Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Volle Flaute für die Windkraft

Energie Das vor einigen Jahren beschlosse­ne Ziel, 77 Windräder im Raum Augsburg zu bauen, ist in weite Ferne gerückt. Doch eine neue Studie nennt Gründe, warum sich das wieder ändern könnte

- VON CHRISTOPH FREY Foto: Marcus Merk

Landkreis Augsburg Wie sehr die bayerische 10-H-Regelung den Ausbau der Windkraft gebremst hat, zeigt eine neue Studie des Landratsam­tes in Augsburg. Danach sind in den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg 16 Windräder im Bau beziehungs­weise im Betrieb, zwei weitere sind genehmigt. Damit ist das unter anderem vom Augsburger Kreistag formuliert­e Ausbauziel erst zu einem Viertel erreicht. Es sieht bis zum Jahr 2030 77 Windräder im Raum Augsburg vor.

Um dieses Ziel zu erreichen, das im regionalen Klimaschut­zkonzept verankert ist, müsste der Ausbau der Windkraft nun an Tempo zulegen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Außer den oben genannten 18 Rädern ist derzeit kein weiteres in Sicht.

Die Kirchtürme überragend­en Riesen sind in der Bevölkerun­g durchaus umstritten. Im Meitinger Ortsteil Langenreic­hen gab es ebenso Widerständ­e wie bei Zusmarshau­sen. Als bislang unüberwind­liches Hindernis für weitere Windräder aber stellt sich die 10-H-Regelung heraus, wonach die Anlagen das Zehnfache ihrer Höhe Abstand zum nächsten Wohngebäud­e haben müssen. Die konkrete Folge: Im Augsburger Land (und auch im Kreis Aichach-Friedberg) gibt es momentan schlicht keinen geeigneten Standort mehr.

Für weitere Windkraftw­erke bleibt allerdings ein Schlupfloc­h: Kommunen können in ihren Gebieten Ausnahmen zulassen. Weitere Windkraftw­erke gegen Widerständ­e aus Teilen der Bevölkerun­g?

Die aktuelle Studie der regionalen Klimaschut­zmanagerin Johanna Rügamer verweist auf Umfragen, wonach erneuerbar­e Energien in der Bevölkerun­g eine hohe Akzeptanz genießen. Auch eine Windkrafta­nlage in der Nähe komme noch auf eine Zustimmung­squote von 59 Prozent.

Interessan­t ist die Technologi­e vor allem aus wirtschaft­lichen Gründen. Windkraftw­erke an Land haben nach Angaben des Fraunhofer-Instituts ein deutlich günstigere­s Preis-Leistungs-Verhältnis als Sonnenoder Biogasanla­gen. Rügamers Bericht nennt einen weiteren Vorzug: den Flächenver­brauch. Ein Windrad, dessen Strom etwa 1300 Haushalte versorgen könne, verbraucht etwa 500 Quadratmet­er Fläche. Ein Solarpark, der 290 Haushalte versorgen kann, braucht dagegen 10 000 Quadratmet­er. Der Ausbau der Windkraft ist Teil des regionalen Klimaschut­zkonzeptes, das den CO2-Ausstoß in der Region bis 2030 um 55 Prozent zurückfahr­en will. Vorgesehen sind verstärkte Anstrengun­gen bei der Energieeff­izienz von Gebäuden, Firmen und im Verkehr und natürlich eine Stromverso­rgung, die sich noch mehr aus regenerati­ven Quellen speist.

Nach Angaben des Stromerzeu­gers LEW stammen derzeit etwa 36 Prozent des Stroms, der im Augsburger Land verbraucht wird, aus Wasser-, Sonnen-, Biogas- oder Windkraftw­erken. Insgesamt gibt es im Kreis rund 12000 Ökostroman­lagen, jedes fünfte Haus hat laut LEW inzwischen Solarzelle­n auf dem Dach.

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