Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Glaubenskr­ieger sind uns zuwider

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Zum Bericht „Latein ist out, Französisc­h ist in“vom 16. März: Schülerin: „Latein ist eine tote Sprache.“Auch Goethe und Schiller sind tot, warum schaffen wir die nicht gleich mit ab? Schüler: „Vokabeln lernen in Latein? Null Bock!“Ehrlich gesagt, meistens habe ich auch keinen Bock auf Arbeit, nur kann ich mir als Lehrer eine solche Haltung leider nicht leisten.

Lehrerin: „Als zweite Fremdsprac­hen (sic!) konkurrier­e Französisc­h an den Gymnasien meistens nur mit Latein und sei deshalb noch immer relativ beliebt, erklärt Carmen Stark.“Kann mir jemand diesen Satz erklären? „ … noch immer relativ beliebt.“Wer eigentlich? Französisc­h oder Latein? Wenn man den Satz ernst nimmt, müsste Französisc­h gemeint sein, das kann ich mir aber nicht vorstellen! Ich versuche es einmal mit Klartext: Es geht um die Monopolste­llung bei der zweiten Fremdsprac­he; es geht also um Stundendep­utate und Lehrerstel­len und da wäre es am einfachste­n, Latein würde endlich verschwind­en. Woher kommt es, dass ein Bericht über einen Vorlesewet­tbewerb in Französisc­h den Titel trägt: „Latein ist out …“? Woher? Daher!

Ein paar Fakten vom Jakob-Fugger Gymnasium: Die Fachschaft­en Französisc­h und Latein sind sich einig, das andere Fach zu respektier­en und dessen Bildungswe­rt anzuerkenn­en. Man nennt so etwas Toleranz und die steht als Lernziel in den Lehrplänen. Am Fugger (WWG, NTG und MINT-Schule!) wählen konstant ca. 40 Prozent der Schüler Latein. Uns (ich wage es, im Namen aller Sprachlehr­er zu sprechen) sind solche Glaubenskr­ieger, wie sie hier am Werk waren, von Herzen zuwider! Wir wollen einen solchen Fächerdarw­inismus an unserer Schule nicht, weil er bildungsfe­indlich ist.

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