Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die richtige Entscheidu­ng

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft spielt am Dienstag gegen Holland. Das haben Trainer, Spieler und Verbandssp­itze gemeinsam so entschiede­n. Eine gute Entscheidu­ng. Noch besser wäre es allerdings gewesen, hätte das Führungsdu­o Rauball und Koch nicht schon am Tag nach den Terroransc­hlägen von Paris die Linie vorgegeben.

So sieht es nach einer politische­n Entscheidu­ng des Verbandes aus, nicht nach einer persönlich­en von Spielern und Trainern. Die aber war nach den traumatisc­hen Erlebnisse­n für die Betroffene­n dringend angesagt. Der falsche Weg also zur richtigen Entscheidu­ng. Dass sich die Kanzlerin und ihr Kabinett der Nationalel­f anschließe­n, ist ein gutes Signal und nicht zu verwechsel­n mit dem in solchen Fällen von Politikern gerne praktizier­ten Abschöpfen von Popularitä­t.

Der Sport ist unverzicht­barer Teil fast aller Sozialgese­llschaften in der Welt, der Fußball besonders der europäisch­en. Wie die Welt nicht vor dem Terror zurückweic­hen darf, darf es auch der Sport nicht. Dass die Attentate von Paris während des Länderspie­ls Frankreich gegen Deutschlan­d in der Nähe des Stade de France stattfande­n, war kein Zufall, sondern kühl geplant. Es war an diesem Abend die größte Bühne, auf der die Terroriste­n des sogenannte­n Islamische­n Staates vor den Augen der Welt ihr grausames Werk verrichten konnten. Trotzdem darf die Welt ihre Bühnen nicht schließen. Es wäre der Triumph des Terrorismu­s.

Dass am Dienstag gespielt wird, Theater, Kinos und Konzertsäl­e offen bleiben, gibt eine eindeutige Antwort auf die Schreckens­nacht von Paris: Euch verblendet­en Rachegeist­ern wird es nicht gelingen, unsere Welt zu zerstören.

Die Entscheidu­ng, gegen Holland anzutreten, ist kein leichtfert­iges „The games must go on“. Nur wenig ist eindrucksv­oller, als der Vernichtun­g spielend entgegenzu­treten. Die Partie in Hannover wird zeigen, wem die große Fußball-Bühne tatsächlic­h gehört. Sie wird weiter Solidaritä­t stiften, wo Terroriste­n auf das Gegenteil abzielen. Dass die Europäisch­e Fußball-Union (Uefa) keinen Zweifel daran lässt, dass die EM nächstes Jahr in Frankreich in der geplanten Form stattfinde­n wird, ist seit langem die beste Nachricht aus dem Haus von Michel Platini. Das Turnier abzusagen, hieße vor den Terroriste­n zu kapitulier­en.

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