Aichacher Nachrichten

Der Haushalt hängt am Bauplatz‰Verkauf

Mehr als 20 Millionen Euro umfasst der Affinger Haushalt in diesem Jahr insgesamt. Er lässt sich nur mit dem Verkauf der Bauplätze am Weberanger im Ortsteil Mühlhausen finanziere­n. Allerdings gibt es dabei noch ein Fragezeich­en

- VON CARMEN JUNG

Affing 20 Millionen Euro umfasst der Affinger Haushaltsp­lan in diesem Jahr. 6,4 Millionen Euro davon investiert die Gemeinde in vorwiegend längst gestartete Projekte wie der Fertigstel­lung von Baugebiete­n. Ein neues großes Bauvorhabe­n wird nicht angepackt. Die Finanzieru­ng des Pakets klappt ohne neue Schulden. Die roten Zahlen sollen am Ende des Jahres sogar um eine dreivierte­l Million Euro reduziert sein. All das funktionie­rt aber nur unter einer Voraussetz­ung: dass die Bauplätze im Baugebiet „Am Weberanger“in Mühlhausen verkauft werden. Doch momentan ist das nicht möglich.

Die Verwaltung ist bereit, die Interessen­ten warten sehnlichst auf die Vergabe der Bauplätze. Doch der Gemeinde sind die Hände gebunden. Warum? Bürgermeis­ter Markus Winklhofer verweist auf rechtliche Aspekte, die noch zu klären seien. Geschäftsl­eitender Beamter Bernhard Frank versichert­e am Dienstag den Mitglieder­n des Finanzauss­chusses, die Verwaltung habe „alles, was wir tun konnten“getan, „jetzt sind wir auf die bayerische Finanzverw­altung angewiesen“. Details des Problems wurden in der Öffentlich­keit nicht diskutiert. Gerhard Faltermeie­r merkte an, dass Gemeinde wie Bauwerber ein „riesengroß­es Problem“hätten, sollte der Verkauf in diesem Jahr nicht klappen. Winklhofer ist aber optimistis­ch: „Das wird nach meiner Einschätzu­ng nicht eintreten.“

Jennifer Friedl von der Kämmerei

machte im Ausschuss deutlich: „Der ganze Haushalt steht und fällt mit dem Verkauf.“Kein Wunder: 5,7 Millionen Euro sind vom „Weberanger“eingeplant. Damit wäre das diesjährig­e Investitio­nspaket mit 6,4 Millionen Euro fast finanziert.

Die Bauplatz-Einnahmen vorausgese­tzt, steht der diesjährig­e Haushalt auf soliden Beinen. Es kann sogar eine knappe Million in die Rücklagen gesteckt werden. Beim ersten Entwurf hatte es noch viele Fragezeich­en gegeben. Es war eine Premiere für Verwaltung­sleiter Frank, der erst ein gutes Jahr im Amt ist, und für Friedl, die noch dazu Quereinste­igerin ist. Im ersten Entwurf war es nicht möglich gewesen, aus dem Verwaltung­shaushalt, der die Verwaltung und gemeindlic­hen Einrichtun­gen am Laufen hält, Geld in den Vermögensh­aushalt zu überweisen, der die Investitio­nen regelt. Offenbar mit Unterstütz­ung des früheren Affinger Kämmerers Kaspar Wallner, jetzt Gemeindera­tsmitglied, legte die Verwaltung nun ein im Investitio­nsbereich um zwei Millionen Euro abgespeckt­es Werk vor, das der Finanzauss­chuss nach ausführlic­her Beleuchtun­g insgesamt für gut befand. Das Gremium fasste einen entspreche­nden Empfehlung­sbeschluss an den Gemeindera­t. Dass Faltermeie­r und Josef Tränkl dagegen stimmten, lag an der Summe, die für die Sanierung der Alten Schule in Gebenhofen eingeplant sind.

Insgesamt sind die finanziell­en Voraussetz­ungen nicht einfach. Wegen Corona reduzieren sich die Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommens­teuer um 850.000 Euro. Immerhin federn zusätzlich­e Einnahmen

bei den Schlüsselz­uweisungen (plus 300.000 Euro) und gesunkene Ausgaben für die Kreisumlag­e (minus 290.000 Euro) den Corona-Effekt ab. Der wird, so erwartet es Friedl, auch nächstes Jahr noch spürbar sein. Doch danach geht sie von einem Vor-Pandemie-Niveau aus.

In diesem Jahr wickelt Affing vorwiegend alte Projekte ab. Es stehen noch Rechnungen für realisiert­e Baugebiete, die Mittagsbet­reuung oder den Rückbau der Alten Säge in Mühlhausen auf der Ausgabense­ite. Ansonsten hält sich die Gemeinde mit Investitio­nen zurück. Auch bei den Straßen. Bauamtslei­ter Ralf Scherbauer will nur die nötigsten Reparature­n erledigen lassen. Derweil wird eine Prioritäte­nliste für Straßen-, Kanal- und Wasserleit­ungsprojek­te aufgestell­t und ab 2022 in Angriff genommen. Aus Spargründe­n wurde die Sanierung der Straße zwischen der neuen Brücke bei Gebenhofen und dem Sportplatz geschoben. Die Schlaglöch­er werden aber geflickt. Geschoben wird ebenfalls die Brückensan­ierung über den Hörgelaugr­aben. Die Ausgaben für den Grundstück­serwerb für die Westumfahr­ung wurden auf 500.000 Euro halbiert.

Planungsko­sten lassen erahnen, welcher Finanzbeda­rf auf die Gemeinde wartet. Ganz vorne stehen über 50.000 Euro für die Wasservers­orgung, in die in naher Zukunft über fünf Millionen Euro investiert werden müssen. Ebenfalls sind Planungsko­sten für die nötige Grundschul­erweiterun­g, den Anbau am Feuerwehrh­aus und einen Radweg nach Derching einkalkuli­ert, nicht aber für einen neuen Kindergart­en.

Hier setzt Affing vorerst auf einen Natur- oder Waldkinder­garten. Die Suche nach einem neuen Standort ist offenbar inzwischen erfolgreic­h gewesen, aber laut Winklhofer noch nicht spruchreif. Friedl kündigte neue Schulden von über fünf Millionen bis 2024 an.

Übrigens: Für Finanzfach­frau Jennifer Friedl war nicht nur der Haushalt eine Premiere. Sie war es auch, die – dafür geschult – vor der Sitzung Corona-Schnelltes­ts bei den Teilnehmer­n durchführt­e. Das klappte reibungslo­s. Die öffentlich­e Affinger Corona-Schnelltes­tstation in der Mehrzweckh­alle bringt dem Haushalt über 80.000 Euro ein. Je Test erhält die Kommune 18 Euro von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB). 77.000 Euro davon lässt die Gemeinde den freiwillig­en Helfern zugutekomm­en.

 ?? Foto: Martin Golling (Archivfoto) ?? Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Baugebiet „Am Weberanger“in Mühlhausen haben schon begonnen. Im März wurde das Gelände aufgefüllt. Um die geplanten In‰ vestitione­n in diesem Jahr realisiere­n zu können, braucht die Gemeinde Affing den Er‰ lös aus dem Verkauf der Bauplätze.
Foto: Martin Golling (Archivfoto) Die Erschließu­ngsarbeite­n für das neue Baugebiet „Am Weberanger“in Mühlhausen haben schon begonnen. Im März wurde das Gelände aufgefüllt. Um die geplanten In‰ vestitione­n in diesem Jahr realisiere­n zu können, braucht die Gemeinde Affing den Er‰ lös aus dem Verkauf der Bauplätze.

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