Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Protest gegen Abschiebung
Familie musste binnen einer Stunde packen
Das Diakonische Werk Augsburg (DWA) protestiert gegen die Abschiebung der Roma-Familie Rama, die vor Kurzem mit ihren sieben Kindern nach Serbien geschickt wurde. Zwei Kinder sowie die Mutter seien schwer krank, in Belgrad habe die Familie mittellos und ohne Obdach in einem unbekannten Land gestanden – sie stammt aus dem Kosovo. Sowohl dort als auch in Serbien seien Roma Diskriminierungen ausgesetzt, so das DWA. Die Familie, die in der Windprechtstraße lebte, habe binnen einer Stunde frühmorgens packen müssen.
Durch eine Gesetzesänderung sind unangekündigte Abschiebungen seit Kurzem möglich, so Tobias Hartmann vom DWA. Es komme hinzu, dass die Familie, die seit über vier Jahren hier ist, eigentlich gute Bleibe-Aussichten gehabt hätte. Die beiden ältesten Kinder haben einen Schulabschluss und hatten Lehrstellen in Aussicht. Eine Petition an den Landtag läuft. Die Ramas hätten laut Hartmann am Tag der Abschiebung sogar einen Termin im Augsburger Ausländeramt gehabt, um Antrag auf Bleiberecht zu stellen.
Das DWA hat ein Spendenkonto eingerichtet, damit die Familie eine Bleibe suchen kann: Als Roma müssen sie die Miete fünf Monate im Voraus zahlen – Geld, das sie nicht haben. Laut Hartmann protestieren auch Schulen und Vereine. Er hofft, dass die ältesten Kinder aufgrund des Aufenthaltsgesetzes zurückdürfen - und damit per Familienzusammenführung auch die anderen. ( kru) OSpendenkonto
Diakonisches Werk Augsburg e. V., Kennwort: Familie Rama, Stadtsparkasse Augsburg, IBAN: DE95720500000000004200, BIC: AUGSDE77XXX
Fahrgäste von Bus, Straßenbahn und Regionalzügen werden sich in zwei Jahren möglicherweise auf massive Veränderungen beim Fahrkartenangebot und den Tarifzonen gefasst machen müssen: Im Augsburger Tarif- und Verkehrsverbund (AVV) steht eine Tarifreform an. Diese ist seit Jahren ein Thema, kam bisher aber nicht voran. Diskutiert werden neue Tarife und Änderungen, etwa bessere Mitnahmemöglichkeiten bei Tickets. Noch ist aber unklar, wie tiefgreifend die Reform sein wird, die Fahrgastbedürfnisse und Interessen der Verkehrsunternehmen unter einen Hut bringen muss.
Die Stadtwerke als ein Unternehmen im AVV drängen seit Jahren auf eine Reform. „Gemeinsam mit dem AVV wird an einer Vereinfachung des Tarifsystems und an transparenten Preisstrukturen gearbeitet“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza. Ein Konzept von den Stadtwerken sei in Vorbereitung, Details gebe es noch nicht.
Das ist aus Unternehmenssicht allerdings auch nötig: Denn bei der jährlichen Ermittlungen der Zufriedenheitswerte der Fahrgäste gibt es im Bereich Preis-Leistungs-Verhältnis die Note 6 („ungenügend“) von den Fahrgästen. Dafür muss man wissen, dass auch andere Verkehrsbetriebe von ihren Kunden ähnlich beurteilt werden. Bei den 30 anderen Verkehrsunternehmen, für die das Umfrageinstitut TNS Infratest solche Studien macht, kam eine ähnliche Bewertung heraus. Immerhin: das beste Unternehmen schaffte Note 4. „Es ist noch Luft nach oben. Die Leute erwarten Veränderungen“, so Casazza.
Die Augsburger bewerten das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Bus und Tram traditionell schlecht: Bei Tariferhöhungen in der Vergangen- heit hatten teils bis zu 80 Prozent der für die Umfrage interviewten Kunden diese als überzogen bewertet – ein Rekordwert, wie der damalige Studienleiter den Stadtwerken bescheinigte.
Dabei sind die Fahrgäste mit der Leistung der Stadtwerke an sich recht zufrieden. In der Gesamtbewertung bekommen die Verkehrsbetriebe von den 500 interviewten Kunden eine Note zwischen 1,5 und 2. Zum Vergleich: Der Branchenschnitt liegt bei Note 3. „Es freut uns, dass wir diesen historischen Bestwert erreichen“, so Casazza. In der Vergangenheit pendelte man zwischen einer 3 und 4, seit einigen Jahren aber mit deutlichem Trend nach oben. Der neue Königsplatz dürfte diese Entwicklung weiter beflügelt haben. Die Fahrgastzahlen von 57 Millionen jährlich seien steigerbar, so Casazza. „Das geht mit besseren, auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittenen Angeboten.“
Bei Sauberkeit und Sicherheitsgefühl schneiden die Stadtwerke allerdings mäßig ab, wobei andere Städte dabei noch deutlich größere Probleme haben. Man arbeite aber an Lö- sungen. Gute Noten gibt es hingegen für die Freundlichkeit der Fahrer, beim Streckennetz, dem Takt, der Pünktlichkeit und den Anschlüssen, so Susanne Rudolf, die bei den Stadtwerken fürs Qualitätsmanagement zuständig ist. Bei der Straßenbahn sind nach Computerauswertungen der Stadtwerke 87 Prozent der Züge pünktlich, also innerhalb von drei Minuten nach Fahrplan an der Haltestelle. Bei den Bussen ergibt sich ein ähnlicher Wert.
Casazza kündigt für kommendes Jahr weitere Maßnahmen an. Nach dem grün blinkenden Kö für Umsteiger soll in den Fahrzeugen auf Bildschirmen in Echtzeit angezeigt werden, welche Anschlüsse an der nächsten Haltestelle erreichbar sind. „Dann weiß man, ob es vielleicht besser ist, noch bis zum nächsten Knotenpunkt weiterzufahren, um umzusteigen“, so Casazza. Auch die Information der Fahrgäste bei Störungen via Durchsagen, Display und Handy soll verbessert werden. Zudem ist geplant, nach und nach alle Busse mit Klimaanlage auszustatten und alle Straßenbahnhaltestellen barrierefrei auszubauen.