Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nicht ohne meine Katze
Warum die Deutschen mit Thomas Gottschalk fühlen
Ein Erdbeben auf den Philippinen? Nun ja, schlimm. Die heftigsten Waldbrände in der Geschichte Kaliforniens? Auch schlimm. Zehntausende Menschen müssen fliehen, dutzende sind schon gestorben. Ja, wirklich schlimm. Und irgendwie auch weit weg. Bis die Nachricht durchsickert, dass eine Feuerwalze in Malibu die Villa von Thomas Gottschalk vernichtet hat. Die alte Windmühle mit den Zimmertüren aus dem Orientexpress, das Gedicht „Der Panther“in der Handschrift von Rainer Maria Rilke, die kunterbunten „Wetten, dass …?“-Klamotten, die gesammelten Fernsehpreise. Alles Schutt und Asche.
„Thomas Gottschalk ist sozusagen einer von uns“, sagt der Psychiater Borwin Bandelow. Damit erklärt der Experte, warum die Deutschen weniger mit den tausenden unbekannten Feueropfern fühlen, aber umso mehr mit dem Promi: „Je weiter weg eine Katastrophe ist, desto weniger ficht sie uns an.“Gottschalk ist ein deutsches Fernsehgesicht. Und schon rückt die Katastrophe näher, man empfindet Mitgefühl. Katastrophen zögen einerseits ein Erschrecken nach sich, andererseits aber auch ein positives Gefühl der Erleichterung, weil man selber nicht betroffen ist, sagt der Göttinger Wissenschaftler. „Deshalb liest man gerne etwas über Katastrophen.“Wie Gottschalks Frau Thea sich und die zwei Katzen, die Katzenklos und das Katzenfutter im kleinsten Auto der Familie gerettet hat etwa. Aber keine Dokumente, keine Kunstwerke, nichts. Die wohl am meisten diskutierte Frage in diesen Tagen: Was würde man selber mitnehmen in so einer Situation. Die Kinderfotos? Die Zeugnisse? Den Notarvertrag fürs Haus?
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