Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die richtige Entscheidung
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt am Dienstag gegen Holland. Das haben Trainer, Spieler und Verbandsspitze gemeinsam so entschieden. Eine gute Entscheidung. Noch besser wäre es allerdings gewesen, hätte das Führungsduo Rauball und Koch nicht schon am Tag nach den Terroranschlägen von Paris die Linie vorgegeben.
So sieht es nach einer politischen Entscheidung des Verbandes aus, nicht nach einer persönlichen von Spielern und Trainern. Die aber war nach den traumatischen Erlebnissen für die Betroffenen dringend angesagt. Der falsche Weg also zur richtigen Entscheidung. Dass sich die Kanzlerin und ihr Kabinett der Nationalelf anschließen, ist ein gutes Signal und nicht zu verwechseln mit dem in solchen Fällen von Politikern gerne praktizierten Abschöpfen von Popularität.
Der Sport ist unverzichtbarer Teil fast aller Sozialgesellschaften in der Welt, der Fußball besonders der europäischen. Wie die Welt nicht vor dem Terror zurückweichen darf, darf es auch der Sport nicht. Dass die Attentate von Paris während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland in der Nähe des Stade de France stattfanden, war kein Zufall, sondern kühl geplant. Es war an diesem Abend die größte Bühne, auf der die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates vor den Augen der Welt ihr grausames Werk verrichten konnten. Trotzdem darf die Welt ihre Bühnen nicht schließen. Es wäre der Triumph des Terrorismus.
Dass am Dienstag gespielt wird, Theater, Kinos und Konzertsäle offen bleiben, gibt eine eindeutige Antwort auf die Schreckensnacht von Paris: Euch verblendeten Rachegeistern wird es nicht gelingen, unsere Welt zu zerstören.
Die Entscheidung, gegen Holland anzutreten, ist kein leichtfertiges „The games must go on“. Nur wenig ist eindrucksvoller, als der Vernichtung spielend entgegenzutreten. Die Partie in Hannover wird zeigen, wem die große Fußball-Bühne tatsächlich gehört. Sie wird weiter Solidarität stiften, wo Terroristen auf das Gegenteil abzielen. Dass die Europäische Fußball-Union (Uefa) keinen Zweifel daran lässt, dass die EM nächstes Jahr in Frankreich in der geplanten Form stattfinden wird, ist seit langem die beste Nachricht aus dem Haus von Michel Platini. Das Turnier abzusagen, hieße vor den Terroristen zu kapitulieren.