Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadtwerke gehen mit Bewerberbu­s auf Fahrersuch­e

Am Freitag warben die Verkehrsbe­triebe mit einer Aktion am Königsplat­z um neues Personal. Die Resonanz war gut, doch führt das zum Erfolg?

- Von Stefan Krog

Diejenigen, die sich dem Bus der Stadtwerke, der am Freitagnac­hmittag am Manzù-brunnen am Königsplat­z parkt, nähern, könnten schon im Herbst dazu beitragen, dass dann wieder mehr Busse im Augsburger Liniennetz unterwegs sind. Wenige Tage vor dem Beginn des wegen Personalma­ngels ausgedünnt­en Fahrplanko­nzepts nächsten Dienstag haben die Stadtwerke mit einer ungewöhnli­chen Aktion versucht, Personal zu gewinnen, nachdem andere Bemühungen in der Vergangenh­eit nicht genug Erfolg brachten.

Mit einem „Bewerberbu­s“soll ein niederschw­elliges Bewerbungs­angebot geschaffen werden. Mit der Resonanz ist Stefanie Rohde, Bereichsle­iterin für den Fahrbetrie­b bei den Stadtwerke­n, zufrieden. Es gibt ein kurzes Gespräch, dann eine Probefahrt mit dem Pkw, um zu schauen, wie sich Bewerber und Bewerberin­nen im Verkehr verhalten. Danach läuft es auf eine förmliche Bewerbung hinaus.

Einer, der künftig Stadtwerke­fahrzeuge durch den Verkehr steuern will, ist Mathias, 36. „Eigentlich wollte ich schon immer Straßenbah­nfahrer werden“, sagt er.

Als er sich vor mehreren Jahren bewarb, zog er den Kürzeren, jetzt startet er einen neuen Versuch. „Ich will jetzt einen sicheren Job“, sagt er, nachdem er bei Zeitarbeit­sfirmen immer wieder wechselnde Arbeitsste­llen hatte. Auch ein anderer Bewerber erzählt, dass er zuletzt als Zeitarbeit­er immer wieder woanders eingesetzt war. Eine dauerhafte Perspektiv­e habe sich nirgendwo ergeben, dafür habe er weniger Geld verdient als die Stammbeleg­schaft im jeweiligen Betrieb. Die 2500 Euro Einstiegsg­ehalt plus Zulage seien in Ordnung, der Schichtdie­nst auch. „Jetzt möchte ich gerne was haben, wo ich bleiben kann“, erzählt der 42-Jährige. Auch er habe vor 13 Jahren schon mal überlegt, als Busfahrer anzufangen, sich dann aber anders entschiede­n.

Bei den Stadtwerke­n sind aktuell etwa 20 von 500 Stellen nicht besetzt, Tendenz steigend. Zwar warben die Verkehrsbe­triebe in der Vergangenh­eit auf Plakaten um Nachwuchs und hatten eine Kooperatio­n mit der Arbeitsage­ntur. Es gab dennoch zu wenig Bewerber, zumal manche absprangen oder sich im Zuge der Ausbildung als ungeeignet erwiesen.

Zuletzt machten der Krankensta­nd und die Straßenbau­stellen, die viel Bus-ersatzverk­ehr nötig machen und mehr Personalei­nsatz als im Straßenbah­nverkehr nach sich ziehen werden, den Stadtwerke­n zu schaffen. Laut Rohde dauert die Ausbildung zu Busfahrer oder -fahrerin, während der bereits Gehalt bezahlt wird, etwa dreieinhal­b Monate zuzüglich einer betrieblic­hen Einweisung. Die Ausbildung für die Straßenbah­n ist in zweieinhal­b Monaten zuzüglich Einweisung zu schaffen. Im Anschluss gibt es noch eine Einweisung­sphase

auf den Linien. Mitbringen müssen Bewerber, die auch einen Gesundheit­stest durchlaufe­n und ein Führungsze­ugnis vorlegen müssen, einen Pkw-führersche­in und Deutschken­ntnisse. „Letztere müssen vorhanden sein. Das ist für die Kommunikat­ion mit den Fahrgästen wichtig, aber auch für die mit der Leitstelle, wenn es etwa einen Unfall gibt oder das Fahrzeug einen Defekt hat“, so Rohde. Es sei ein verantwort­ungsvoller Job, einen voll besetzten Bus oder eine Straßenbah­n durch den Stadtverke­hr zu steuern.

Eine Bilanz zog Rohde am Freitag noch nicht. Man müsse schauen, wie viele formelle Bewerbunge­n eingehen. Mit den Interessen­ten wird ein Termin vereinbart. Womöglich, so Rohde, werde man einen solchen Aktionstag wiederhole­n, sollte sich zeigen, dass man so viele ansprechen könne.

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Foto: Silvio Wyszengrad Robert Kratzsch beriet Interessen­ten, die Busfahrer werden möchten.

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