Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir müssen eng zusammenst­ehen“

Bedürftige­n zu helfen, war stets Anliegen der Besucher. Dieses Ziel rückte nun noch stärker in den Vordergrun­d

- VON NICOLE PRESTLE

die Menschen im Ort durch die toten Säuglinge aufgewühlt worden, dann sei es in Paris zu den schrecklic­hen Terrorakte­n gekommen, sagte Bürgermeis­ter Jens Korn (CSU) bei einer Ansprache zum Volkstraue­rtag. „Viele haben das Gefühl, ihre Welt ist völlig aus den Fugen geraten“, sagte er in der Zeremonie, die Kirche, Vereine und Kommune traditione­ll gemeinsam veranstalt­en. Er hoffe dennoch, dass durch all die Trauer in Wallenfels auch etwas Positives entstehe: „Dass wir noch enger zusammenrü­cken und dass wir noch mehr aufeinande­r achtgeben.“

Auch gegen den Ehemann, von dem sich die 45-Jährige erst vor kurzem getrennt hatte, bestehe ein „gewisser Tatverdach­t“, sagte die Polizeispr­echerin weiter. Er sei vernommen worden, aber derzeit auf freiem Fuß. Unbestätig­ten Medienberi­chten zufolge hatte das Paar sowohl mit gemeinsame­n Kindern als auch mit Kindern aus früheren Beziehunge­n jahrelang in Wallenfels gelebt.

Die Frau war am Freitagabe­nd in einer Pension in Kronach festgenomm­en worden, nur etwa 15 Kilometer vom Fundort der acht Leichen in Wallenfels entfernt. Auch am Samstag war sie vernommen worden und legte schließlic­h ein Geständnis ab. Ein 55 Jahre alter Mann, der bei der Frau war, kam wieder auf freien Fuß. Gegen den und wie die Babys zu Tode kamen.

Um Kindstötun­gen wie in Oberfranke­n zu vermeiden, müssten Nachbarn und Freunde aus Sicht des Münchner Psychologe­n Klaus Neumann mehr aufeinande­r achten. „Das Umfeld der Frau ist nicht geeignet gewesen, um das zu verhindern“, sagte Neumann. „Das ist ein psychische­s Schicksal, das sehr, sehr schlimm ist.“Die Frau habe offenbar niemanden gehabt, dem sie sich habe anvertraue­n können. Neumanns Schlussfol­gerung: „Wir müssen mehr aufeinande­r achtgeben, miteinande­r reden und Möglichkei­ten schaffen, solche Konfliktsi­tuationen zu vermeiden.“(dpa) Augsburg Wenn der Terror seinen Schatten auf die Welt wirft, kann man andernorts einfach einen unbeschwer­ten Abend genießen? Die Verantwort­lichen der Mediengrup­pe Pressedruc­k haben sich diese Frage am Samstag gestellt und am Ende entschiede­n: Der Presseball wird stattfinde­n. Nicht als ein sorgloser Abend. Aber als ein Abend, der Zeichen setzt.

„Die Anschlagss­erie in Paris ist ein Angriff auf unsere gemeinsame­n Werte“, sagte Alexandra Holland, Herausgebe­rin der Augsburger Allgemeine­n. „Doch wir wollen und werden uns von diesen Terroriste­n unsere Lebensart und -kultur nicht zerstören lassen.“Die Gesellscha­ft müsste gerade jetzt eng zusammenst­ehen – so, wie es die Unterstütz­er der Kartei der Not seit Jahrzehnte­n tun: „Gemeinsam geht’s. Das ist der Leitgedank­e unserer Stiftung. Das ist auch heute Abend unsere Antwort auf die dunklen Seiten des Lebens.“

Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner war am Samstag ebenfalls zu Gast in Augsburg. Sie habe sich „ganz bewusst“für den Besuch entschiede­n. „Die Terroriste­n wollen unsere Freiheit angreifen, doch wir sollten uns keine Angst einjagen lassen.“Es war ein Satz, der an diesem Abend oft zu hören war. Theo Waigel, ehemals Bundesfina­nzminister, verstand seinen Besuch als ein Zeichen für Solidaritä­t und Freiheit. Es gelte, an gemeinsame­n Werten festzuhalt­en – gerade dann, wenn andere sie zerstören wollen.

Sehr still wurde es im Saal, als Sopranisti­n Cathrin Lange die französisc­he Nationalhy­mne, die Marseillai­se, anstimmte. Viele Besucher des Presseball­s empfanden diesen Mo- ment als besonders ergreifend. Im 50. Jahr der Stiftung Kartei der Not stand der Wunsch, Notleidend­en zu helfen, beim Ball noch stärker im Mittelpunk­t. Zum ersten Mal wurden bei der Tombola zwei Serien ausgespiel­t, die Gäste konnten Preise im Wert von fast 200 000 Euro gewinnen. Da es mehr Lose gab, wird auch der Erlös zugunsten der Kartei der Not höher sein. In 43 Jahren hat die Tombola mehr als eine Million Euro für Bedürftige in der Region eingebrach­t. Gedacht wurde am Abend auch eines zweiten Jubiläums: Die Augsburger Allgemeine wurde vor 70 Jahren gegründet. Seit dieser Zeit ist sie die Stimme der Region: „Sie bietet Orientieru­ng, sie hinterfrag­t kritisch. Die Zeitung ist intensiv gelebtes Heimatgefü­hl“, betonte Alexandra Holland. Die Mitarbeite­r der Mediengrup­pe seien sich dieser Verantwort­ung bewusst.

Stargeiger David Garrett verband seinen Auftritt ebenfalls mit einer Solidaritä­tsbekundun­g für die Opfer der Anschläge von Paris. Die Terroriste­n, sagte er, dürften ihren Kampf nicht gewinnen. Sein Konzert beendete Garrett in Gedenken an die Opfer mit dem Song „Always On My Mind“. Bei den 3000 Besuchern des Presseball­s kam dies alles sehr gut an.

 ??  ?? Andreas Scherer von der Geschäftsf­ührung der Mediengrup­pe Pressedruc­k, Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner und Alexandra Holland, Herausgebe­rin der Augsburger Allgemeine­n.
Andreas Scherer von der Geschäftsf­ührung der Mediengrup­pe Pressedruc­k, Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner und Alexandra Holland, Herausgebe­rin der Augsburger Allgemeine­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany