Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Stadt greift am Rathausplatz durch
Lebensqualität Für Jugendliche ist der Platz im Herzen der Stadt ein „Sommerwohnzimmer“– und das soll auch so bleiben. Gegen Störenfriede und Trinker geht die Stadt nun aber vor. Eine Reihe von Strafen ist vorgesehen
Es ist die schöne Seite des Frühlings, die sich am Mittwochnachmittag auf dem Augsburger Rathausplatz zeigt: Junge Menschen sitzen auf dem Boden zusammen – meist in kleinen Gruppen von zwei, drei oder vier Personen. Sie genießen die Sonne, unterhalten sich und haben Spaß. Nicht jeder, der sich jetzt hier aufhält, trinkt Bier. Einige Flaschen stehen aber auf dem Boden. Daneben liegen einzelne von Besuchern mitgebrachte Räder. Die Stimmung auf dem sonnigen Platz wirkt friedlich. Die Bänke, die vor dem städtischen Verwaltungsgebäude stehen, in dem die Bürgerinfo sitzt, liegen im Schatten. Sie sind daher kaum genutzt. Die Uhr zeigt halb drei.
Die Schattenseiten, die den Rathausplatz in übertragener Form überstrahlen, sind seit mehreren Tagen zu späterer Stunde wahrzunehmen: Meist abends nach 18 Uhr der Anblick des Platzes nicht mehr schön. Müll liegt herum. Hinzu kommt, dass einige wenige junge Leute mit nahezu ohrenbetäubender Musik den Platz beschallen. Mancher grölt, mancher ist zu diesem Zeitpunkt schon sichtlich betrunken. Für Nachschub an Alkohol ist gesorgt: Der Rewe-Markt am Rathausplatz hat bis 20 Uhr geöffnet. Viele abendliche Besucher des Rathausesplatzes decken sich hier mit rufen, Rettungskräfte kamen. Als ein Retter der jungen Frau helfen wollte, übergab sie sich. Der Retter sprang gerade noch zur Seite.
Szenen wie diese sind bei Weitem nicht die Ausnahme. Immer mehr Passanten sagen mittlerweile, dass sie abends ungern über den Rathausplatz gehen oder ihn gleich meiden. Sie fühlen sich nicht wohl. Es sind Klagen, die in dieser Form auch Oberbürgermeister Kurt Gribl wiederholt zu Ohren gekommen sind. Die Stadt sieht sich jetzt zum Handeln veranlasst. Mit einer Verfügung sollen Auswüchse eingedämmt werden. Nicht mehr toleriert werden Verschmutzung, mutwilliges Stören durch übermäßigen Alkoholgenuss und überlaute Beschallung der Plätze. Insbesondere an der neu renovierten Rathausfassade und den Treppeneingängen zum Rathaus sollen Kontrollen stattfinden, was übermäßigen Alkoholgenuss und vorsätzliche Vermüllung sowie Vanist dalismus an der Fassade und den historischen Türen betrifft. Hier macht die Stadt künftig verstärkt von ihrem Hausrecht Gebrauch. Dazu sagt Gribl: „Selbstverständlich nicht von solchen Maßnahmen betroffen sein sollen alle, die sich alleine oder in kleinen Gruppen mit einem Getränk in der Hand auf dem Rathausplatz und drum herum aufhalten.“
Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes werden künftig verstärkt rund ums Rathaus kontrollieren. Wer unangenehm auffällt, wird belehrt oder verwarnt. Ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ist eine Möglichkeit. Störer und Chaoten könnten darüber hinaus mit einem Platzverweis belegt werden.
Gribl will jedoch nicht den Rathausplatz generell räumen lassen. Ihm gefällt das Lebensgefühl derjenigen, die sich korrekt verhalten: „Rathausplatz und die Wege am Verwaltungsgebäude entlang wie am Rathaus selbst sind das lieb gewonnene ‚Sommerwohnzimmer‘ aller Augsburger. Die Betonung liegt hierbei auf ‚aller‘ Personen – ob jung, alt, arm, reich, Student, Unternehmer oder Rentner – jeglicher Couleur unserer Stadtgesellschaft.“Die „gute Stube“der Stadt müsse weiterhin ein Ort allgemeiner Freude bleiben und nicht allgemeinen Ärgernisses – für die Augsburger und die Besucher aus dem In- und Ausland. Der Rathausplatz sei für alle da, die friedlich das Leben in der Stadt draußen genießen wollen. Wer das nicht respektiere, müsse künftig damit rechnen, dass solches Verhalten nicht mehr toleriert werde. Zusätzlich zu ordnungsrechtlichen Maßnahmen wird die Stadt ein Kommunikationspaket schnüren, das Regeln und eine „Nettiquette“für die Benutzung der öffentlichen Plätze vorsieht. Dies könnte auch für den Königsplatz oder weitere Plätze gelten.