Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wer ist Linus Förster?
Porträt Gegen den Augsburger SPD-Abgeordneten ermittelt der Staatsanwalt. Er soll eine Prostituierte verletzt und versucht haben, sie heimlich zu filmen. Was für ein Mensch ist der 51-Jährige und was hat er als Politiker erreicht?
Es war die Strafanzeige einer Prostituierten, welche die Ermittlungen gegen den Augsburger SPD-Landtagsabgeordneten Linus Förster ins Rollen gebracht hat. Nach Informationen unserer Zeitung war die Polizei aber nicht sofort nach der Anzeige auf der Spur des Politikers. Denn die Prostituierte wusste offensichtlich nicht, um wen sich bei dem Mann handelte, der sie in einem Privatstudio in Augsburg besucht haben soll. Die Frau hat bei der Polizei angeben, sie sei von dem Gast heimlich gefilmt worden. Sie habe sich deshalb die Speicherkarte genommen. Es soll dabei einen Streit und ein handgreifliches Gerangel gegeben haben.
Dass die Polizei anfangs noch keine konkreten Hinweise auf die Identität des Beschuldigten hatte, würde auch erklären, weshalb es einige Zeit dauerte, ehe es nun zur Durchsuchung in Büro- und Privaträumen von Linus Förster in Augsburg und München kam. Der Vorfall, um den es in der Anzeige geht, soll sich bereits im September abgespielt haben. Die Staatsanwaltschaft gibt an, dass sie Anfang November konkrete speziell bei einigen Parteifreunden wird registriert, dass er seit vielen Jahren im Landtag sitzt. Nachhaltige Wirkung habe er jedoch nicht hinterlassen. „Was macht Förster eigentlich?“lautet eine Frage, die ihm in der Vergangenheit aus den eigenen Reihen vorgehalten wurde. Die Antwort lautet: Förster ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen, Vorsitzender des Arbeitskreises für Bundes- und Europaangelegenheiten der SPD-Fraktion und jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Diese Ämter lässt Förster gegenwärtig ruhen.
Die Bezeichnung „Berufsjugendlicher“, wie sie mitunter fällt, ist nicht zutreffend. Aber dass Förster, der nicht verheiratet ist, sich betont jugendlich gibt, ist niemandem verborgen geblieben. Bereits in jungen Jahren war er politisch aktiv, so als Vorsitzender des Stadtjugendrings. Der 51-Jährige sitzt seit 2003 im Landtag. Vor dem Einzug ins Maximilianeum war Förster von 1992 bis 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Uni Augsburg. Von Mai 2002 bis November 2003 leitete er dort das Bukowina-Institut. Darüber hinaus war Förster Beauftragter der belarussischen Kooperativen „Krasnaja Swjezda“(„Roter Stern“) in Minsk und Repräsentant der belarussischen Aktiengesellschaft „Orientir“.
Wie die Ermittler genau auf die Spur des Landtagsabgeordneten kamen, ist nicht bekannt. Auf der Speicherkarte, welche die Prostituierte bei den Ermittlern abgab, als sie Anzeige erstattete, sollen weitere Dateien sein, die womöglich ähnliche Aufnahmen zeigen. Bei der Razzia am Dienstag wurden mehrere Datenträger sichergestellt. Diese werten die Ermittler nun aus.
Sollten sie bei ihren Überprüfungen noch auf weitere Dateien dieser Art stoßen, würde das aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Förster in jedem Fall auch weiterer Ärger droht. Eine „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“, wie der Vorwurf im Gesetz heißt, wird in der Regel nur dann verfolgt, wenn der Betroffene einen Strafantrag stellt. Es sei denn, die Umstände sind so, dass ein „besonderes öffentliches Interesse“an der Strafverfolgung besteht.