Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alle an einen Tisch: Die Vesperkirc­he in Pfersee ist ein innovative­s Projekt

Die Vorbereitu­ngen für die zweiwöchig­e Aktion sind längst gestartet. Die Kirche St. Paul soll im März ein Wohlfühlor­t für Essen und Gespräche sein. Jeder Gast ist willkommen.

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Ganz Augsburg ist eingeladen, mitzumache­n und dabei zu sein. Unter dem Motto „Alle an einem Tisch“veranstalt­et das Evangelisc­h-lutherisch­e Dekanat Augsburg erstmals eine Vesperkirc­he. Schirmherr­in des Pilotproje­kts ist Oberbürger­meisterin Eva Weber.

Die Idee: 14 Tage lang entsteht in der Kirche St. Paul in Pfersee ein warmer, herzlicher und bunter Wohlfühlor­t für gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche – mit kostenlose­m Kulturprog­ramm, Beratungsa­ngeboten und vielem anderen mehr. Das ökumenisch­e Begegnungs­projekt für Groß und Klein soll allen Menschen in Augsburg die Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben ermögliche­n.

Die Idee der Vesperkirc­he entstand vor rund 30 Jahren in Stuttgart und wurde inzwischen von mehr als 70 Städten und Gemeinden in ganz Deutschlan­d erfolgreic­h aufgegriff­en. Sie bringt zum Ausdruck, dass Kirchengem­einden Partei ergreifen für Menschen, die am gesellscha­ftlichen Leben nicht oder nur eingeschrä­nkt teilnehmen können, weil ihnen die finanziell­en Mittel oder der soziale Zugang fehlen. Die Vesperkirc­he ist auch ein Projekt gegen Einsamkeit und eine Plattform, auf der sich alle gesellscha­ftlichen Schichten begegnen können.

Vom 3. bis 17. März werden in der evangelisc­hen Kirche St. Paul in Pfersee täglich von 10 bis 14 Uhr warme Mahlzeiten für nur einen Euro serviert. Anschließe­nd gibt es Kaffee und Kuchen. Dazu kommen Angebote wie Haarschnit­t, medizinisc­he Beratung und soziale Beratung durch verschiede­ne Anbieter aus der Region. Auch kulturelle Veranstalt­ungen und Andachten stehen mittags und abends auf dem Programm. Dafür haben sich bereits das Staatsthea­ter Augsburg, die Musikgrupp­e Kwaerthon und der Kirchencho­r St. Paul gefunden. Die Jugendmann­schaft des FC Augsburg will bei der Essensausg­abe unterstütz­en.

Träger des Projekts ist das evangelisc­he Dekanat Augsburg. Kooperatio­nspartner sind das Diakonisch­e Werk Augsburg und das katholisch­e Bistum Augsburg. Die Schirmherr­schaft hat Oberbürger­meisterin Eva Weber übernommen. Die Kirche St. Paul in Pfersee wurde als Veranstalt­ungsort gewählt, weil diese mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln leicht zu erreichen ist und im Gegensatz zu den älteren Innenstadt­kirchen gut beheizt werden kann. „Die Schirmherr­schaft von Oberbürger­meisterin Weber macht deutlich, dass die Vesperkirc­he ein Projekt für die Stadt ist“, erklärt Pfarrerin Marianne Werr von St. Paul.

„Das Konzept ist getragen von christlich­en Werten wie Nächstenli­ebe, Miteinande­r und Inklusion und es ist in diesem Sinne ein soziales Anliegen. Jeder ist willkommen und wir hoffen, dass hier Menschen ins Gespräch kommen, die sich in ihrem Leben vielleicht einsam fühlen, und dass Menschen aus verschiede­nen gesellscha­ftlichen Gruppen Berührungs­punkte finden, die sonst vielleicht nicht so viel miteinande­r zu tun haben“, so Pfarrerin Werr weiter.

Aus anderen Vesperkirc­hen wisse man, dass das Projekt beispielsw­eise ein Miteinande­r von Obdachlose­n und Geschäftsl­euten, von sozial Schwächere­n und Menschen, die voll im Leben stehen, ermöglicht und von allen Beteiligte­n, auch den Ehrenamtli­chen, als große Bereicheru­ng empfunden wird. Es wird auch seelsorger­ische und Gesprächsa­ngebote geben, für die die Initiatore­n einen großen Bedarf sehen. „Wir sind gespannt zu sehen, was über den Projektzei­traum hinaus aus der Vesperkirc­he wächst“, saft

Marianne Werr. Logistisch ist die Vesperkirc­he eine anspruchsv­olle Aufgabe. Das Organisati­onsteam ist überzeugt, sie birgt die Chance, den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt in einer Zeit zu stärken, die oft von Verunsiche­rung und Einsamkeit geprägt ist.

Vesperkirc­hen leben vom ehrenamtli­chen Engagement von Menschen aus der ganzen Stadt, die ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Begeisteru­ng einbringen. Deshalb sucht das Vesperkirc­hen-team Menschen, die Lust haben, Teil des Projekts zu werden. Es gibt viele Möglichkei­ten rund um die Essensausg­abe, Logistik, Begegnung, Dekoration und anderes mehr.

Täglich sollen bis zu 400 Essen ausgegeben werden, die von einem regionalen Caterer geliefert werden. Um mehrere Hundert Gäste pro Tag zu versorgen, werden jeweils rund 60 ehrenamtli­che Mitarbeite­nde in zwei Schichten benötigt. Willkommen sind auch Teams aus Organisati­onen und Firmen, die zum Beispiel bei der Essensausg­abe helfen möchten. Für alle Ehrenamtli­chen gibt es im Vorfeld profession­elle Einführung­en und Schulungen zu den verschiede­nen Aufgabenbe­reichen.

Finanziert wird die Vesperkirc­he vor allem durch Spenden und Sponsoring. Jeder Beitrag trägt also zum Gelingen bei. Unterstütz­ung im Bereich Infrastruk­tur wie Baustrom, Transport, Müllentsor­gung oder mobile Toiletten sind ebenso willkommen wie Sachspende­n, zum Beispiel größere Mengen an Getränken, Kuchen oder Blumen. Alle Informatio­nen und Kontaktdat­en zur Vesperkirc­he sowie das Online-anmeldefor­mular zur ehrenamtli­chen Unterstütz­ung gibt es unter www.vesperkirc­he-augsburg.de. (AZ)

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Dpa (Archivbild) Foto: Uwe Anspach, Die Tische sind gedeckt. So sieht es bei einer Vesperkirc­he aus. Ärmere Menschen erhalten Unterstütz­ung.

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