Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Volle Flaute für die Windkraft
Energie Das vor einigen Jahren beschlossene Ziel, 77 Windräder im Raum Augsburg zu bauen, ist in weite Ferne gerückt. Doch eine neue Studie nennt Gründe, warum sich das wieder ändern könnte
Landkreis Augsburg Wie sehr die bayerische 10-H-Regelung den Ausbau der Windkraft gebremst hat, zeigt eine neue Studie des Landratsamtes in Augsburg. Danach sind in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg 16 Windräder im Bau beziehungsweise im Betrieb, zwei weitere sind genehmigt. Damit ist das unter anderem vom Augsburger Kreistag formulierte Ausbauziel erst zu einem Viertel erreicht. Es sieht bis zum Jahr 2030 77 Windräder im Raum Augsburg vor.
Um dieses Ziel zu erreichen, das im regionalen Klimaschutzkonzept verankert ist, müsste der Ausbau der Windkraft nun an Tempo zulegen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Außer den oben genannten 18 Rädern ist derzeit kein weiteres in Sicht.
Die Kirchtürme überragenden Riesen sind in der Bevölkerung durchaus umstritten. Im Meitinger Ortsteil Langenreichen gab es ebenso Widerstände wie bei Zusmarshausen. Als bislang unüberwindliches Hindernis für weitere Windräder aber stellt sich die 10-H-Regelung heraus, wonach die Anlagen das Zehnfache ihrer Höhe Abstand zum nächsten Wohngebäude haben müssen. Die konkrete Folge: Im Augsburger Land (und auch im Kreis Aichach-Friedberg) gibt es momentan schlicht keinen geeigneten Standort mehr.
Für weitere Windkraftwerke bleibt allerdings ein Schlupfloch: Kommunen können in ihren Gebieten Ausnahmen zulassen. Weitere Windkraftwerke gegen Widerstände aus Teilen der Bevölkerung?
Die aktuelle Studie der regionalen Klimaschutzmanagerin Johanna Rügamer verweist auf Umfragen, wonach erneuerbare Energien in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz genießen. Auch eine Windkraftanlage in der Nähe komme noch auf eine Zustimmungsquote von 59 Prozent.
Interessant ist die Technologie vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Windkraftwerke an Land haben nach Angaben des Fraunhofer-Instituts ein deutlich günstigeres Preis-Leistungs-Verhältnis als Sonnenoder Biogasanlagen. Rügamers Bericht nennt einen weiteren Vorzug: den Flächenverbrauch. Ein Windrad, dessen Strom etwa 1300 Haushalte versorgen könne, verbraucht etwa 500 Quadratmeter Fläche. Ein Solarpark, der 290 Haushalte versorgen kann, braucht dagegen 10 000 Quadratmeter. Der Ausbau der Windkraft ist Teil des regionalen Klimaschutzkonzeptes, das den CO2-Ausstoß in der Region bis 2030 um 55 Prozent zurückfahren will. Vorgesehen sind verstärkte Anstrengungen bei der Energieeffizienz von Gebäuden, Firmen und im Verkehr und natürlich eine Stromversorgung, die sich noch mehr aus regenerativen Quellen speist.
Nach Angaben des Stromerzeugers LEW stammen derzeit etwa 36 Prozent des Stroms, der im Augsburger Land verbraucht wird, aus Wasser-, Sonnen-, Biogas- oder Windkraftwerken. Insgesamt gibt es im Kreis rund 12000 Ökostromanlagen, jedes fünfte Haus hat laut LEW inzwischen Solarzellen auf dem Dach.