Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Tauziehen um ein wertvolles Denkmal
Das Gignoux-haus bereitete Augsburg jahrelang Sorgen. Es verfiel zunehmend. Die Stadt (die es einst selbst versäumt hatte, das Haus zu kaufen) war darum heilfroh, als endlich ein Investor gefunden war, der sich des Denkmals annahm und versprach, es so herzurichten, dass es wieder einen angemessenen Stellenwert im Stadtbild bekommt.
Man muss diese Geschichte kennen, um zu verstehen, warum die Bauverwaltung dem Besitzer Zugeständnisse gemacht hat: Sie hat schlichtweg Angst, er könnte abspringen. Das wäre ein Problem, denn das Gebäude selbst zu kaufen und instandzusetzen, dafür fehlt heute das Geld. Was ist also besser? Der Erhalt einer Fassade mit verändertem Innenleben oder der zunehmende Verfall eines Hauses, das viele Augsburger lieben?
Tatsächlich wird es den meisten Bürgern genügen, wenn die Komödie von außen wieder prächtig aussieht. Die historische Substanz im Inneren werden sie ja gar nie zu Gesicht bekommen, weil dort ausschließlich Privatwohnungen entstehen. Warum also wird so viel Aufhebens um die Raumaufteilung gemacht, mag man sich fragen.
Das Beispiel Komödie zeigt, wie schwierig es ist, Denkmälern neues Leben einzuhauchen. Der Grat zwischen größtmöglichem Schutz und den für eine Sanierung notwendigen Eingriffen ist schmal. Die Haltung von Denkmalschützern und Investoren klafft da weit auseinander: Erstere tendieren zum weit gehenden Erhalt, letztere oft zur höchst möglichen Rendite. Ein Konflikt, der schwer zu lösen ist. Dennoch gelingt es einigen Investoren in Augsburg gut.
Dass sich Denkmalschützer in solchen Fällen zu Wort melden, ist unbedingt erwünscht. Die Unterzeichner des offenen Briefs – alle renommiert – sind als Mahner zu sehen, die kurzfristige politische Entscheidung hinterfragen, weil sie einen größeren historischen Zusammenhang sehen. Beim Gignouxhaus scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Stadt darf es sich hier nicht zu leicht machen!