Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Liebeserklärung an die Oma
Die Geschichte von Ella aus Königsberg
Ein Mädchen aus Königsberg, das ist Ella. Sie wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen behütet auf, doch nachdem der Vater, ein Weinhändler, früh stirbt, ist die unbeschwerte Jugend dahin. Ein Studium ist nicht mehr drin; Ella muss Geld verdienen und die Mutter unterstützen. Viktor ist zwar ihre große Liebe, aber leider keine verlässliche Größe. Ella heiratet einen jungen Offizier, der ihr Sicherheit verspricht, aber der Zweite Weltkrieg, der mittlerweile begonnen hat, zerstört alle Hoffnungen. Mit ihren beiden Kindern flieht Ella aus Königsberg, und sie wird die Stadt ihrer Kindheit nur ein einziges Mal noch wiedersehen – wenn sie kurz vor der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee in einem waghalsigen Unternehmen zurückfährt, um aus ihrer Wohnung Lebensmittel zu holen, die sie dringend fürs Überleben ihrer Kinder benötigt. Diese „Letzte Fahrt nach Königsberg“hat dem Roman-debüt von Ulrich Trebbin den Titel gegeben. Der Münchner Rundfunk-journalist und Psychotherapeut zeichnet auf 350 Seiten das Leben seiner Oma Ella nach und nähert sich damit einem Stück Familiengeschichte an. Das Buch ist eine Liebeserklärung an diese Frau, aber auch an die Stadt Königsberg, wie sie vor der Kriegszerstörung war – mit ihrer Nähe zur See, eingebettet ins Samland. Und das Buch ist ein gut recherchiertes, plastisch und farbig erzähltes, manchmal fast mit zu viel Kolorit ausgestattetes Stück Zeitgeschichte.