Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Claudia hat gelächelt“

Kanuslalom Sideris Tasiadis denkt nach erfolgreic­her Olympiaqua­lifikation auch an seine verstorben­e Freundin. Zwei weitere Augsburger in Rio: Hannes Aigner und Melanie Pfeifer

- VON PETER DEININGER

Markkleebe­rg Am Wochenende dominiert das Schmuddelw­etter in Markkleebe­rg bei Leipzig, doch am Samstagnac­hmittag scheint kurz die Sonne auf das Wildwasser im künstliche­n Kanal. Für den Augsburger Sideris Tasiadis (Kanu Schwaben) ist es ein Zeichen von oben. „Claudia hat gelächelt“, sagt der 25-jährige Slalomkanu­te. Nach seinem dritten Sieg in der deutschen Olympiaqua­lifikation hat der Canadierfa­hrer seinen Platz für die Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) schon vor dem abschließe­nden vierten Rennen sicher. Die spektakulä­re Paddelarbe­it hätte seiner Freundin Claudia gefallen.

Die frühere Kajak-europameis­terin ist im September an den Folgen einer Leukämieer­krankung gestorben. Der angehende Polizist Tasiadis hat eine schwere Zeit hinter sich. Nach dem Gewinn der Silbermeda­ille 2012 in London war sein Leben von den Leiden der Partnerin mitbestimm­t. Der Sport wurde zur Nebensache, die Hoffnung auf Genesung war vergebens. Tasiadis reagiert auf seine Weise: Training als Trauerarbe­it. Claudia hätte es so gewollt. „Sideris hat das Gefühl dafür, neue Reize zu setzen“, sagt sein Bundestrai­ner Sören Kaufmann über den Paddler Tasiadis.

Der Sportler der Kanu Schwaben geht in der Saisonvorb­ereitung neue Wege und ändert seine Fahrweise. „Er explodiert manchmal geradezu, wenn er das Paddel einsetzt“, ist Kaufmann beeindruck­t, wie der Augsburger der Konkurrenz enteilt. Tasiadis kann das Rennen am Sonntag (Rang drei) ebenso locker angehen wie Hannes Aigner vom Nachbarver­ein AKV.

Dessen Freundin Steffi lässt am Samstag die Sektkorken knallen. Nach seinen beiden Erfolgen eine Woche zuvor auf dem heimischen Eiskanal, ist der 27-jährige Olympia-dritte zum Auftakt in Markkleebe­rg wieder ganz vorne. Kurios dabei: Sebastian Schubert (KR Hamm) fährt exakt dieselbe Zeit von 97,11 Sekunden. Aigner hat dennoch die Idealnote Null. Der dritte Platz am Sonntag ist das Streichren­nen. „Wahnsinn! Ich darf zum zweiten Mal zu den Spielen.“

Aigner war nervenstar­k. „Hannes ist ein gutes Pferd, aber die anderen haben es ihm leicht gemacht“, spielt Bundestrai­ner Thomas Apel auf die Fehlerquot­e an. Stabsunter­offizier Aigner kann sich nach abgeschlos­senen Masters-studium (Betriebswi­rtschaftli­che Steuerlehr­e) sein Zeugnis an der Augsburger Uni abholen. „Das habe ich bisher nicht gemacht, weil ich noch einige Kurse im Hochschuls­port besuchen wollte.“Dafür hat er nun keine Zeit mehr. Bereits am Samstag geht es zum Trainingsl­ager nach Rio.

Im Flieger wird auch Melanie Pfeifer (Schwaben Augsburg) sitzen. Im entscheide­nden vierten Rennen reicht der Logistik-studentin dank des Bonuspunkt­s für die Wm-bronzemeda­ille 2015 der zweite Platz hinter Jasmin Schornberg (KR Hamm) zum Gesamtsieg. Die Tränen fließen, die 29-Jährige hält sich die Hand vor den Mund und will es zunächst gar nicht glau- ben. „Ich freue mich erst richtig, wenn ich das Ergebnis schwarz auf weiß sehe“, steht die Kajakfahre­rin auch Minuten nach dem Rennen noch unter dem Eindruck der anstrengen­den Tage. „Ich bin megastolz, dass ich meine Rückenprob­leme im Rennen ausblenden konnte.“Der Physiother­apeut Andreas Geisslinge­r leistete erfolgreic­he Schwerstar­beit. Rio kann kommen.

 ?? Fotos: Gerd Schaller (2), Lutz Brose ?? Emotionale Momente: Sideris Tasiadis (oben) denkt nach der erfolgreic­hen Zieldurchf­ahrt an seine verstorben­e Freundin. Auch der Kajakfahre­r Hannes Aigner (links unten) und Melanie Pfeifer paddeln in Rio.
Fotos: Gerd Schaller (2), Lutz Brose Emotionale Momente: Sideris Tasiadis (oben) denkt nach der erfolgreic­hen Zieldurchf­ahrt an seine verstorben­e Freundin. Auch der Kajakfahre­r Hannes Aigner (links unten) und Melanie Pfeifer paddeln in Rio.
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