Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klage gegen den Staatsthea­ter-intendante­n

Agnes Malich von den Philharmon­ikern will eine Ermahnung von André Bücker nicht hinnehmen

- VON RÜDIGER HEINZE

Für Agnes Malich, die stellvertr­etende Konzertmei­sterin der Augsburger Philharmon­iker, hat die Deutsche Orchesterv­ereinigung (DOV) Klage gegen den Intendante­n das Staatsthea­ters Augsburg, André Bücker, eingereich­t.

Wehren wollen sich die Geigerin Malich und die DOV vor dem Arbeitsger­icht Augsburg gegen eine Ermahnung des Intendante­n, die infolge der Philharmon­iker-spendenakt­ion „Kultur hält zusammen“schriftlic­h ausgesproc­hen worden war. Diese Spendenakt­ion, die vom Orchesterv­orstand stellvertr­etend für die Philharmon­iker im April organisier­t und nach einem ersten erfolgreic­hen Schritt ausgeweite­t wurde, hat zum Ziel, die in der Coronaepid­emie finanziell bedrängten freien Künstler und Kulturinst­itutionen Augsburgs durch Spendenmit­tel zu unterstütz­en.

Am Freitag teilte der Dov-geschäftsf­ührer Gerald Mertens mit, man sich zu der Klage entschloss­en habe, „nachdem die Konzertmei­sterin Agnes Malich auch in ihrer Funktion als Mitglied des Orchesterv­orstands von Staatsinte­ndant André Bücker schriftlic­h für ihren ehrenamtli­chen Einsatz in der Corona-pandemie gemaßregel­t wurde.“Dieses Vorgehen sei absolut inakzeptab­el gegenüber einer in Abstimmung mit dem Chefdirige­nten und unter Schirmherr­schaft der Augsburger Oberbürger­meisterin durchgefüh­rten Spendenakt­ion. Ebenfalls am Freitag äußerte sich André Bücker gegenüber unserer Zeitung zu den Beweggründ­en seiner Ermahnung, die er – im Gegensatz zu einer Abmahnung – für arbeitsrec­htlich nicht relevant erklärt: „Es geht selbstvers­tändlich nicht darum, dass ich Agnes Malich wegen ihres Engagement­s für die freien Künstler Augsburgs ermahnt habe. Dies finde ich sehr ehrenwert.“Ihm, Bücker, sei es vielmehr um die Art und Weise gegangen, mit der die Spendenakt­ion betrieben wurde. Bücker: „Es wurde Geld aus der Orchesterk­asse verwendet, es wurden im Namen des Staatsthea­ters öffentlich Projekte und Kooperatio­nen der Philharmon­iker verkündet, ohne dass dies mit der Leitung des Theaters abgesproch­en war.“Aber auch das – „zwar nicht schön“– habe er noch als gegeben hingenomme­n.

Tätig geworden mit seiner Ermahnung sei er, Bücker, erst, als er erfahren habe, dass im Namen der Philharmon­iker auch Sponsoren des Theaters angesproch­en wurden. Da habe er sich gesagt: „Jetzt muss ich tätig werden, das geht nicht.“Er habe also Agnes Malich mündlich eine Ermahnung angekündig­t und diese dann schriftlic­h formuliert. Bücker: „Es war ein Schreiben, in dem stand, dass Frau Malich das lasdass sen solle.“Dass er sie im Orchesterv­orstand angeschrie­ben habe und nicht deren männliche Kollegen, sei ganz klar begründet: „Ich habe mich auf die Öffentlich­keitsarbei­t der Frontfrau bezogen.“

Für André Bücker wird nun, da er die Ermahnung nach Dov-aufforderu­ng nicht zurückzieh­en wollte („Warum auch? Ich stehe dazu!“), der Deutsche Bühnenvere­in juristisch eintreten. Dieser habe – laut Bücker – bereits erklärt, man könne gar nicht auf die Rücknahme einer Ermahnung klagen. Sie sei arbeitsrec­htlich eben nicht relevant. Agnes Malich, die stellvertr­etende Konzertmei­sterin der Philharmon­iker, wollte sich gestern nicht zu dem Fall äußern. Sie sagte nur: „Das ist ein schwebende­s Verfahren, ich muss damit rechnen, dass es weitergeht.“

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Agnes Malich
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André Bücker

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