Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der unsichtbare Gefährte
„Imaginäre Gefährten“sind nicht nur in der Psychologie ein interessantes Thema, sondern auch in der Literatur. Zahlreiche Kinder- und Jugendbücher beschäftigten sich in den vergangenen Jahren damit, und meist geht es darum, wie unsichtbare Freunde Heranwachsenden bei der Bewältigung von Einsamkeit und Krisen helfen können. „Kasimir Karton – Mein Leben als unsichtbarer Freund“greift dieses Thema jetzt von der anderen Seite auf: Die Amerikanerin Michelle Cuevas schreibt aus der Perspektive eines dieser Fantasiewesen.
Jahrelang verbringt Kasimir in dem Glauben, der Zwillingsbruder von Fleur zu sein, wobei ihm einiges komisch vorkommt: Wenn es um die Auswahl der Fußballmanschaft geht, wird er nicht als Letzter gewählt, sondern überhaupt nicht. Wenn er in den Bus einsteigen will, schließt der Fahrer die Tür direkt vor seiner Nase. Schließlich findet er heraus: Er ist gar nicht Fleurs Bruder, sondern ihr unsichtbarer Freund, und das stürzt ihn in eine Krise, denn zu gern wäre er doch ein echter Junge, der beachtet wird.
In tragikomischem Ton erzählt Michelle Cuevas, wie sich Kasimir auf eine Reise begibt, die ihn wegführt von Fleur und hin zu anderen Kindern, denen er helfen kann. Wie Liebe, Freundschaft und Anerkennung einen Menschen wesentlich machen, darum geht es in dieser witzigen, vor Fantasie sprühenden Geschichte, die vielen „übersehenen“Kindern Mut machen kann.
Birgit Müller-Bardorff