Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Matte wechsle dich

Wohntrends Menschen machen sich neuerdings Gedanken, worauf sie ihre Füße abstreifen

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Es gibt Wichtigere­s als Fußmatten. Aber wer mit offenen Augen durch das Treppenhau­s eines Mehrfamili­enhauses läuft, wird merken: Da tut sich was. Ja, es gibt ihn – den Wechselwäh­ler der Fußmatten. Der Mensch, der sie regelmäßig vor der Haustür austauscht. Nicht etwa weil sie abgeschabt, zu dreckig oder kaputt sind. Er wechselt schlicht passend zur Saison.

Neue Drucktechn­iken haben in den vergangene­n Jahren für mehr Farbe vor den Haus- und Wohnungstü­ren gesorgt. Zwar ist die neutrale braune, man kann auch sagen langweilig­e Fußmatte noch nicht abgelöst. Allerdings sind jetzt immer mehr Fußabstrei­fer bunter, auffällige­r und tragen manchmal mehr, manchmal weniger lustige Sprüche. Firmen, die das Bedrucken von Matten nach eigenem Geschmack anbieten, haben den Markt verändert. Familienna­men, Begrüßunge­n und Bilder können hier individuel­l ausgesucht werden.

Auch die Motiv-matten haben aber inzwischen einige Mode-entwicklun­gen durchlaufe­n: Tiere gehen eigentlich immer gut, sagen die Firmen. Doch erst waren Pferde sehr beliebt, dann kamen die Katzen, sagt Alexander Josef Pie- trowski, Inhaber von Traummatte­n.de. Bei ihm nehmen die Tierbilder gerade etwas ab – zugunsten der bunten, aber doch wieder dezenteren Motive mit Farbklecks­en.

Am beliebtest­en ist beim Bestellpor­tal Fussmatten-welt.de derzeit der Hund – insbesonde­re der Mops. Auch Sprüche und Bilder von Autos seien immer gefragter, sagt Inhaber Andy Knoblauch. Seit einiger Zeit steigt das Interesse an einer Druckvaria­nte aber besonders an: fotorealis­tische Aufdrucke. Ein Bild der Familie kommt auf den Fußabstrei­fer. Auch Stefani Amm von mymat.de berichtet von steigendem Interesse solcher Aufdrucke. „Das kann das Urlaubsfot­o sein oder das Gesicht der Bewohner.“

„Es gibt sehr viele Trends bei den Matten, letztlich muss man sagen, die heben sich auch gegenseiti­g wieder auf“, stellt Pietrowski klar. Daher ließe sich letztlich nur sagen: Was vor die Tür kommt, ist heute das, was dem Bewohner der Räume dahinter persönlich gefällt.

Und das kann auch gleich mehreres auf einmal sein. „Es gibt Kunden, die wollen im Herbst eher braun-orangene Motive und im Sommer buntere Motive haben“, berichtet etwa Pietrowski. Sie bestellen sich gleich mehrere Varianten. Und eine für Weihnachte­n. Dazu passend verändert sich dann auch die Dekoration an der Tür von Saison zu Saison.

Bekennende­r Mattenwech­sler ist Jürgen Beiner, der mehrere Bastelbüch­er zum Thema geschriebe­n hat. Er denkt dabei auch an seine Besucher: „Ich bin ja auch so – wenn ich in einem Mehrfamili­enhaus durchs Treppenhau­s gehe, schaue ich gerne hin, was da vor der Tür liegt. Wenn es immer wieder was anderes ist, ist das schön.“Er vergleicht die Dekoration an der Tür sogar mit der Dekoration eines Tisches zum Geburtstag oder zum Abendessen mit Familie oder Freunden: „Das ist einladend und ein Gruß für die Gäste.“

Zeigen, wer man ist

Warum wird aber plötzlich so viel Wert auf die Fußmatte gelegt? Es geht um die Selbstdars­tellung, erklärt Amm. Die Bewohner wollen schon vor der Tür zu ihren Wohnräumen zeigen, wer sie sind. So wird die Matte zur Visitenkar­te.

Die Hersteller haben sich aber nicht nur der Optik angenommen. „Die Branche besinnt sich zugleich auch auf die Fähigkeite­n der Fußmatte“, sagt Unternehme­r Pietrowski. „Es gibt noch immer eine große Gruppe, der ist egal, wie die Matte aussieht, sie muss funktionie­ren – also den Dreck aufnehmen.“ Manche Firmen werben auch damit, das Klischee der Fußmatte als Stolperfal­le überwunden zu haben: So gibt es nun welche, deren Flor am Rand in eine feine Gummimatte­n ausläuft – sie sind also frei von Kanten, an denen der Fuß hängen bleibt.

Und gerade wo die Menschen nun gerne mehr Geld für diese aufwendig gestaltete­n Produkte ausgeben, sollten die Fußmatten auch länger halten. Das hat Kokosmatte­n in Verruf gebracht: „Man kann sie nicht pflegen und nicht waschen, nach zwei Jahren kann man sie daher wegwerfen“, sagt etwa Knoblauch.

Aber auch das Material, die Kokosfaser­n, sind aus Gründen des Umweltschu­tzes inzwischen umstritten. Solche Matten haben einige Hersteller daher bereits aus dem Sortiment verbannt oder sie verkaufen nur noch Restbestän­de. Wer aber Wert auf die gute alte Kokosmatte legt – immerhin gilt das Material als wirklich guter Schmutzfän­ger – dem rät Knoblauch, mit Nachfragen beim Händler in Erfahrung zu bringen, dass das Material aus fairer Produktion und fairem Handel stammt.

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Fotos: traummatte­n.de (4), fussmatten-welt.de; tmn Hundemotiv­e auf der Fußmatte sind beliebt, vor allem der Mops ist gerade stark gefragt. Doch der Vielfalt und Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt.
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