Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Notstand in Australien
Die Brände im Südosten haben Millionen Hektar Land vernichtet. Trotzdem macht der Premier Urlaub – und zieht damit Zorn auf sich
Sydney Aufgrund der verheerenden Buschbrände ist in Australiens bevölkerungsreichstem Bundesstaat New South Wales der Notstand ausgerufen worden. Dieser ermöglicht den Behörden unter anderem die besonders schnelle Mobilisierung von Geld und Einsatzkräften, Evakuierungen und eine Unterbrechung der Strom- und Gasversorgung. In Sydney, der seit Wochen immer wieder von Rauchschwaden eingehüllten Hauptstadt von New South Wales, warnte die Regierungschefin des Bundesstaats: Anwohner und Touristen sollten den Anweisungen der Behörden unbedingt Folge leisten und gegebenenfalls auch ihre Pläne für die Weihnachtstage ändern.
Seit Oktober haben Buschbrände in Australien mehrere Millionen Hektar Land vernichtet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Der Südosten des Landes ist besonders stark betroffen: Allein in New South Wales, wo bereits Mitte November ein einwöchiger Notstand ausgerufen worden war, kämpften zuletzt mehr als 2000 Feuerwehrleute gegen rund 100 Brände. Ein besonders bedrohliches Großfeuer ist bis auf etwa 70 Kilometer an die Millionenmetropole Sydney herangerückt.
Erschwert wird der Kampf gegen die wütenden Flammen durch Rekordhitze. Australien leidet ohnehin seit etwa zwei bis drei Jahren unter starker Dürre, die ausgetrocknete Vegetation entzündet sich also besonders leicht. Am Mittwoch wurde erneut eine historische Hitzemarke in Australien gebrochen: Mit 41,9 Grad lag die landesweite durchschnittliche Höchsttemperatur so hoch wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen.
Trotz der katastrophalen Lage an der Brandfront weilt Australiens Regierungschef Scott Morrison seit Tagen im Urlaub. Medienberichten zufolge entspannt er mit seiner Familie auf der Pazifikinsel Hawaii, was viele Landsleute in Rage bringt.
Vor dem Wohnsitz des konservativen Premiers in Sydney versammelten sich am Donnerstag hunderte wütende Schüler, die ihm neben Vernachlässigung seiner Amtspflichten fehlendes Engagement für den Klimaschutz vorwarfen. Manche von ihnen reckten Protestschilder in die Höhe mit Aufschriften wie „Wann dürfen unsere Feuerwehrleute mal Urlaub machen?“oder „Unser Land steht in Flammen, wo zum Teufel stecken Sie?“