Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Neue Busse werden aus dem Verkehr gezogen
Nahverkehr Es gibt bei den „Silberlingen“offenbar ein Sicherheitsproblem mit der Türsteuerung. Deshalb fallen 23 Fahrzeuge auf unbestimmte Zeit aus. Die Stadtwerke müssen nun Busse ausleihen. Was das für die Fahrgäste bedeutet
Die neuen, silbernen Busse wurden vor einem Jahr von den Stadtwerken gefeiert. Es gab eine große Bus-Parade auf dem Rathausplatz, Oberbürgermeister Kurt Gribl hielt eine Rede, eine Kapelle spielte. Von Feierlaune ist jetzt keine Rede mehr: Die Stadtwerke müssen alle 23 Mercedes-Busse aus ihrer Omnibusflotte vorübergehend außer Betrieb nehmen. Das ist mehr als ein Viertel aller Omnibusse. Der Grund ist ein Warnhinweis des Herstellers, nachdem es Probleme mit der Türsteuerung gibt.
Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg bestätigte gestern Abend entsprechende Informationen unserer Zeitung. Offenbar ist es möglich, dass sich die elektronische Verriegelung der Türen selbst ausschaltet, sodass es sein könnte, dass sich Tü- ren während der Fahrt öffnen, wenn sich jemand ungünstig dagegen lehnt. Angeblich soll es andernorts einen entsprechenden Vorfall gegeben haben.
Die Mercedes-Busse sollen bereits am heutigen Freitag alle aus dem Verkehr gezogen werden. Die Stadtwerke leihen sich von anderen Unternehmen Omnibusse, um den Verkehr in der Stadt aufrecht zu erhalten. „Für die Fahrgäste sollen die Auswirkungen kaum spürbar sein“, sagt Jürgen Fergg.
Allerdings werden wohl nicht alle Ersatzbusse die Kapazität der geräumigen Mercedes-Gelenkbusse haben. Insofern sind überfüllte Fahrzeuge in den kommenden Tagen nicht ausgeschlossen. Die Leihbusse werden wohl auch nicht an den elektronischen Anzeigetafeln an den Haltestellen angekündigt. Weil es nicht möglich war, auf die Schnelle kompletten Ersatz herbeizuschaf- fen, werden am heutigen Freitag im morgendlichen Berufsverkehr noch vereinzelt Mercedes-Busse unterwegs sein. Andernfalls wären Fahrten ausgefallen. Ab Freitagmittag stehen die Mercedes-Busse dann aber auf unbestimmte Zeit still, bis das Problem behoben ist. Offenbar gibt es bislang noch keine technische Lösung.
Sorgen müssten sich Fahrgäste am heutigen Morgen laut Stadtwerken aber nicht. In Augsburg seien im Betrieb auf der Straße bisher keine kritischen Situationen mit den Türen bekannt geworden. Die Rückrufaktion betrifft laut Stadtwerken europaweit rund 220 Busse der neuen Generation des Typs Citaro. In Augsburg waren die Busse im vergangenen März und November in Betrieb genommen worden.
Allerdings hatte es schon bei der Einführung vor einem Jahr Verzögerungen gegeben, weil es Probleme mit der Türsteuerung gab. Bei Probeläufen in der Werkstatt war aufgefallen, dass sich die Verriegelung kurz nach dem Anlassen von Bussen in einigen Fällen selbst aufhob.
Ein Zulieferer von Mercedes, von dem die Türsysteme stammen, musste daraufhin nachbessern. Bei den Stadtwerken sei man gerade im Hinblick darauf verärgert, dass Mercedes vor einem Jahr erklärt habe, das Problem gelöst zu haben, so Fergg. Man prüfe Schadensersatzansprüche. Wie lange die Busse außer Betrieb gesetzt sein werden, ist noch ungewiss.
Zur Einführung der MercedesBusse vor einem Jahr gab es kritische Begleittöne, unter anderem wegen der Farbe. Statt auf die bisherige Lackierung in den Stadtfarben setzte Stadtwerke-Chef Walter Casazza auf eine silberne Lackierung. Zudem waren die Busse ein Novum, weil die Stadtwerke jahrzehntelang auf MAN gesetzt hatten. Mercedes ging aus einer europaweiten Ausschreibung aber als Sieger hervor, unter anderem wegen der günstigen Verbrauchswerte. Die Stadtwerke hatten damals auch angekündigt, weitere Mercedes-Busse (Stückpreis rund 400000 Euro) in ihre Flotte aufnehmen zu wollen, wenn alte MAN-Busse turnusgemäß ausgemustert werden. Bei den Fahrgästen kamen die Busse wegen ihrer großen Info-Displays und der zusätzlichen Stellplätze für Kinderwagen und Rollatoren gut an.
Nach Informationen unserer Zeitung sind von der Stilllegung von Bussen nicht nur die Stadtwerke, sondern womöglich auch die Regionalbus Augsburg GmbH betroffen. Das Unternehmen bedient zahlreiche Regionalbuslinien im Augsburger Verkehrsverbund und setzte zuletzt offenbar auf dieselben Busse wie die Stadtwerke.