Endlich Konkurrenz für Hamilton
Die Mercedes-Dominanz könnte bald Geschichte sein. Red Bull hat das derzeit stärkste Auto im Feld und mit Max Verstappen einen Fahrer, der Weltmeister werden kann
Sakhir Sieben Jahre haben die Abstandsregeln in der Formel 1 gehalten. Mercedes hatte weit mehr als die 1,5 Meter, die nun in der Corona-Pandemie empfohlen werden, zwischen sich und die Konkurrenz gebracht. Die Kräfteverhältnisse waren so fest zementiert wie die Machtverhältnisse in der FußballBundesliga. Was die einen als Langeweile empfinden, sehen die anderen als Ausdruck großer Stärke und beharrlicher Arbeit. Hier Mercedes, da der FC Bayern als Dauergewinner. Während bei den Erfolgsteams die offenbar schwierigste Aufgabe zu sein scheint, nach verfügbaren Plätzen für die vielen Pokale zu suchen, empfindet die Konkurrenz das andauernde Verlieren als Schmach. Im besten Fall aber auch als Anreiz, endlich die Vorherrschaft zu beenden.
Nun ist in beiden Sportarten ein Brauseunternehmen auf dem besten Weg, die Platzhirsche zu ärgern und gar zu vertreiben. Oder besser gesagt als finanzstarker Partner dabei hilft, die bekannten Machtverhältnisse zu verändern. Red Bull hat beim Fußballprojekt in Leipzig mit vielen Millionen für eine gute Basis gesorgt, dank der der dortige Bundesligist nun am Samstag zu einem Spitzenspiel gegen den FC Bayern antreten und dabei die Hoffnung haben kann, bei einem erfolgreichen Ausgang ein ernsthafter Meisterschaftsanwärter zu sein.
In der Formel 1 ist Red Bull schon seit vielen Jahren ein gern gesehener Sponsor, dessen Team mit Sebastian Vettel vor der MercedesDominanz vier Mal Weltmeister geworden war. Eine Vergangenheit, die verpflichtet, wobei sich das Team zuletzt an der Aufgabe verhob, Mercedes ernsthaft herauszufordern. In diesem Jahr aber, in dem sich die Formel 1 ein neues Aerodynamikreglement auferlegte, scheint Red Bull Racing über den Winter richtig gut gearbeitet zu haben. Womöglich sogar besser als Mercedes, was das erste Formel-1-Wochenende der neuen Saison zeigte. Der von einem Honda-Motor angetriebene Red-Bull-Rennwagen war der schnellste im Feld, was nur deshalb nicht zu einem Sieg führte, weil Verstappen beim Überholversuch gegen Hamilton verbotenerweise die Rennstrecke verließ. Und weil eben dieser Hamilton im Anschluss seine ganze fahrerische Brillanz zeigte und Verstappen keine weitere Chance mehr bot. Es war also ein Auftaktsieg des Piloten – und nicht des besten Autos, was dem Briten zuletzt oftmals zum Vorwurf gemacht worden war.
In der Formel 1 deutet sich neue Spannung an, was die Fans zu den Gewinnern des ersten Wochenendes machte. „Das war eines der härtesten Rennen, das ich seit einer Weile gefahren bin“, sagte denn auch Hamilton – und er schien sich über die starke Konkurrenz ehrlich zu freuen. Ähnlich wie sein Teamchef Toto Wolff, der sagte: „Es gibt keinen besseren Sieg als einen, der hart erkämpft ist und keine bessere Meisterschaft als die, die bis ans Ende geht und es einen echten Schlagabtausch gibt, bei dem man einstecken muss und austeilen kann.“
Einstecken mussten in Bahrain vor allem die beiden deutschen Piloten. Sebastian Vettel setzte seine Pleitenserie mit Ferrari auch mit Aston Martin fort, was ihn zu einer ähnlichen Schlussfolgerung führte wie zumeist in der vergangenen Saison. „Es war ein gutes Rennen, um zu sehen, was wir verbessern müssen“, sagte er. Bleibt die Frage, wann ihm diese Verbesserungen endlich gelingen. Mick Schumacher erlebte das, was ihm häufiger bevorstehen wird. Er fuhr am Ende ein einsames Rennen, bereits in Runde 31 wurde er überrundet. Sein Auto ist nicht konkurrenzfähig. Ganz im Gegensatz zu Red Bull und Max Verstappen.