Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Wir müssen eng zusammenstehen“
Bedürftigen zu helfen, war stets Anliegen der Besucher. Dieses Ziel rückte nun noch stärker in den Vordergrund
die Menschen im Ort durch die toten Säuglinge aufgewühlt worden, dann sei es in Paris zu den schrecklichen Terrorakten gekommen, sagte Bürgermeister Jens Korn (CSU) bei einer Ansprache zum Volkstrauertag. „Viele haben das Gefühl, ihre Welt ist völlig aus den Fugen geraten“, sagte er in der Zeremonie, die Kirche, Vereine und Kommune traditionell gemeinsam veranstalten. Er hoffe dennoch, dass durch all die Trauer in Wallenfels auch etwas Positives entstehe: „Dass wir noch enger zusammenrücken und dass wir noch mehr aufeinander achtgeben.“
Auch gegen den Ehemann, von dem sich die 45-Jährige erst vor kurzem getrennt hatte, bestehe ein „gewisser Tatverdacht“, sagte die Polizeisprecherin weiter. Er sei vernommen worden, aber derzeit auf freiem Fuß. Unbestätigten Medienberichten zufolge hatte das Paar sowohl mit gemeinsamen Kindern als auch mit Kindern aus früheren Beziehungen jahrelang in Wallenfels gelebt.
Die Frau war am Freitagabend in einer Pension in Kronach festgenommen worden, nur etwa 15 Kilometer vom Fundort der acht Leichen in Wallenfels entfernt. Auch am Samstag war sie vernommen worden und legte schließlich ein Geständnis ab. Ein 55 Jahre alter Mann, der bei der Frau war, kam wieder auf freien Fuß. Gegen den und wie die Babys zu Tode kamen.
Um Kindstötungen wie in Oberfranken zu vermeiden, müssten Nachbarn und Freunde aus Sicht des Münchner Psychologen Klaus Neumann mehr aufeinander achten. „Das Umfeld der Frau ist nicht geeignet gewesen, um das zu verhindern“, sagte Neumann. „Das ist ein psychisches Schicksal, das sehr, sehr schlimm ist.“Die Frau habe offenbar niemanden gehabt, dem sie sich habe anvertrauen können. Neumanns Schlussfolgerung: „Wir müssen mehr aufeinander achtgeben, miteinander reden und Möglichkeiten schaffen, solche Konfliktsituationen zu vermeiden.“(dpa) Augsburg Wenn der Terror seinen Schatten auf die Welt wirft, kann man andernorts einfach einen unbeschwerten Abend genießen? Die Verantwortlichen der Mediengruppe Pressedruck haben sich diese Frage am Samstag gestellt und am Ende entschieden: Der Presseball wird stattfinden. Nicht als ein sorgloser Abend. Aber als ein Abend, der Zeichen setzt.
„Die Anschlagsserie in Paris ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte“, sagte Alexandra Holland, Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen. „Doch wir wollen und werden uns von diesen Terroristen unsere Lebensart und -kultur nicht zerstören lassen.“Die Gesellschaft müsste gerade jetzt eng zusammenstehen – so, wie es die Unterstützer der Kartei der Not seit Jahrzehnten tun: „Gemeinsam geht’s. Das ist der Leitgedanke unserer Stiftung. Das ist auch heute Abend unsere Antwort auf die dunklen Seiten des Lebens.“
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner war am Samstag ebenfalls zu Gast in Augsburg. Sie habe sich „ganz bewusst“für den Besuch entschieden. „Die Terroristen wollen unsere Freiheit angreifen, doch wir sollten uns keine Angst einjagen lassen.“Es war ein Satz, der an diesem Abend oft zu hören war. Theo Waigel, ehemals Bundesfinanzminister, verstand seinen Besuch als ein Zeichen für Solidarität und Freiheit. Es gelte, an gemeinsamen Werten festzuhalten – gerade dann, wenn andere sie zerstören wollen.
Sehr still wurde es im Saal, als Sopranistin Cathrin Lange die französische Nationalhymne, die Marseillaise, anstimmte. Viele Besucher des Presseballs empfanden diesen Mo- ment als besonders ergreifend. Im 50. Jahr der Stiftung Kartei der Not stand der Wunsch, Notleidenden zu helfen, beim Ball noch stärker im Mittelpunkt. Zum ersten Mal wurden bei der Tombola zwei Serien ausgespielt, die Gäste konnten Preise im Wert von fast 200 000 Euro gewinnen. Da es mehr Lose gab, wird auch der Erlös zugunsten der Kartei der Not höher sein. In 43 Jahren hat die Tombola mehr als eine Million Euro für Bedürftige in der Region eingebracht. Gedacht wurde am Abend auch eines zweiten Jubiläums: Die Augsburger Allgemeine wurde vor 70 Jahren gegründet. Seit dieser Zeit ist sie die Stimme der Region: „Sie bietet Orientierung, sie hinterfragt kritisch. Die Zeitung ist intensiv gelebtes Heimatgefühl“, betonte Alexandra Holland. Die Mitarbeiter der Mediengruppe seien sich dieser Verantwortung bewusst.
Stargeiger David Garrett verband seinen Auftritt ebenfalls mit einer Solidaritätsbekundung für die Opfer der Anschläge von Paris. Die Terroristen, sagte er, dürften ihren Kampf nicht gewinnen. Sein Konzert beendete Garrett in Gedenken an die Opfer mit dem Song „Always On My Mind“. Bei den 3000 Besuchern des Presseballs kam dies alles sehr gut an.