Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn Papa nie mehr nach Hause kommt
Tessin-stiftung und Stadtsparkasse Augsburg machen neues Angebot der Johanniter für trauernde Kinder in Augsburg möglich
„Warum gerade mein Papa?“– diese Frage stellt Carina noch immer gelegentlich. Ein Jahr ist der Unfall jetzt her. Es war ein Schock für die ganze Familie, als die Polizei die niederschmetternde Nachricht überbrachte: ein tödlicher Verkehrsunfall. „Der 42-Jährige hinterlässt eine Frau und zwei Kinder“, hieß es später in der Lokalzeitung.
Die Hinterbliebenen tragen eine schwere Bürde: die Last der Trauer, des Schmerzes über den viel zu frühen Tod. Sterben, tot sein – auch wenn die Worte für die siebenjährige Carina schwer greifbar sind, erlebt sie doch Tag für Tag, was sie bedeuten: Ihr Vater ist weg und wird nicht mehr wiederkommen. Wie sehr sie unter dem Verlust leidet, war nach einer ersten heftigen Reaktion kaum zu bemerken. Sie war ruhig, fast so, als wäre alles in Ordnung. Doch dann kamen immer wieder heftige Gefühlsausbrüche, wie aus heiterem Himmel – ein für Kinder typisches Trauerverhalten.
„Kinder trauern anders als Erwachsene. Die Gefühle kommen in plötzlich auftretenden Schüben. Dann kann es sein, dass sie sofort wieder lachen – ein Schutzmechanismus der Kinderseele“, weiß Maria Kalmbach. Die Sozialpädagogin leitet die zukünftige Trauergruppe der Johanniter in Augsburg. Kinder, die einen Elternteil oder Bruder und Schwester verloren haben, finden hier zukünftig Hilfe in der Bewältigung ihrer Trauer.
Spendenkonto IBAN: DE67 3702 0505 0000 0400 0004 3033 01 BIC: BFSWDE33XXX Bank für Sozialwirtschaft Verwendungszweck: Lacrima Augsburg
Erfahren, dass die Gefühle verstanden werden
Im geschützten Kreis können sie lernen, über das Erlebte und den Verlust zu sprechen oder über Spielen, Malen und Basteln Zugang zu ihrer Gefühlswelt zu finden. „Für viele ist es bereits tröstlich, zu erleben, dass andere Kinder etwas Ähnliches erlebt haben und dass ihre Gefühle verstanden werden.“So durchbricht das Angebot die Isolation und kann die Schuldgefühle nehmen.
Was trauernde
Kinder brauchen
„Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind die wichtigsten Säulen im Umgang mit Kindern, die einen Verlust erlitten haben“, erklärt Maria Kalmbach. „Kinder wollen verstehen, was passiert ist und suchen nach Erklärungen. Hier sind Geduld und Offenheit gefragt.“Immens wichtig seien auch Vorbilder: Erwachsene Bezugspersonen sollten ihre eigenen Gefühle vor den Kindern nicht verstecken, sondern zeigen, dass sie selbst traurig sind oder weinen müssen. So erfahren die Kinder, dass die Trauergefühle normal sind und gezeigt werden dürfen. „Trauern muss gelernt werden.“
Für Betroffene ist Lacrima kostenlos
Möglich wird Lacrima in Augsburg durch zwei großzügige Spenden, die die Anschubfinanzierung sichern. 65000 Euro kommen von der Dr. Ingeborg und Marion von Tessin-stiftung. Weitere 10 000 Euro gibt die Stadtsparkasse Augsburg dazu. „Kindern die Möglichkeit zu geben, Hilfe und Unterstützung in einer so schwierigen Zeit zu bekommen, ist uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Rupert Hackl, stellvertretender Vorsitzender der Dr. Ingeborg und Marion von Tessin-stiftung. Rolf Settelmeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Augsburg, ergänzt: „Zahlreiche ehrenamtliche Trauerbegleiter begleiten die betroffenen Kinder und Familie. Dieses ehrenamtliche Engagement unterstützen wir sehr gerne.“pm/nlk