Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Megaprojekt in München auf dem Gleis
Einigung über zweite S-bahn-stammstrecke
München Der jahrelange Streit um die zweite S-bahn-stammstrecke ist geklärt. In München einigten sich gestern Ministerpräsident Horst Seehofer, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (alle CSU) und Bahn-chef Rüdiger Grube über die Finanzierung des Milliardenprojekts. Sie versprechen sich davon erhebliche Verbesserungen der Verkehrssituation für die Region München und Oberbayern.
„Unsererseits steht die Finanzierung“, sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) nach der Kabinettssitzung. Das Infrastrukturprojekt ist mit 3,2 Milliarden Euro angesetzt. Davon übernehmen 1,5 Milliarden Euro der Bund, 1,4 Milliarden der Freistaat, 150 Millionen die Deutsche Bahn und 155 Millionen Euro die Stadt München.
Ein Risikopuffer von 600 Millionen Euro sei ebenfalls finanzierbar, sagte Dobrindt. Davon übernehme der Bund 60 Prozent, der Freistaat 40 Prozent. Insgesamt kann das Projekt also mehr als 3,8 Milliarden Euro kosten. Noch 2012 war es mit zwei Milliarden Euro angesetzt worden. Das Konzept muss vom Landtag noch genehmigt werden.
SPD und Freie Wähler im Landtag zeigten sich erfreut. Bei aller Euphorie
Die Kosten sind schon vor Baubeginn gestiegen
aber dürften andere wichtige Verkehrsprojekte in der Metropolregion München nicht vernachlässigt werden, sagte Bernhard Roos (SPD). Für Schwaben forderte Ihk-hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank: „Schwaben braucht einen umsteigefreien ,Airport-express‘ durch die zweite Stammstrecke.“
Seit den 1990er Jahren sorgt das Projekt immer wieder für heftige Debatten. Als mögliche Alternative galt lange ein Ausbau des Südrings. Diese Variante wurde aber nach mehreren Untersuchungen nicht weiter verfolgt. Kritiker des Tunnels, wie der Bund Naturschutz in Bayern oder die Bürgerinitiative „S-bahn-tunnel Haidhausen“, schlagen dies weiterhin vor.
Bürgerproteste erwartet Herrmann dennoch nicht. Zwar liegen mehrere Klagen vor, diese seien aber lediglich auf die Bauphase bezogen. „Wir bauen hier für die Bürger, das ist kein Prestigeprojekt“, sagte er. Die Stammstrecke soll Ende 2026 fertig sein.