Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gefährlicher Badeausflug
Urlaubserlebnisse I Johann Gerbig und die Tücken des Atlantiks
Gersthofen Johann Gerbig berichtet von einem Urlaub, den er nicht vergisst:
„Vor Jahren war ich in La Coruña, einer Großstadt an der spanischen Atlantikküste. Dort ging ich an den Stadtstrand zum Baden.
Einige hundert Menschen waren da und tauchten die Zehen ins
Wasser, nur wenige Mutige waren bis zu den Hüften eingetaucht. Das fand ich ziemlich lächerlich: „Ich will richtig baden“, sagte ich mir.
Mit gewohnter Unbekümmertheit stürzte ich mich in die Fluten, ließ mich 150 Meter hinaustreiben, rückenschwimmend schaute ich hoch zur strahlenden Sonne und zum blauen Himmel – einfach herrlich.
Vom Strand her hörte ich plötzlich fürchterlichen Krach. Rund 100 Menschen standen am Strand, schreiend, pfeifend und wild gestikulierend. Ich blickte um mich: nur ich und die Wellen. Warum also die Aufregung? Ich ging davon aus, dass etwas am Strand passiert sein musste. Doch es wurde immer lauter und meine Neugier wurde geweckt.
Gemächlich trieb ich zurück an Land. Dann merkte ich es: Ich selbst war der Gegenstand der unglaublichen Erregung. Als ich tropfend am Ufer stand, redeten dutzende Menschen auf mich ein. Mit einem schlechten Gefühl sagte ich mein Standardsätzlein: „No hablo español.“Ein Dolmetscher wurde herbeigeschleift. „Was habe ich getan?“, frage ich mich. Der Mann identifizierte mich blicksicher als Engländer. Das Meer sei voller Probleme und sehr gefährlich, viele tote Engländer habe es hier schon gegeben, versuchte er mir klar zu machen. Dabei zeigte er auf zwei Klippen draußen im Meer, die offenbar starke Strömungen erzeugen, womit sie tückischerweise so manchen ahnungslosen Schwimmer in den Tod gelockt hatten.
Ich versprach, so etwas nie wieder zu tun. Trotzdem konnte ich nicht mehr am Strand sein. Egal, wo ich hinschaute, alle Blicke richteten sich auf mich. Eine Rückkehr in die Anonymität gab es nicht. Nichts wie weg, dachte ich mir und packte meine Sachen.