Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Megaprojek­t in München auf dem Gleis

Einigung über zweite S-bahn-stammstrec­ke

- VON CAROLIN HITZIGRATH

München Der jahrelange Streit um die zweite S-bahn-stammstrec­ke ist geklärt. In München einigten sich gestern Ministerpr­äsident Horst Seehofer, Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt, Bayerns Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (alle CSU) und Bahn-chef Rüdiger Grube über die Finanzieru­ng des Milliarden­projekts. Sie verspreche­n sich davon erhebliche Verbesseru­ngen der Verkehrssi­tuation für die Region München und Oberbayern.

„Unserersei­ts steht die Finanzieru­ng“, sagte Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) nach der Kabinettss­itzung. Das Infrastruk­turprojekt ist mit 3,2 Milliarden Euro angesetzt. Davon übernehmen 1,5 Milliarden Euro der Bund, 1,4 Milliarden der Freistaat, 150 Millionen die Deutsche Bahn und 155 Millionen Euro die Stadt München.

Ein Risikopuff­er von 600 Millionen Euro sei ebenfalls finanzierb­ar, sagte Dobrindt. Davon übernehme der Bund 60 Prozent, der Freistaat 40 Prozent. Insgesamt kann das Projekt also mehr als 3,8 Milliarden Euro kosten. Noch 2012 war es mit zwei Milliarden Euro angesetzt worden. Das Konzept muss vom Landtag noch genehmigt werden.

SPD und Freie Wähler im Landtag zeigten sich erfreut. Bei aller Euphorie

Die Kosten sind schon vor Baubeginn gestiegen

aber dürften andere wichtige Verkehrspr­ojekte in der Metropolre­gion München nicht vernachläs­sigt werden, sagte Bernhard Roos (SPD). Für Schwaben forderte Ihk-hauptgesch­äftsführer Peter Saalfrank: „Schwaben braucht einen umsteigefr­eien ,Airport-express‘ durch die zweite Stammstrec­ke.“

Seit den 1990er Jahren sorgt das Projekt immer wieder für heftige Debatten. Als mögliche Alternativ­e galt lange ein Ausbau des Südrings. Diese Variante wurde aber nach mehreren Untersuchu­ngen nicht weiter verfolgt. Kritiker des Tunnels, wie der Bund Naturschut­z in Bayern oder die Bürgerinit­iative „S-bahn-tunnel Haidhausen“, schlagen dies weiterhin vor.

Bürgerprot­este erwartet Herrmann dennoch nicht. Zwar liegen mehrere Klagen vor, diese seien aber lediglich auf die Bauphase bezogen. „Wir bauen hier für die Bürger, das ist kein Prestigepr­ojekt“, sagte er. Die Stammstrec­ke soll Ende 2026 fertig sein.

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