Aichacher Nachrichten

Der Pianist Markus Kreul überschrei­tet Grenzen mit der Musik

Projekt Der Musiker und Schumann-Botschafte­r entwickelt im Lockdown Video-Podcasts. Ihm liegt eine besondere Botschaft am Herzen

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Altomünste­r Der Altomünste­rer Pianist Markus Kreul hat sich an ein Projekt gewagt, für das sonst immer die Zeit fehlte. „Als der erste Lockdown verhängt wurde, war das auch für mich wie eine Vollbremsu­ng“, sagt er in seinem Video-Podcast, den er im Rahmen der Initiative „Neustart Kultur“des Deutschen Musikrats aufgenomme­n hat. „Plötzlich gab es viel Zeit nachzudenk­en, vor allem über die Fragen wie ,Warum ist mir Musik so wichtig? Was bedeutet Musik in unserem Leben?‘.“

In vier Folgen, die ab Ende April zu sehen sind, erläutert der Pianist, der sich auch bei vielen Auftritten im Aichacher Land einen Namen gemacht hat, seinen besonderen Bezug zur Musik, spricht über Komponiste­n, die ihm besonders viel bedeuten, spielt deren Werke – und geht der Frage nach, wie er es schafft, sich in einem extrem schwierige­n Markt zu behaupten. „Musik fordert mich, ständig meine Grenzen auszuloten und zu überschrei­ten und über mich selbst hinauszuwa­chsen“, sagt Markus Kreul, der neben seiner Konzerttät­igkeit die Liedklasse am LeopoldMoz­art-Zentrum in Augsburg leitet. Er ergänzt: „Das Klavier hat mir über schwerste Stunden geholfen und mich oft genug schier verzweifel­n lassen. Doch auch nach 40 Jahren intensivst­er Beschäftig­ung mit Musik hat sie nichts von ihrer Faszinatio­n verloren. Ganz im Gegenteil.“Markus Kreul spricht in seinem Video-Podcast über die Bedeutung der Heimat, über seine eigene ebenso wie über die von Frédéric Chopin, über Ludwig van Beethoven, Franz Liszt, Leosˇ Janácˇek, über die Nationalhy­mne und den Zugang, den Menschen zur Musik haben. Es geht dabei um Heilung, Erinnerung, Wahrheit und um das nackte Überleben – dank der Kraft der Musik. Eine Folge widmet der Schumann-Botschafte­r Kreul ganz Clara und Robert Schumann.

Bei ersten Testläufen, kleinen Konzerten zwischen den Lockdowns im Sommer 2020, merkte Markus Kreul überrascht, wie direkt er die Menschen mit dem Thema und der Kombinatio­n aus Text und Musik erreicht. Als er vom Deutschen Musikrat die Möglichkei­t bekam, die Video-Podcasts aufzuzeich­nen, wollte er noch einen Schritt weitergehe­n: Als Ort wählte er das ehemalige Verstärker­amt in Pfaffenhof­en/Ilm. „Wie Musik, wie ein Konzert, wie der Podcast hat es früher Signale, Töne verstärkt, weitergele­itet, zu den Menschen gebracht“, sagt Kreul. Freunde haben das Haus kürzlich saniert und zu einem kulturelle­n Treffpunkt aufgebaut. Wo möglich, arbeitet Kreul zusätzlich mit Einspieler­n – so besuchte er den Pfarrsaal, in dem er als Kind erstmals öffentlich gespielt hat, war im Schumannha­us in Bonn und in der KZ-Gedenkstät­te Dachau zu Gast. Tontechnik und Aufnahmele­itung übernahm Heiner Kunkel, Tonmeister in Düsseldorf: „Ich fand die Idee und das Thema, zu dem ich selbst als Musiker einen Bezug habe, spannend“, sagt Kunke. Dazu sei das Szenario mit dem historisch­en und doch so modernen Verstärker­amt gekommen, der 100 Jahre alten Schiedmaye­r-Flügel und die aufwendige Bildgestal­tung. Letztere entwickelt­e Lukas Leonhardt aus Pfaffenhof­en, Filmemache­r

und Student von User Experience Design, mit Kreul. „Drei Menschen mit ganz verschiede­nen Talenten“, sagt Leonhardt, „sind da in einem großen und sehr wertvollen Projekt aufeinande­rgetroffen, jeder hat davon profitiert, jeder hat es mit seinem ganz eigenen Blick geprägt.“Markus Kreul wollte genau das erreichen: „Im Alltag erlebe ich oft, wie Menschen im Einerlei verharren und sich in die innere Immigratio­n zurückzieh­en (...) Für einen Musiker wäre das tödlich.“, sagt er der Neuen Musikzeitu­ng. „Vielleicht ist das sogar die Quintessen­z des Podcasts: Rund um Altomünste­r bei Dachau, wo ich lebe, führt ein Wanderweg mit kleinen Weisheiten. ‘Es gibt keinen Weg zum Glück. Glücklichs­ein ist der Weg’, steht da. Buddha soll das gesagt haben. Ich glaube, die Musik ist dabei ein wichtiger Schlüssel.“

Informatio­nen „Die Kraft der Musik“ist auf der Website www.diekraftde­r‰ musik.com und auf Youtube zu finden. Die nächste Episode „Heimat“erscheint am 29. April.

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Foto: M. Schwarzott Die Aufnahmen fanden im ehemaligen Verstärker­amt statt.

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