Augsburger Allgemeine (Land Nord)
10 Uhr bis Nachfrage
Der Sommer dürfte nie vergehen. Denn er führt uns an besondere Orte. Nicht die Costa Smeralda oder Saint Tropez – sondern Kleingartenanlagenlokale und bewirtete Kioske zum Beispiel. Unterwegs mit dem Fahrrad, einfach drauflos, gondeln nach Gusto, nicht nach Apps oder Wegausschilderungen. Ziel: rumfahren, irgendwo einkehren, wenn sich was auftut. Sonst halt wieder heim.
Mal landet der Ausflügler dann auf einem Pfad, der zum Sackgassengebüsch wird, mal in einem Gewerbegebiet, wo vielleicht in der größtmöglichen Sonntagsstille Lastwagenfahrer hinter den zugezogenen Vorhängen in ihren Führerhäusern schlafen, mal an einem ziemlich überfüllten Biergarten, vor dessen brummendem Betrieb man zurückschreckt. Muss immer konsumiert werden, Essen & Trinken? Muss nicht. Also auf eine Parkbank, Buch vom Gepäckträger geholt, bisschen lesen... Es riecht nicht gut. Es stinkt – und ja, es stinkt nach Hundescheiße. Blick zur Seite: der Abfallkorb, gut gefüllt mit den kleinen Plastiktüten, in die ordentliche Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner einsammeln und entsorgen.
Weiter dann wieder nicht bis Saint Tropez, sondern Ortsrandlage. Ein Kiosk, ein Schild, rote Metalltische auf Rasen: eine Minigolfanlage mit Bewirtung. Nicht groß, nur ein Tisch ist besetzt. Am Kioskfenster die Bestellung, der Blick fällt auf eine Schale mit kleinen Papiertütchen, dazu ein handgeschriebener Zettel: Haribo-Mischung, 0,50 ¤. Sie hätten laut Aushang auch Wienerle. Bier reicht. Sitzen, schauen, so ereignislos schön kann ein Sonntag sein. Niemand spielt Minigolf. Ein älteres Hündchen läuft umher, geruchsneutral. Auf dem Weg hinaus, zurück zum Fahrrad, fällt der Blick auf ein selbst gebasteltes Schild. „Öffnungszeiten: 10 Uhr bis Nachfrage.“Der Sommer dürfte nie vergehen.