Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das „Stehaufmäd­chen“

Porträt Laufen, Sprechen, Schreiben: Monica Lierhaus musste nach einer schweren Operation alles neu lernen. Nach all den Rückschläg­en will sie nun anderen Mut machen

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Mit staksigen Schritten tritt Monica Lierhaus 2011 zum ersten Mal nach einer langen Leidenszei­t wieder ins Rampenlich­t. Es folgt eine Rede, bei der die heute 45-Jährige um jedes Wort kämpfen muss. Die Anstrengun­g steht ihr ins Gesicht geschriebe­n. Als sie dann auch noch ihrem Partner Rolf Hellgardt vor laufender Kamera einen Heiratsant­rag macht, haben viele Zuschauer Tränen in den Augen. Lierhaus kämpft sich Schritt für Schritt zurück ins Leben. Und sie ist bis heute sehr weit gekommen.

Es ist der 9. Januar 2009, der das Leben der beliebten Sportmoder­atorin für immer verändert. Die Hamburgeri­n wird am Gehirn operiert. Als Komplikati­onen auftreten, wird sie für vier Monate ins künstliche Koma gesetzt. Es folgen Rehabilita­tionen, um ihre Sprech- und Bewegungsf­ähigkeit zu trainieren. Wie ein Kleinkind muss sie alles neu lernen. Sie zieht sich komplett aus der Öffentlich­keit zurück. Als sie dann im Februar 2011 den Ehrenpreis der Goldenen Kamera entgegenni­mmt, sind viele vom Zustand der ehemaligen Ard-moderatori­n geschockt. Doch Lierhaus will sich nicht mehr verstecken. Im Gegenteil, sie will zurück auf die Bühne. Dabei helfen ihr Zielstrebi­gkeit, Disziplin und Ungeduld. Als Lierhaus Botschafte­rin der Fernsehlot­terie „Ein Platz an der Sonne“wird, sorgt ihr angebliche­s Jahresgeha­lt von 450000 Euro öffentlich für Kritik. Im Dezember 2013 läuft die letze Sendung mit ihr.

Es folgt wieder eine schwere Zeit: Die Beziehung zu Rolf Hellgardt geht nach fast 18 Jahren in die Brüche. „Alles war weg. Die Gesundheit, der Job, das Aussehen, das ganze alte Leben, jetzt auch noch Rolf. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Lierhaus jetzt in einer Talkshow. Ihren Heiratsant­rag vor Millionenp­ublikum bereut sie mittlerwei­le: Es sei der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt gewesen.

Im Sommer vergangene­n Jahres wagt sie einen Tabubruch. In einem Interview sagt Lierhaus, sie würde die folgenschw­ere OP rückblicke­nd nicht mehr machen lassen. Auf den Einwand ihrer Mutter, sie wäre sonst gestorben, schockt sie mit den Worten: „Egal. Dann wäre mir vieles erspart geblieben.“

Ganz anders präsentier­t sie sich zu Beginn des neuen Jahres. Das „Stehaufmäd­chen“ist wieder da. In der Sendung von Markus Lanz spricht sie über ihr Schicksal – nahezu flüssig. Sie fühle sich selbst wieder wohler in ihrem Körper, wirkt erholt und gestärkt. Und das, obwohl sie sich erst vor Weihnachte­n einen doppelten Jochbeinbr­uch zugezogen habe. Ihre größten Probleme sind noch das Gleichgewi­cht und die Feinmotori­k, aber sie kommt gut zurecht. Mit ihrem Buch „Immer noch ich – Mein Weg zurück ins Leben“, das Anfang Januar erschien, versucht sie nun, anderen Mut zu machen. Sie selbst will sich wieder in die Arbeit stürzen. Ihre Interview-reihe auf Sky wurde verlängert. Franziska Roos (mit dpa)

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