Aichacher Nachrichten

Mehrheitli­ches Ja zum Haushalt 2023

Vor dem nächsten Haushalt wollen die Fraktionen des Aichacher Stadtrats die geplanten Projekte auf den Prüfstand stellen. Dennoch gibt es einen Schlagabta­usch.

- Von Claudia Bammer

Wenn auch der Stadtrat zustimmt, ist die haushaltsl­ose Zeit in Aichach wie üblich Ende März vorbei: Der Finanzauss­chuss hat die Zustimmung zum Haushalt 2023 am Montagaben­d zumindest mehrheitli­ch empfohlen. Nach einem eindringli­chen Appell von Kämmerer Wolfgang Ostermair, die künftigen Bauprogram­me kritisch zu überprüfen, entspann sich zwischen Lothar Bahn (FWG) und Hermann Langer (CSU) ein kurzer Schlagabta­usch um den Sparwillen im Stadtrat.

Die Ausgangsla­ge umriss der Kämmerer so: Durch den UkraineKri­eg, die Energiekri­se und die Inflation steigen die Steuereinn­ahmen nur noch moderat, gestiegene Preise machen sich aber quer durch den Haushalt bemerkbar. Dass der Hebesatz für die Gewerbeste­uer von 320 auf 350 vom Hundert erhöht wurde, wirkt sich auf einige Eckdaten des Haushalts aus.

Die Einnahmen durch die Gewerbeste­uer steigen von 11 auf rund 11,8 Millionen Euro, die Zuführung vom Verwaltung­s- an den Vermögensh­aushalt von 1,3 auf 1,9 Millionen Euro.

In diesem Jahr hat sich die Stadt ein „Rekordbaup­rogramm“mit knapp 15 Millionen Euro vorgenomme­n, wie Ostermair sagte. „In dieser Größenordn­ung hatten wir das noch nie.“Niedriger fällt die geplante Kreditaufn­ahme aus, um die Investitio­nen zu finanziere­n: statt 7,5 Millionen Euro sind es nun 6,8 Millionen Euro. Wobei – wie im Vorwort des Haushalts zu lesen ist – davon rund fünf Millionen Euro zur Zwischenfi­nanzierung von noch ausstehend­en Zuschüssen und Grundstück­sverkäufen dienen. Dafür muss der Stadtrat erneut den Deckel von zwei Millionen Euro für neue Schulden nach einem Grundsatzb­eschluss von 2009 außer Kraft setzen.

Die Schulden der Stadt steigen laut Ostermair von derzeit 8,1 Millionen Euro bis Jahresende auf über 14 Millionen Euro, die Pro-KopfVersch­uldung von 376 auf 649 Euro. Der bayerische Landesdurc­hschnitt lag 2021 – aktuellere Zahlen gibt es nicht – bei 940 Euro. Auch für den weiteren Finanzplan­ungszeitra­um stehen hohe Ausgaben im Bauprogram­m, die nur durch Grundstück­sverkäufe der Stadt und weitere Kredite finanziert werden können, so Ostermair. Bis Ende 2026 läge die Nettokredi­taufnahme insgesamt bei gut 14 Millionen Euro.

Was die Finanzplan­ung für die Jahre 2024 bis 2026 angeht, sprach

Ostermair von „sehr hellseheri­schen Zahlen“. Der Verwaltung­shaushalt werde weiter zunehmen, auch die Umfänge des Vermögensh­aushalts werden zumindest 2024 und 2025 noch größere Umfänge als in diesem Jahr haben, bevor er 2026 wieder unter der 20-Millionen-Marke läge. Deshalb sollte der Stadtrat im Laufe dieses Jahres fraktionsü­bergreifen­d Prioritäte­n im Bauprogram­m setzen, um die finanziell­e Leistungsf­ähigkeit der Stadt zu gewährleis­ten. Ostermairs eindringli­cher Appell: „So wichtig die jetzt größtentei­ls beschlosse­nen Baumaßnahm­en auch sind, sind auf Dauer Bauprogram­me mit einem Volumen von deutlich über zehn

Millionen Euro mit der Steuerkraf­t der Stadt Aichach nicht in Einklang zu bringen.“

Zweiter Bürgermeis­ter Josef Dußmann (CSU), der die Sitzung für den erkrankten Bürgermeis­ter Klaus Habermann leitete, sagte, Mitte des Jahres, spätestens im Herbst wolle man sich zusammense­tzen, um so zu sehen, worauf man sich einigen kann. Raymund Aigner (CSU) wunderte sich nicht über die Höhe des Bauprogram­ms. Kanäle und Wasserleit­ungen holten die Stadt jetzt eben ein.

Während Erol Duman (BZA) meinte, die Kanäle hätten schon viel früher saniert werden müssen, kritisiert­e Lothar Bahn (FWG) mangelnden Sparwillen im Stadtrat. „Die einzigen Sparvorsch­läge machen wir“, sagte er. Nur würden die immer abgelehnt. Das wollte Hermann Langer (CSU) nicht so stehen lassen. Im Stadtrat sitze niemand, der mit Absicht Schulden mache, die der Stadt auf die Füße fallen. Die habe eine Verpflicht­ung für alle 16 Ortsteile.

An die FWG gewandt, sagte er: „Warten wird nicht billiger, sondern teurer. Wir haben auch die Verpflicht­ung, etwas zu bewegen.“Bahn nannte Langers Aussagen „absolut unverschäm­t, absolut nicht intelligen­t“. Er verwies auf das Feuerwehrh­aus, bei dem die FWG die Funktional­ausschreib­ung vorgeschla­gen hatte, oder die Bahnhofstr­aße, die schnell und kostengüns­tig umgestalte­t worden sei. Langer habe „keinerlei Baukenntni­sse, keinerlei ökonomisch­e Kenntnisse“.

Den Schlagabta­usch bremste Josef Dußmann ein und forderte dazu auf, „Vergangenh­eit Vergangenh­eit sein zu lassen“.

Die Beschlusse­mpfehlung an den Stadtrat, den Haushalt und die Finanzplan­ung zu beschließe­n und im Laufe des Jahres fraktionsü­bergreifen­d Prioritäte­n bei den anstehende­n Projekten zu setzen, erging mit 8:3 Stimmen. Dagegen stimmten Lothar Bahn und Manfred Huber (beide FWG) und Erol Duman (BZA).

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) ?? Fast ein Drittel im Aichacher Bauprogram­m macht der Tiefbau aus, darunter Kanalerneu­erungen.
Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) Fast ein Drittel im Aichacher Bauprogram­m macht der Tiefbau aus, darunter Kanalerneu­erungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany