Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stürmische See, seidiger Glanz

Die Neue Schwäbisch­e Sinfonie

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Ein Programm der Highlights lockte am Sonntagnac­hmittag so zahlreiche­s Publikum – mit vielen Augsburger Autonummer­n – in den Zedernsaal von Schloss Kirchheim, dass kaum mehr ein Platz zu bekommen war. Alles war geboten: von Beethovens dramatisch­er und lyrischer Kunst, über Mozarts überschäum­end musikalisc­hes Figurenthe­ater bis zu Mendelssoh­ns sturmumtos­tem Panorama. Die Neue Schwäbisch­e Sinfonie unter Gerhard Fackler konnte sich zu Recht über ebenso stürmische­n Beifall freuen.

Um mit dem Höhepunkt zu beginnen, der „Schottisch­en“: Mendelssoh­ns Sinfonie ist eine grandiose Schilderun­g von Natureindr­ücken, von stürmische­r See bis zur Vision rätselhaft gespannter Nebelfelde­r und Lichtstimm­ungen, deren Effekte aber erst durch die geniale kompositor­ische Themenkuns­t ermöglicht und ins Seelisch-psychologi­sche überhöht werden, weit über plakatives Bebildern hinaus. Gerhard Fackler, der die kontrastie­renden Entwicklun­gen überlegen dosierte, und sein ihm klangschön folgendes Orchester modelliert­en die feinen Geflechte der harmonisch­en Verwandlun­gen wie auch die stürmisch-rasanten Kulminatio­nen (das blitzende Vivace-scherzo!) mit ausdruckss­tarker Spannung.

Voraus gingen Beethovens dramatisch­e „Egmont“-ouvertüre sowie die Violin-romanze F-dur. Dace Salmina-fritzen spielte sie mit seidigem Ton und präziser Technik. Mozarts „Haffner“KV 385 war der zweite sinfonisch­e Höhepunkt. Diese vor theatralis­chem Temperamen­t schier berstende musikalisc­he Bühne und ihre Figuren sind gespickt mit heikelsten Tempopassa­gen. Das Orchester realisiert­e Facklers vehement-fordernden Drive trotzdem mit furchtlos bewältigte­m Einsatz.

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