Luftreiniger bekommen eine Plattform
Die Lüftungsbranche steht in Pandemie-Zeiten im Fokus. In Frankfurt gibt es jetzt sogar eine eigene Fachmesse. Was technisch möglich ist und welche Maßnahmen Verbände fordern
Augsburg/Frankfurt am Main Alle Pandemie-Jahre wieder: Schulen und Unternehmen beschäftigen sich seit Corona mit Methoden, wie sie ihre Schülerinnen und Schüler sowie ihre Beschäftigten zurückholen können. Dazu gehört unter anderem der Einsatz von Lüftungsgeräten. Nun findet Anfang Oktober erstmals die Fachmesse für Lüftung und Luftqualität „Indoor-Air“in Frankfurt am Main statt. Was erhoffen sich Experten und Expertinnen davon?
Weder Schulen noch Unternehmen hätten sich bisher flächendeckend um die Beschaffung von Luftreinigern gekümmert, sagt Christoph Kaup. Das liegt laut dem Vorsitzenden des Fachverbands Gebäude-Klima (FGK) unter anderem an den bürokratischen Hürden. So sei zum Beispiel zunächst eine Ausschreibung für die Geräte nötig. Außerdem schwanke die Qualität, einige Geräte seien weder energieeffizient, noch besonders wirkungsvoll. Auch der Lärmpegel einiger Luftreiniger ist zu hoch – was störe. Kaup hält es aber dennoch für realistisch, dass in Zukunft mehr öffentliche Einrichtungen mit Luftreinigern ausgestattet würden als bisher, weil „die Pandemie das Thema in den Vordergrund gerückt hat.“Er ist der Überzeugung, dass die Nachfrage steigen wird, weil das Bewusstsein für eine bessere Lufthygiene gestiegen sei.
Derselben Ansicht ist auch sein Kollege Martin Kriegel. Der Professor von der TU-Berlin sieht Luft als Menschenrecht an und sagt: „Luft ist wie Wasser ein Grundbedürfnis.“Er befürchtet allerdings, dass das Thema „hinten abfällt“, sobald die Pandemie überwunden sei. Deshalb appelliert er an öffentliche Einrichtungen, sich entsprechend auszustatten. Auch wenn das Coronavirus irgendwann vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, sei klar: „Die Luftqualität lässt nicht erst seit Corona zu wünschen übrig.“Er weist darauf hin, dass mit der Luftqualität auch die Konzentrationsfähigkeit abnehme, was gerade in der Schule unzumutbar sei.
So fordert Kriegel, dass bei einem Umbau oder einer Sanierung nicht nur die Heizung ein Thema sein sollte: „Wir müssen dahinkommen, dass Luftreiniger ebenso bedeutend sind wie beispielsweise die Heizung. Die Industrie habe es die vergangenen 20 Jahre versäumt, sich um die Luftqualität in Innenräumen zu kümmern. Seit Juni würden Neuanlagen nun mit bis zu 80 Prozent vom Bund gefördert. Dies sieht der (FGK) als „wichtigen Schritt in die richtige Richtung“.
Zugleich bleibt der Markt schwierig, denn: Zum einen gibt es in Europa nicht unbedingt viele Hersteller von Lüftungsgeräten. Zum anderen streicht Christoph Kaup heraus, dass es derzeit wegen der Rohstoff- und Lieferengpässe auch in seiner Branche schlicht an Material mangle.
Lüften also, Durchzug bei offenen Fenstern, wird sowohl bei Unternehmen also auch in Schulen weiter auf der Tagesordnung bleiben.
Hilfreich könnte daher übrigens auch das Ergebnis einer YougovUmfrage sein: Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland, die während der Corona-Pandemie im Homeoffice gearbeitet haben, wollen demnach weiterhin im Homeoffice arbeiten. Zu Beginn der Pandemie seien es im Mai vergangenen Jahres nur 58 Prozent gewesen. Ständig zu Hause arbeiten möchte ein gutes Viertel (26 Prozent) der Befragten.