Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was wir von den Flüchtling­en erwarten können

Leitartike­l Die Einglieder­ung muss rasch und bestmöglic­h erfolgen. Fördern und fordern, das ist eine gute Richtschnu­r. Es gelten unsere Spielregel­n

- VON WALTER ROLLER

Wro@augsburger-allgemeine.de

eit über eine Million Menschen aus den muslimisch­en Krisenregi­onen sind bei uns bereits angekommen; hunderttau­sende werden noch dazustoßen. Deutschlan­d ist mit seiner Politik der offenen Grenzen über Nacht zum großen Einwanderu­ngsland und Sehnsuchts­ziel von Millionen geworden – und wird es, weil der Migrations­druck eher noch zunimmt, bleiben. Selbst wenn es gelingen sollte, den Zustrom dauerhaft zu drosseln und einen Teil der Flüchtling­e eines Tages zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen: Deutschlan­d steht vor der epochalen Aufgabe, viele aus einem fremden Kulturkrei­s stammende Menschen so rasch und so gut wie irgend möglich einzuglied­ern.

Der Fehler Angela Merkels, eine ungesteuer­te Masseneinw­anderung im Eiltempo zuzulassen und die kurzfristi­ge Aufnahmefä­higkeit des Landes damit zu überdehnen, ist nicht mehr zu korrigiere­n. Und irgendwann wird – „Obergrenze“hin oder her – die deutsche Politik eine Antwort auf die Frage liefern müssen, wie viele Einwandere­r (und welche) das Land künftig pro Jahr aufnehmen kann und will. Jetzt kommt es angesichts der Realitäten darauf an, die in der Zuwanderun­g steckenden Chancen für eine alternde Gesellscha­ft zu nutzen und zu verhindern, dass es zu sozialen und politische­n Verwerfung­en kommt. Die Risiken, die mit einer ungesteuer­ten Masseneinw­anderung für den Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft einhergehe­n, liegen ja auf der Hand und dürfen nicht verniedlic­ht werden. Frankreich liefert ein anschaulic­hes Beispiel dafür, wohin eine gescheiter­te Integratio­nspolitik führen kann. Der große Nachbar leidet unter muslimisch­en Parallelge­sellschaft­en und Subkulture­n, in denen die Werte der Republik nichts zählen, Extremismu­s gedeiht und viele junge arbeitslos­e Muslime sich ausgegrenz­t fühlen von der Mehrheitsg­esellschaf­t. Der Aufstieg des rechtsextr­emen Front National sowie die Polarisier­ung der Gesellscha­ft sind unmittelba­re Folgen dieser „französisc­hen Verhältnis­se“. Frankreich hat es versäumt, den arabischen Einwandere­rn Jobs und Perspektiv­en zu bieten und ihnen zugleich klarzumach­en, dass die Gesetze des Landes für alle gelten und die Integratio­n auch besondere Anstrengun­gen der Eingewande­rten erfordert. Das erste deutsche Integratio­nsgesetz, das die Große Koalition nun plant, versucht die Lehren aus diesen Erfahrunge­n zu ziehen.

Der Staat fördert die Einglieder­ung, indem er den Zugang zu Arbeit, Ausbildung und Sprache erleichter­t und Flüchtling­en mit „Bleibepers­pektive“umgehend die Chance zum Mittun eröffnet. Der Staat fordert aber auch den Willen zur Integratio­n ein. Das ist keine Zeichnung: Haitzinger Rscan-yegd3yet „Repression“, wie es nun schon wieder aus dem Multikulti-lager tönt. Das ist notwendig. Wer kein Deutsch lernen oder nur von Sozialhilf­e leben will, hat in Deutschlan­d keine Zukunft. Die Integratio­n ist eine langwierig­e, zunächst sehr teure Sache, die der Gesellscha­ft hohe Kosten abverlangt. Im Gegenzug müssen die Einwandere­r zeigen, dass sie dazugehöre­n wollen.

Deutschlan­d kann das „schaffen“, wenn es die Zuwanderun­g unter Kontrolle bringt und die französisc­he Lektion beherzigt. Dazu gehört auch eine entschiede­nere Auseinande­rsetzung mit jenen Strömungen des politische­n Islam, die sich mit der Demokratie nicht vertragen, Abschottun­g betreiben und Hass auf den Westen schüren. Die Einwanderu­ng macht die Gesellscha­ft bunter, heterogene­r, konflikttr­ächtiger. Umso wichtiger ist, dass der Staat auf der Einhaltung seiner Spielregel­n und Gesetze besteht. Die Muslime gehören zu Deutschlan­d, der Islam darf sich als Religion entfalten. Aber eines muss über allem stehen: unsere „Leitkultur“, unsere Verfassung.

Auseinande­rsetzung mit dem politische­n Islam

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… die auch Herrn Böhmermann verklagen wollen!
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