Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Keiner fliegt schöner
Fußball Fabian Giefer überzeugt bei seiner Bundesliga-premiere als Torhüter, als Fußballer überrascht er nicht nur seine Mitspieler, sondern auch seinen Trainer
Es war am Freitag im Mannschaftshotel in Düsseldorf nach dem Abendessen, als Cheftrainer Manuel Baum Fabian Giefer und Andreas Luthe zu sich bat. Zusammen mit Torwarttrainer Zdenko Miletic erklärte er den beiden Torhüter-konkurrenten, wer in Zukunft die neue Nummer eins des FC Augsburg sein würde: Fabian Giefer. „Er hat uns nur gesagt, wer es ist, aber nicht groß begründet“, beschrieb Giefer nach dem 2:1-Sieg des FCA in Düsseldorf diesen wichtigen Moment.
Das Fußball-profi-geschäft ist auf der Torhüterposition besonders gnadenlos. Entweder man spielt, oder spielt nicht. Und manchmal reichen nur wenige Sätze, einer Fußballer-karriere eine neue Wendung zu geben, eine eigentlich hoffnungslose Situation in eine große Chance zu verwandeln, aber auch große Hoffnungen wie eine Seifenblase platzen zu lassen.
„Natürlich hab’ ich mich gefreut, aber dann hab’ ich mich direkt auf das Spiel heute fokussiert“, beschrieb der 28-Jährige, wie er die Nachricht aufnahm, auf die er so lange gewartet hatte: wieder Stammtorhüter bei einem Bundesligisten zu werden. So wie in der Saison 12/13, als er alle 34 Bundesligapartien beim damaligen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf absolvierte.
Über fünf Jahre und eine unglückliche Zwischenstation bei Schalke 04 später, war Giefer einer der Hauptdarsteller beim ersten Fca-auftaktsieg in der Bundesliga an seiner alten Wirkungsstätte. Zweimal brachte er seine Nebenleute mit Risiko-anspielen in Bedrängnis. Bei Martin Hinteregger ging es noch gut aus, bei Philipp Max nicht. Es folgte das 0:1 (39.). Natürlich hätten seine Mitspieler besser agieren müssen, doch am Anfang der Fehlerkette stand eben Giefer. So sah es auch Trainer Baum: „Wenn wir einen Rückpass in der Gegenpressing-situation zum Torwart spielen, dann ist es am besten, die Neuner-lösung zu suchen, er hat sich anders entschieden, und wenn so etwas nicht hundertprozentig abgesprochen ist, passiert so etwas.“Giefer gestand den Fehler auch ein: „Fakt ist, wenn ich ihn nach vorne schieße, ist der Ball weg.“
Aber sein Anteil am Sieg war größer als seine kleinen Unsicherheiten, die sich mit Spielpraxis wohl legen werden. Innenverteidiger Martin Hinteregger war auf jeden Fall begeistert: „Er ist ein überragender Torhüter. Er hat wichtige Flanken und Eckbälle runtergefangen. Die Strafraumbeherrschung ist ein Riesenpunkt von ihm. Hier hilft er uns richtig weiter. Und wer aus 20 oder 25 Metern ein Tor schießen will, muss den Ball schon genau treffen.“Ein verflucht hartes Fußball-jahr liegt hinter Giefer. 2017 hatte ihn der FCA für geschätzte 750 000 Euro aus seinem Vertrag bei Schalke gekauft. Manager Reuter glaubte an ihn, auch wenn er drei Jahre bei Schalke kaum gespielt hat. Er gab ihm einem Vertrag bis 2021 und die Chance auf einen Dreikampf mit Marwin Hitz und Andreas Luthe. Giefer verlor und es folgte eine einjährige Wartezeit auf der Tribüne.
Reuter wurde während dieser Zeit für den Giefer-transfer nicht nur mit Lob überschüttet. Jetzt sieht er sich in seiner Wahl bestätigt: „Es haben beide Torhüter eine überragende Vorbereitung gemacht. Der Trainer hätte auch würfeln können. Ich bin happy, dass sie beide absolut top sind. Auch Benny Leneis hat uns positiv überrascht in den beiden Trainingslagern, ansonsten wären wir noch mal aktiv geworden. Wenn jetzt etwas passiert, haben wir keine Bauchschmerzen.“Sagte es und ging zum Mannschaftsbus.
Kurze Zeit später folgte ihm Andreas Luthe. Alleine. Ein Interview wollte er am Samstag nicht geben.