht dokumentiert. Noch am Sonntag macht in Niedersachsen ein Mitgliederrundschreiben die Runde. Darin fordern mehrere Vorstandsmitglieder einen personellen Neuanfang, möglichst bald. Dana Guth wäre eine mögliche Kandidatin. Doch Armin-Paul Hampel sieht keinen Grund zum Rücktritt. Das angeblich bisher gute Verhältnis zu seinen Vorstandskollegen ist wohl auch dahin: „So masochistisch kann ich gar nicht sein, dass ich die noch als meine politischen Partner ansehe.“Trotz Wahlerfolgen in Serie: Die AfD kommt nicht zur Ruhe.