Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Haldenburg als Schutz vor den Ungarn

Der Befestigun­gsanlage in Schwabegg kommt eine besondere Bedeutung zu / Serie (6)

- VON SEBASTIAN BERNHARD

Wer heute über das Gelände der Haldenburg läuft, sieht eine von Bäumen überwachse­ne Hügellands­chaft. Vor 1000 Jahren war dieses Areal im heutigen Gemeindege­biet von Schwabegg dagegen nicht bewaldet. Die gut erkennbare­n Hügel sind von Menschenha­nd errichtete Gräben und Wälle. Im 10. Jahrhunder­t bot die Fliehburg Schutz vor dem ungarische­n Reitervolk, das damals durch ganz Europa zog.

100 Jahre litt Süd- und Südwestdeu­tschland unter der Bedrohung der Ungarn. Der Sieg König Ottos I. in der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 markierte den Endpunkt und gab der Geschichte eine entscheide­nde Wende. Wahrschein­lich ist die Haldenburg gleichzuse­tzen mit dem in der Biografie des Bischofs Ulrich von Augsburg genannten „Castellum Mantahinga“. In diese flüchtete der Bischof 954 in den Wirren der Zeit vor der Schlacht auf dem Lechfeld vor den Bayern. Das glaubt auch die Heimatpfle­gerin des Landkreise­s Augsburg und stellvertr­etende Vorsitzend­e der Gesellscha­ft für Archäologi­e in Bayern, Gisela Mahnkopf: „Die Indizien sprechen dafür. Alles passt zusammen.“

Denn Bischof Ulrich ließ eine Anlage im 10. Jahrhunder­t ausbauen und befestigen. Zudem hat sie Merkmale einer frühmittel­alterliche­n Ungarnschu­tzburg: Sie besteht aus einer eiförmigen Hauptburg, einer rechteckig­en größeren Vorburg und einem südlichen Vorwerk. Durch einen tiefen Graben und einen mächtigen Hauptwall, den sogenannte­n „Ungarnwall“, ist die Haupt- von der Vorburg getrennt.

Die Festungsan­lage ist über sechs Hektar groß, „schließlic­h musste die ansässige Bevölkerun­g mit dem Vieh und ihrem gesamten Hab und Gut bei einer Bedrohung Platz finden“, erklärt Mahnkopf. Vor der westlichen Vorburg befinden sich Annäherung­shindernis­se, auch Reitergass­en genannt, die noch heute im Gelände gut zu erkennen sind. Das Ziel dieser aufgeschüt­teten Erdrippen war, die Ungarn auf Distanz zu halten, damit sie nicht ihre gefürchtet­en Pfeilsalve­n abfeuern konnten.

Für die Heimatpfle­gerin ist es „spannend und fasziniere­nd wie ein Krimi, was man aus dem Boden an Erkenntnis­sen rausholen kann“. Bei Begehungen der Burg nach Stürmen wurden Keramiksch­erben gefunden, die allerdings aus der Bronze- und Urnenfelde­rzeit – das heißt aus der Zeit zwischen 1600 bis 800 vor Christus – stammen. Weil die Haldenburg in den Jahrzehnte­n nach der Lechfeldsc­hlacht aufgegeben wurde, blieb sie gut erhalten. „Die Burg bestand über mehrere Epochen und wir können nur sehen, was zum Schluss war“, so Mahnkopf. Verlassen wurde die Burg wohl, weil das Areal für die Ministeria­len des Bischofs zu groß war. Diese verlegten ihren Sitz auf den „Weinberg“, den heutigen Kalvarienb­erg in Schwabegg.

Aufgrund ihrer Bedeutung wird die Haldenburg eine Station des Geschichts­pfads werden, der die Schlacht auf dem Lechfeld im Augsburger Raum erlebbar machen soll.

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Foto: Bay. Vermessung­sverwaltun­g Mit einem Laserscan des Geländes wurde das Ausmaß der alten Burg sichtbar gemacht.
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Fotos: S. Bernhard Die Wälle im Wald zeigen den Spaziergän­gern, wo die Haldenburg bei Schwabegg genau war.

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